
Farben, Formen, Fließen: Die Welt des Acrylic Pouring - jetzt als Kurs in Otterndorf
Wenn Acrylfarben verlaufen, entstehen Bilder, die Geschichten erzählen. Stefanie Duczak hat sich dieser besonderen Kunst verschrieben - und bringt mit ihrer Leidenschaft für "Acrylic Pouring Fluid Art" frischen Wind in die Region Otterndorf.

Die Volkshochschule Landkreis Cuxhaven ist stets auf der Suche nach neuen Dozentinnen und Dozenten. Seit 2024 bereichert der Kurs "Acrylic Pouring Fluid Art" das Programm in Langen - und seit August nun auch im Hadelner Raum in Otterndorf. Möglich macht das die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Stefanie Duczak.
Ein neuer Farbtupfer für die VHS
"Ich freue mich, dass wir unser Kursprogramm um diese besondere Technik erweitern können", wirbt VHS-Geschäftsführerin Dr. Marie-Louise Rendant. Der Auftakt war ein Mitmachkurs zur "Nacht der Kultur" im August, bei dem rund 40 Gäste kleine Pouring-Art-Lesezeichen gestalteten - farbenfrohe Unikate, die zeigen, wie vielfältig diese Technik ist.

Vom ersten Bild zur eigenen Werkstatt
Duczak entdeckte das Pouring vor rund zehn Jahren, nachdem sie ein Werk des Künstlers Alex Zerr gesehen hatte. "Ich war versessen darauf, das auch so zu gestalten - wusste aber nicht, wie." Sie experimentierte, informierte sich, probierte aus. Heute erschafft sie Bilder mit eigener Handschrift.

Am 1. September 2025 eröffnete sie ihre Kunstwerkstatt in den ehemaligen Räumen eines Steinmetzes in Otterndorf. Dort entstehen nicht nur eigene Werke, sondern auch Kurse für alle Altersgruppen - vom monatlichen Mal-Treff ZIMWA ("Zusammen ist man weniger allein") bis zum Workshop "Im Flow und glücklich mit Acrylic Pouring".
Die Technik: Präzision im Fluss
"Pouring" bedeutet Gießen oder Schütten - und genau das passiert mit den Acrylfarben. Mehrere, jeweils dreiteilige Farbkomponenten werden so geschichtet, dass sie im Becher übereinanderliegen, ohne zu verlaufen. Silikonöl und Hitze sorgen für die charakteristischen "Zellen", nachdem ein Wellenmuster auf einer Leinwand entstanden ist.
"Von zehn Leuten schaffen es vielleicht zwei beim ersten Mal, dass es nicht einfach verläuft", weiß Duczak. Erfahrung, Geduld und ein gutes Auge für Konsistenz sind entscheidend. Die Haupttechniken sind Wellenformen und Zellenstrukturen - abstrakte Farbwelten, die beim Kippen der Leinwand entstehen.
Kunst mit Haltung - und Humor
Duczak arbeitet nachhaltig: Handschuhe werden mehrfach genutzt, alte Stoffreste dienen zum Abwischen, nicht mehr brauchbare Farbe wird in Katzenstreu entsorgt. "Material wird genutzt, bis es nicht mehr geht. Eigentlich bin ich eine Öko-Tante", sagt sie lachend über sich selbst.
Zwischen Perfektion und Loslassen
Früher Oberstudienrätin, kann Duczak nicht vermeiden, ihre Werke innerlich zu "benoten". Doch Perfektionismus ist nicht ihr Ziel. "Jedes Bild kann man retten", betont sie. Manchmal liegen Werke ein bis zwei Jahre, bevor sie fertiggestellt werden. Ergänzungen - ob mit Pinsel, Spachtel oder neuen Farbflächen - gehören für sie dazu.
"Ich bin wirklich die Künstlerin, die mit sich kämpft bei der Fertigstellung der Bilder", weiß die VHS-Dozentin. Ein Bild, das an einen Unterwasservulkan erinnert, ergänzte sie mit Blasen, "weil mir die Stellen zu hell waren".

Kurse für jedes Alter
Ihre Workshops sind offen für alle Generationen. Die jüngste Teilnehmerin war sieben Jahre alt. Besonders in Erinnerung blieb ihr ein Kindergeburtstag mit 14 Mädchen: "Es war ein Fest - und jedes Mädchen hat zwei Bilder geschaffen."
Preise und Wertschätzung
Die Künstlerin kalkuliert nach dem "Künstlerfaktor": Breite plus Höhe in Zentimetern, multipliziert mit einem Faktor zwischen 1 und 2,5. Ein kleines Bild (40x30 Zentimeter) kostet etwa 70 Euro, größere Formate entsprechend mehr. Allein das Material für ein großes Werk mit Rahmen liegt bei rund 130 Euro.
Seit Ende 2022 hat sie nach eigenen Angaben 70 bis 80 Bilder verkauft. "Jedes Auge findet eine Geschichte in den Bildern", philosophiert sie - und genau das macht ihre Kunst so zugänglich.
Mehr als nur Farbe auf Leinwand
Für Stefanie Duczak ist Acrylic Pouring mehr als eine Technik. Es ist ein Prozess, der Menschen zusammenbringt, Kreativität freisetzt und den Blick für Details schärft. "Es geht um die positive Zeit mit sich und den anderen beim Erschaffen der Kunstwerke."
Von Max Martin Rahn