Gasthaus "Zur Schleuse" in Otterndorf: Verwaltung und Politik reagieren auf Vorwürfe
Otterndorf. Verwaltung und Politik der Stadt Otterndorf haben auf die Anschuldigungen der Eigentümer des alten Gasthauses "Zur Schleuse" reagiert. Die Investoren hatten der Stadt vorgeworfen, sie habe das Bauprojekt "bewusst torpediert".
"Es ist kompliziert" - so könnte man den "Beziehungsstatus" zwischen den Eigentümern des denkmalgeschützten ehemaligen Gasthauses "Zur Schleuse", Frauke und Mark Thimm, und der Stadt Otterndorf beschreiben. Ihre ursprünglichen Pläne, in der alten Fischerkneipe, feste Wohnungen zu realisieren, haben die Investoren aus Nordleda aufgegeben, weil sie sich von der Stadtverwaltung getäuscht fühlen. Die Verwaltungsspitze unter dem ehemaligen Stadtdirektor Harald Zahrte habe das Projekt "bewusst torpediert" mit dem Ziel, die "Schleuse" selbst für die Stadt beziehungsweise die städtische Tochter, die Hadler Bau, zu erwerben, behaupten die Thimms.
Stadtdirektor Frank Thielbeule, Nachfolger von Harald Zahrte, hat nun mit einer Stellungnahme auf die Vorwürfe reagiert. Er sehe die Vorhaltungen hinsichtlich mangelnder Unterstützung als "gänzlich unbegründet" an und kann auch den Vorwurf, dass die Pläne von der Stadt torpediert worden seien, nicht nachvollziehen. "Ganz im Gegenteil hätten wir uns nach den verschiedenen Anläufen und den in den vergangenen Jahren mehrfach von der Stadt unterstützten Vorhaben eine sehr viel zeitigere Umsetzung der Sanierung erhofft, damit das Ortserscheinungsbild an dieser Stelle wesentlich ansehnlicher gestaltet wird", so Thielebeule. Der Stadtdirektor schickt aber auch versöhnliche Worte in Richtung der "Schleusen"-Eigentümer: Er freue sich, "dass nach Erteilung der Baugenehmigung die Sanierung des Gebäudes jetzt endlich umgesetzt werden kann und an dieser Stelle in hoffentlich absehbarer Zeit ein wunderschön saniertes historisches Gebäude den Ort zieren wird."
Die Stadt habe sich in den vergangenen Jahren sehr intensiv mit den angedachten Sanierungsmaßnahmen befasst, sich mehrfach befürwortend positioniert und zu mehreren Vorhabenbeschreibungen zwischen 2018 und 2021 das gemeindliche Einvernehmen erteilt. "Diese vom Eigentümer eingebrachten Bauvoranfragen und Bauanträge wurden aber jeweils vom Eigentümer selbst wieder zurückgezogen. Somit wurden die von der Stadt unterstützten Sanierungsmaßnahmen durch den Eigentümer mehrfach selbst wieder verworfen", sagt Frank Thielebeule.
Der bisherige Zustand war nicht mehr tragbar
Und wie reagiert die Politik auf die Entwicklung an der "Schleuse" und die Vorwürfe gegenüber der Stadtverwaltung? Malte Hinck, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Otterndorfer Stadtrat, freut sich dass "endlich etwas passiert" im Bereich der ehemaligen Gaststätte. "Der bisherige Zustand war schon lange nicht mehr tragbar." Auch wenn der Weiterbetrieb einer Gaststätte optimal gewesen wäre, sei auch der Bau von Ferienwohnungen zu begrüßen. "Es war immer Ziel der Stadt eine touristische Nutzung in diesem Bereich weiter zu stärken", so Hinck. Die Vorwürfe der Eigentümer in Richtung Stadt könne er aber nicht nachvollziehen: "Es gab seitens Rat und Verwaltung immer Unterstützungsangebote und auch vorwiegend positive Signale zu verschiedenen Projekten, die dann leider bisher nicht umgesetzt wurden."
Peter Martin Stelzenmüller, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und Vorsitzender des Otterndorfer Bauausschusses, sagt: "Um dieses historisches Gebäude zu erhalten, sind wir über jede private Investition glücklich." Gern hätte er aber eine Einbeziehung in den politischen Gremien seitens des Investors gesehen. Und als Fraktionsvorsitzender der Grünen: "Wir hätten uns weiterhin ein gastronomisches Objekt gewünscht."
Auch Carsten Nickel von der FDP-Fraktion sagt: "Gastronomie wäre natürlich schön gewesen." Aber in Deutschland mit seiner "ausufernden Bürokratie" und den "zum Teil wahnwitzigen Auflagen" sei ein solches Vorhaben kaum umzusetzen. Nickel wünscht den Investoren " gutes Gelingen" und freut sich "auf eine Aufwertung dieses für Otterndorf so wichtigen touristischen Eingangsbereichs."
Ratsfrau Susann Rennebeck, Mitglied der SPD/Grünen-Gruppe, stimmt der Kritik der Investoren zum Teil zu und zeigt sich "höchst irritiert über die geschilderten Umstände, die das Projekt begleitet haben". Thomas Bullwinkel, Vorsitzender der CDU-Fraktion, ist glücklich, "dass der Stillstand endlich zu Ende ist." In der Vergangenheit habe es von seiner Seite verschiedene Gespräche mit der Familie Thimm gegeben und es seien unterschiedliche Unterstützungsmöglichkeiten angesprochen worden, sagt Bullwinkel. Auch er hätte sich für die historische Immobilie eine Gastronomie-Lösung gewünscht, zeigt sich grundsätzlich aber zufrieden, "dass das Gebäude nun schlussendlich erhalten bleibt und nicht weiter dem Verfall unterliegt."