Griffelkunst-Vereinigung feiert 100 Jahre: Ausstellung in Otterndorf eröffnet
Zum 100-jährigen Jubiläum der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg präsentieren renommierte Künstler in Otterndorf ihre Werke. Die Ausstellung im Museum gegenstandsfreier Kunst (MgK) lädt ein, die Entwicklung der Druckkunst zu erleben.
Otterndorf. Zur Vernissage in die Galerie der Stadtscheune Otterndorf kamen so viele Menschen, dass weitere Stühle aufgestellt werden mussten. Zum 100-jährigen Jubiläum der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg präsentiert das Museum gegenstandsfreier Kunst (MgK) in enger Zusammenarbeit mit der Griffelkunst-Gruppe Otterndorf die Vielfalt der gegenstandsfreien Druckgrafik der letzten 100 Jahre.
Nach der Begrüßung von Friedhelm Ottens, Erster Kreisrat und Stellvertreter des Landrats, blickte Dr. Dirk Dobke, Geschäftsführer der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg, auf die 100 Jahre zurück. Die Idee, allen Kunst zugängig zu machen, Kunst sollte kein Vermögen kosten, kam von Johannes Böse. Er entschied sich, Techniken anzubieten, bei denen der Künstler selbst den Druckträger mit seiner eigenen Arbeit versieht. Traditionell gehören dazu Radierungen und ihre verwandten Tiefdrucktechniken. Ebenso Flachdrucke, Lithografie sowie Holzschnitte als Hochdruck. Mit 75 Mitgliedern gründete er den Verein 1925 und schaffte es, ihn über den Krieg zu erhalten. Heute zählt der Verein, den es weltweit kein zweites Mal gibt, 4500 Kunstbegeisterte. Eine Jury entscheidet darüber, welche Werke den Mitgliedern angeboten werden.
Neben Talenten aus aller Welt ist das Angebot der Griffelkunst hochkarätig. Gerhard Richter, Horst Janssen, Oskar Kokoschka, Sigmar Polke und Tom Hops sind nur einige Künstler, die für die Griffelkunst gearbeitet haben.
Dr. Dirk Dobke sieht den Verein in der Verantwortung, Kulturtechniken, wie Radierung, Holzschnitt und Lithografie zu erhalten, wobei digitale Drucktechniken heute zunehmen.

Gilde der glücklichen Sammler
Zum ersten Mal gab es mit der 51. Sonderausstellung der Ausstellungsgruppe Otterndorf, die 90 Mitglieder zählt, eine gemeinsame Ausstellung mit dem Museum gegenstandsfreier Kunst. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Otterndorf werden regelmäßig die halbjährlich stattfindenden Wahl-Ausstellungen der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg von der Ausstellungsgruppe Otterndorf in der Galerie in der Stadtscheune gezeigt. Kuratiert, aufgebaut und betreut werden die Ausstellungen ehrenamtlich von Klaus Wycisk, als Gruppenleiter der Ausstellungsgruppe Otterndorf, Klaus Mildner und seit einigen Jahren Jürgen Nowotny.
Kunst soll den Blick schärfen
Die neue Ausstellung ist in unterschiedliche Bereiche und zwei Ausstellungsorte unterteilt. Spielerische Gegenüberstellungen zwischen lyrisch, abstrakten und flächigen Werken schaffen neue Dialoge. In der Galerie in der Stadtscheune sind die älteren Werke zu sehen, wie sechs Lithografien von Fred Sandbeck sowie Siebdrucke von Sigmar Polke oder konkrete Kunst vom Schweizer Max Bill.
Im MgK werden im oberen Stockwerk thematisch geordnete Kunstwerke gezeigt, die das gesamte Spektrum grafischer Ausdrucksformen abdecken. Die Idee von Johannes Böse, Menschen durch die Kraft der Kunst zusammenzubringen, hat auch nach 100 Jahren immer noch Bestand.
Infos zum MgK
Von Heidi Giesecke