
Nach Unfall vor der Grundschule in Otterndorf: Kinder üben den sicheren Schulweg
Als Fußgänger sicher durch den Verkehr zu kommen, ist nicht kinderleicht. Tipps dazu bekamen Otterndorfer Grundschüler von der Polizei. Im Mittelpunkt des Trainings: der Zebrastreifen an der Großen Ortstraße, wo es kürzlich zum Unfall gekommen war.
Die Mädchen und Jungen der Otterndorfer Grundschule sind aufgeregt. Wann läuft man schon mit einer echten Polizistin zur Schule? Birte Heimberg, Verkehrssicherheitsberaterin bei der Polizeiinspektion Cuxhaven, führt die Kinder zum Zebrastreifen an der viel befahrenen Großen Ortstraße. In Zweierreihen stellen sich die Erstklässler an den Fußgängerüberweg, strecken die Hand aus und suchen den Blickkontakt zu den Autofahrern. Sie tragen gelbe Warnwesten, die die Verkehrswacht spendiert hat.
Zur Lernstunde gehört auch: Vor jedem Überqueren der Straße erst nach links, dann nach rechts, und abschließend noch einmal nach links schauen. Erst, wenn sie sich wirklich sicher fühlen, gehen die Kinder über die Fahrbahn.
Für Schulleiterin Elisabeth Baumann ist diese Verkehrslehrstunde ein wichtiger erster Schritt für eine sichere Mobilität im Alltag der Kinder: "Die Schüler sollten den Weg selbstständig gehen", findet Baumann. "Das geht, wenn der gesamte Ort und der gesamte Verkehr mitdenken und wenn wir gemeinsam Verantwortung für Kinder übernehmen."
Anwohner kritisieren Verkehrssituation an der Großen Ortstraße
Nicht jeder Autofahrer hält sich an diesem Vormittag an das Tempolimit von 50 km/h. Die Schülerinnen und Schüler und Birte Heimberg kommentieren das mit einem lauten "Buh". Anwohner kritisieren schon lange die Verkehrssituation an der Großen Ortstraße und fordern Tempo 30. Anja Riechmann, Vorsitzende des Schulelternrats der Grundschule Otterndorf, und Schulleiterin Elisabeth Baumann unterstützen diese Forderung.
Unfall in Otterndorf: Junge vor der Schule angefahren
Wie brenzlig die Lage manchmal ist, hat sich im Januar gezeigt, als ein elfjähriger Junge beim Überqueren des Zebrastreifens von einem Auto angefahren und leicht verletzt wurde. Die Chancen für eine Herabsenkung auf Tempo 30 sind aktuell jedoch gering. Sowohl die zuständige Verkehrsbehörde des Landkreises Cuxhaven als auch die Polizei kommen zu dem Schluss, dass die rechtlichen Möglichkeiten für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 nicht gegeben seien. Die Große Ortstraße sei kein Unfallschwerpunkt.
Generell sei die gegenseitige Rücksichtnahme das A und O im Straßenverkehr, sagt Verkehrssicherheitsberaterin Birte Heimberg. Sie appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, ihre Emotionen zurückzufahren. "Wenn jeder etwas mehr zurücksteckt, würde es auf den Straßen viel harmonischer zugehen." An die Eltern gerichtet, wirbt sie dafür, die übergebenen Warnwesten den Kindern morgens auch anzuziehen. "Sie erhöhen die Sichtbarkeit deutlich."