Alle packen gemeinsam an: Jedes Jahr werden die selbstgemalten Flaggen zum Weltkindertag vor dem Otterndorfer Rathaus gehisst. Foto: Grell
Alle packen gemeinsam an: Jedes Jahr werden die selbstgemalten Flaggen zum Weltkindertag vor dem Otterndorfer Rathaus gehisst. Foto: Grell
Küstenmarathon zum Weltkindertag

Kinder zeigen seit 29 Jahren Flagge: Der Weltkindertag in Otterndorf fest verankert

von Tim Larschow | 08.09.2025

Beim 25. Küstenmarathon, am 21. September, steht nicht nur der Sport im Mittelpunkt, sondern auch der Weltkindertag. Schon eine Woche vor dem großen Ereignis wird in Otterndorf eine Tradition gepflegt, die älter ist als der Marathon selbst.

Seit Jahrzehnten nutzen Kindergärten und Tagesstätten die Woche vor dem Weltkindertag, um auf die Rechte der Kleinsten aufmerksam zu machen - und nun auch die Grundschule Otterndorf.

Am Montagmorgen trafen sich die 25 Kinder der Klasse 4C der Grundschule Otterndorf mit ihrem Lehrer Fabian Gogolin im Werkraum. Auf dem Stundenplan standen nicht Rechnen oder Deutsch, sondern die zehn wichtigsten Kinderrechte der UN-Kinderrechtskonvention. "Als Motto für unsere Fahne haben wir die Bildung gewählt", erklärt ein Schüler. Die Kinder überlegten gemeinsam, wie sie ihr Banner gestalten könnten. "Wir wollen Dinge darauf malen, die man für die Schule braucht", erklärte eine Schülerin. Den kreativen Entwurf für die Fahne übernahmen Mirja und Maya, die in ihrer Klasse die künstlerische Leitung hatten.

So entstanden rund um das in bunten Buchstaben geschriebene Kinderrecht "Bildung", zahlreiche Zeichnungen. Dieses Recht besagt: "Die Schulbildung an den Grundschulen ist kostenlos und für alle Vertragsstaaten verbindlich. Weitere Schulausbildung soll jedem Kind zugänglich sein." Doch während in Deutschland Schulpflicht bis 18 Jahre besteht, endet der Unterricht in vielen anderen Ländern schon nach vier Jahren. "Wir wollen uns, wenn das Banner fertig ist, im Unterricht auch damit beschäftigen, wie es mit den Kinderrechten in anderen Ländern aussieht", so Gogolin. Doch was ist der Anlass für die Aktion?

Auch 29 Jahre nachdem die ersten Flaggen vor dem Otterndorfer Rathaus gehisst wurden, setzen sich die Kinder der Stadt noch immer mit ihren Rechten auseinander - unter anderem an der Grundschule Otterndorf. Foto: Larschow

Bunte Fahnen aus Bettlaken vor Rathäusern

Bereits 1996 setzte der Deutsche Kinderschutzbund im Landkreis Cuxhaven mit dem Motto "Kinder zeigen Gesicht" ein Zeichen. Damals gestalteten Hunderte Kinder im gesamten Kreisgebiet bunte Fahnen aus Bettlaken, die sie vor Rathäusern hissten. Damit machten sie auf Themen wie Kinderarmut aufmerksam. Aus dieser Idee entstand eine Tradition, die bis heute lebendig ist.

Drei Jahre später knüpften acht Erzieherinnen des Otterndorfer DRK-Kindergartens an diese Initiative an. Sie bereiteten sich monatelang auf ein besonderes Projekt vor: den ersten Küstenmarathon zum Weltkindertag, der im September 2000 im Rahmen der 600-Jahr-Feier der Stadt Otterndorf Premiere feierte. Inspiriert durch ein NEZ-Interview mit dem damaligen Kinderschutzbund-Landesvorsitzenden Johannes Schmidt entstand die Idee, einen Lauf für die Rechte der Kinder zu organisieren. Beim traditionellen Marsch zum Rathaus trugen die Erzieherinnen T-Shirts mit der Aufschrift: "Wir trainieren! Küstenmarathon für die Rechte der Kinder."

In den folgenden Jahren gehörten selbstgestaltete Fahnen von Kindergärten und Schulen zum festen Bestandteil des Weltkindertages. Besonderer Höhepunkt für die Jüngsten ist seit 2002 der Bambini-Marathon über 421,95 Meter. Bereits im Folgejahr nahmen fast 200 Kinder teil - neben dem Otterndorfer DRK-Kindergarten auch der St.-Severi-Kindergarten sowie die Kindergärten aus Wanna und Wingst. Im Jahr 2004 waren es schon drei Fahnen von mehreren Kindergärten, und auch in diesem Jahr wird die Tradition fortgesetzt: Am Dienstag, 16. September, werden die farbenfrohen Flaggen vor dem Rathaus gehisst - und zum ersten Mal auch eine von der Grundschule.

Am 21. September werden dann wieder Tausende in Otterndorf durch die Straßen laufen - beim mittlerweile 25. Küstenmarathon, der von Beginn an nicht nur sportlich geprägt war, sondern mit der Forderung nach der Anerkennung der Kinderrechte verbunden ist.

Die Kinder des Otterndorfer DRK-Kindergartens bei den Vorbereitungen zum "Weltkindertag" 1996. Foto: Rohde.

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

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