
Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf: Millionen-Defizit und Fachkräftemangel
Das Krankenhaus Land Hadeln kämpft trotz kleinerer Erfolge weiter mit Defiziten. Die strukturelle Unterfinanzierung und der Fachkräftemangel stellen den Landkreis Cuxhaven als Gesellschafter vor große Herausforderungen.
Es leider traurige Realität, dass Krankenhäuser chronisch unterfinanziert sind. Bund, Land und Kostenträger tragen nur unzureichend dazu bei, dass Kliniken auskömmlich sind und ihren Investitionsbedarf decken können. Das trifft auch auf das Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf zu.
Dem Kreistag wurde kürzlich der Jahresabschluss für 2024 präsentiert. Er weist - wenig überraschend - einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 6,167 Millionen Euro aus. Das Defizit kommt nicht von ungefähr und speist sich aus einer ganzen Reihe von Faktoren. Doch es gibt auch ein paar gute Nachrichten für die Klinik. In unbeständigen Zeiten und zurückliegenden turbulenten Jahren ist das Krankenhaus nach wie vor auf der Suche nach Kontinuität. Insbesondere die laufende Krankenhausreform bestimmt die Rahmenbedingungen.
Defizit fiel um 773.000 Euro geringer als geplant aus
Konstanz und wirtschaftlichen Fortschritt verspricht sich der Gesellschafter Landkreis Cuxhaven, der den Anteil von 25,1 Prozent der Samtgemeinde Land Hadeln am 10. April dieses Jahres übernommen hat, von der Besetzung der Unternehmensleitung durch Jennifer Schroth als Geschäftsführerin. Tatsächlich fiel das Defizit um 773.000 Euro geringer als geplant aus. Zudem wies das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in der Cuxhavener Rohdestraße einen kleinen Überschuss von 53.000 Euro aus - nach einem Fehlbetrag von 384.000 Euro im Jahr 2023.
Die Krankenhausgesellschaft verzeichnete 2024 eine Steigerung der Umsatzerlöse um 1,448 Millionen Euro, der vor allem auf einen Anstieg des so genannten Landesbasisfallwerts zum 1. Januar 2024 zurückzuführen ist. Der Basisfallwert ist der Basispreis für die einzelnen DRG-Leistungen (diagnosebezogene Fallgruppe). Er wird in jedem Bundesland zwischen den Vertragsparteien auf Landesebene ausgehandelt.
Weniger Honorarkräfte, mehr regulär Beschäftigte
Ein entscheidender Faktor zur Verringerung des Kostenaufwands ist die beabsichtigte Reduzierung der Honorarbeschäftigten im ärztlichen und pflegerischen Bereich um rund 600.000 Euro. Auf der anderen Seite stieg die Zahl der Vollkräfte auf rund 175. Die gesamten Personalkosten stiegen bedingt durch Neueinstellungen, die Umstellung der Vergütung auf den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) und Inflationsausgleichszahlungen um rund 2,2 Millionen Euro.
Fast 1,6 Millionen Euro wurden 2024 in die Klinik investiert, in erster Linie in die Endoskopie, in den Tausch eines Computertomographen sowie in die Umsetzung der digitalen Patientenakte. Gleichwohl hält der Investitionsstau weiter an. Dass hier die Landespolitik für Abhilfe sorgt, erwartet der Landkreis nicht. Dabei steht die deutsche Krankenhauslandschaft unter massivem Druck. Die strukturelle Unterfinanzierung machen den Kliniken ebenso zu schaffen wie der Fachkräftemangel.
Unterdessen haben Klinikleitung und Landrat Thorsten Krüger kürzlich während einer Mitarbeiterversammlung angekündigt, dass mehrere Bereiche unter die Lupe genommen würden, um Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen herbeizuführen (wir berichteten). Vor dem Hintergrund der Unwägbarkeiten der Krankenhausreform würden zudem vorerst nur offene Stellen wiederbesetzt und auch die geplante Erweiterung des Operationsbereichs werde aufgeschoben.
Auslastung der Klinik ist leicht angestiegen
Im Jahr 2024 zählte das Krankenhaus 3840 stationäre Fälle, weniger als im Jahr davor. Ursache sei vor allem die zunehmende Ambulantisierung der medizinischen Leistungen. Zudem wirkte sich der langfristige ärztliche Ausfall der Wirbelsäulenchirurgie negativ auf die Fallzahlen aus. Gleichwohl gab es einen leichten Anstieg bei der Auslastung auf 68 Prozent. Doch auch hier gibt es noch reichlich Spielraum nach oben.
Klar ist aus Sicht des Gesellschafters, dass der Landkreis auch in den kommenden Jahren erheblich zubuttern muss, um den Klinikbetrieb aufrechtzuerhalten. Damit gehen erhebliche Belastungen des Kreishaushalts einher. Völlig unklar ist zu diesem Zeitpunkt, wie sich die künftige Vergütung nach Leistungsgruppen ab 2027 sowie die Vorhaltefinanzierung im Rahmen der Krankenhausreform auswirken wird. Dass sich mittelfristig etwas an der wirtschaftlichen Situation ändern wird, daran wagt im Kreishaus und in der Geschäftsführung niemand zu glauben. Übergeordnetes Ziel bleibe es jedoch, den Standort Otterndorf mit dem Klinikbetrieb als Grund- und Regelversorger langfristig in hoher Qualität zu sichern.