Auf ein Eis ins Café Brüning: Das Traditionshaus am Otterndorfer Kirchplatz ist seit vielen Jahren beliebter Anlaufpunkt für Einheimische und Urlauber gleichermaßen. Doch das Café ist in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Foto: Mangels
Auf ein Eis ins Café Brüning: Das Traditionshaus am Otterndorfer Kirchplatz ist seit vielen Jahren beliebter Anlaufpunkt für Einheimische und Urlauber gleichermaßen. Doch das Café ist in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Foto: Mangels
Traditionsbetrieb

Nach Insolvenz: Wie geht es mit dem Café Brüning in Otterndorf weiter?

von Christian Mangels | 22.03.2024

"Jetzt erst recht", sagt Andreas Vogel bestimmt. Nachdem das Café Brüning in Otterndorf in die vorläufige Insolvenz gerutscht ist, zeigt sich der Cuxhavener Gastronom fest entschlossen, das Traditionshaus am Kirchplatz wieder auf Kurs zu bringen.

Zwei Mäuse fallen in einen Topf mit Sahne. Die erste gibt schnell auf und ertrinkt. Die zweite aber strampelt mit aller Kraft weiter. Mit Erfolg: Die Sahne wird zu Butter und die Maus überlebt. Diese Geschichte erzählt Andreas Vogel gern, wenn es um seine aktuelle Situation geht. "Natürlich möchte ich lieber die zweite Maus sein", sagt der Gastronom.

Schwierige Monate liegen hinter dem Café- und Restaurantbetreiber aus Cuxhaven. Im Februar hatte das Amtsgericht Cuxhaven ein vorläufiges Insolvenzverfahren über das Vermögen der Café Brüning Cuxhaven GmbH eröffnet. Seitdem leitet Vogel die Geschäfte zusammen mit dem Insolvenzverwalter Jan M. Antholz und wird darüber hinaus tatkräftig von dem Verpächterpaar Ines und Olaf Brüning unterstützt. "Es wäre dumm, auf diese jahrzehntelange Erfahrung zu verzichten", sagt der Unternehmer. Der Café-Betrieb läuft derweil ganz normal weiter.

Spät geliefertes Kassensystem sorgte für "Riesenchaos"

Im Gespräch mit unserem Medienhaus räumt Andreas Vogel Fehler ein. "Wir haben bei vielen Dingen nicht genug aufgepasst, zum Beispiel bei der Personalplanung." Die Mitarbeiter seien am Anfang nicht genügend trainiert gewesen. Der sehr späte Eröffnungstermin im Sommer 2023 und das zu spät gelieferte Kassensystem hätten für "ein Riesenchaos" gesorgt. Die stark angestiegenen Kosten für Lebensmittel und Energie und eine insgesamt schwache Konjunktur bereiteten zusätzliche Probleme. "Wir sind einfach ins kalte Wasser gesprungen und das Wasser war an manchen Stellen wirklich sehr kalt", blickt Vogel auf die anfänglichen Schwierigkeiten zurück.

Ein Monat nach Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens sieht Andreas Vogel das in Schieflage geratene Café bereits auf einem guten Weg. Einige Veränderungen seien auf den Weg gebracht, angefangen bei der einheitlichen Kleidung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis hin zum "Eiskugeltraining" für neue Kollegen. "Jede Eiskugel muss eine bestimmte Größe, eine bestimmte Form und ein bestimmtes Gewicht haben", so Vogel. Für Ostern sei ein großes Frühstücksbüffet geplant.

Die Öffnungszeiten des Cafés werden angepasst und "effektiver gestaltet", wie Vogel ankündigt. So habe eine Auswertung des Kassensystems ergeben, "dass zwischen 19 und 20 Uhr nichts mehr passiert". Für die Hochsaison wollen sich Vogel und sein Team aber eine gewisse Flexibilität bei den Öffnungszeiten bewahren, etwa wenn Veranstaltungen auf dem Kirchplatz stattfinden.

Personell sei das Café gut aufgestellt, auch wenn die frühere Betriebsleiterin nicht mehr zum Team gehöre, wie Vogel berichtet. In keinem seiner Betriebe habe er ein Personalproblem. "Allein in der vergangenen Woche haben wir 15 neue Aushilfen gewinnen können."

Ein großes Angebot an Cafés und Bäckereien

"Wir wollen, dass das Café Brüning wieder der gesellschaftliche Mittelpunkt des Ortes wird", sagt Andreas Vogel entschlossen. Dass es in Otterndorf mittlerweile ein großes Angebot an Cafés und Bäckereien mit Cafébetrieb gibt, sieht er dabei nicht als Problem. Im Gegenteil: Er spricht von einem "angenehmen Miteinander". Es handele sich um Kollegen, nicht um Konkurrenten. 

Der Gastronom Andreas Vogel will das Café Brüning wieder auf Kurs bringen. Foto: Potschka

Andreas Vogel betreibt neben dem Otterndorfer Café Brüning mehrere Restaurants in Cuxhaven und Bremerhaven, unter anderem das "Hus op'n Diek" und das "Oberdeck". Das "Hus op'n Diek" nahe der Alten Liebe habe ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt, gibt sich Vogel zufrieden, das "sieht ganz gut aus". Das "Oberdeck" - die ehemalige Seglermesse - werde zurzeit umgebaut. Vogel will dort in Kürze mit einem neuen, italienischen Konzept durchstarten. Ursprünglich war die Eröffnung für Ostern geplant, aber aufgrund von Lieferschwierigkeiten für die Küchentechnik wird es nun wohl erst Mitte April losgehen.

Der Gastronomie-Unternehmer führt außerdem das "Cutters Ribhouse" in Bremerhaven, ein Event-Lokal im Western-Saloon-Stil, und will den "Grillmaster" in Cuxhaven wieder in Schwung bringen.

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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