Nacht der Kultur in Otterndorf: Genuss, Begegnungen und Musik unter freiem Himmel
Bei der Kulturnacht in Otterndorf gab es spannende Einblicke in historische Welten und vielfältige Kunst- und Musikangebote. Sie zogen die vielen Besucher in ihren Bann.
Fast schon hatte dies mediterranen Flair. Auf Kirch- und Rathausplatz nutzten zahlreiche Besucherinnen und Besucher Freitagabend (29. August 2025) das schöne Spätsommerwetter und die Gelegenheit, sich dort draußen zu treffen und bei dem einem oder anderen Snack und Kaltgetränk zu klönen und in der Nähe ganz niederschwellig kulturellen Einrichtungen eine Stippvisite abzustatten.
Nicht nur die ansässige Gastronomie, sondern auch die Kirche, das Mahlwerk oder Initiativen wie der Kita-Förderverein am Medembogen boten Gelegenheit zur zwanglosen Zusammenkunft. Zur Nacht der Kultur hatten Otterndorfer Museen und Kulturinstitutionen geladen und ein buntes Programm auf die Beine gestellt, das zahlreiche Besucherinnen und Besucher zum Bummeln durch Otterndorf bewegt.

Vielfalt war angesagt
Das Veranstaltungsangebot war vielfältig und reichte von der Hausboot-Besichtigung, der historischen Feuerwehrsammlung oder der Puppenstube über gegenstandsfreie Kunst im Museum und bei der Griffelkunst bis hin zu Mitmachaktionen von Pouring Art bei der VHS oder Button-Gestaltung in der Stadtscheune. Musikalisch gab es Gitarre mit Gesang in Marco Altenhoff, Orgelklänge, bis zum Gospelchor The Cheerful etwas auf die Ohren.

Im Kranichhhaus erhielten die Gäste hautnah Einblicke in die Welt des Bürgertums im 18. Jahrhundert. Cassandra und Christian Schild aus Hildesheim luden zu einer Zeitreise ins frühe 19. Jahrhundert, boten Geschichte zum Anfassen - und dies sogar über den Freitagabend hinaus, weil sie auch am Sonnabend den Alltag eines bürgerlichen Paares um 1820 veranschaulichten und dabei auf so kuriose Gegenstände wie ein zangenartiges Gebilde zum Handschuhanziehen oder ein auf Französisch besticktes Strumpfband dabei hatten. Dem Ehepaar gefielt es so gut in Otterndorf, dass sie sogar eine weitere Nacht im Hotel buchten.
Begutachtungen erneut ein Renner
Als ein regelrechter Renner entwickelten sich im Kranichhaus wieder Olaf Rennebecks Begutachtungen von Silber, Porzellan, Gemälden und anderen antiken Schätzchen. Wer eine kostenlose Expertise haben wollte, musste an diesem Abend von Beginn an Wartezeit in Kauf nehmen. Es waren wertvolle Raritäten darunter, aber das eine oder andere Kunstwerk entpuppte sich auch als Kaufhausware.

Im Johann-Heinrich-Voß-Museum begrüßte Dr. Kerstin Gräfin von Schwerin einen besonderen Gast. Der Autor und Drehbuchschreiber Alexander Häusser beteiligte sich aktiv an der Kulturnacht und gab Einblicke in sein Schaffen. Der in Hamburg lebende gebürtige Reutlinger war im Jahr 2012 Stadtschreiber in Otterndorf und erinnert sich gern an diese Zeit zurück. So war seine Freude groß, als er im Zuge des 625. Stadtgeburtstags die Einladung erhielt, einen Monat lang wieder Gast im Gartenhaus am Süderwall zu sein. Im Voß-Haus gab er Einblicke, wie seine eigene Biografie Einflüsse auf seine Arbeit hat. "Mit roter Tinte schreiben" nannte er diese Exkurse, warum sich die Farbe Rot sowohl auf die buchhalterische Bedeutung beziehe, aber auch dafür stehe, "mit Herzblut zu schreiben". Wie er eigene biografische Erinnerungen und Betrachtungen in seine Romane fließen lässt, verriet Häusser. So entstehe eine Mischung aus Erlebtem und Fiktivem.

Zahlreiche Mitwirkende
Erneut bewies der gute Zuspruch, dass die Nacht der Kultur eine feste Größe im Veranstaltungsprogramm darstellt und welche Vielfalt die kleine Stadt Otterndorf tatsächlich zu bieten hat. Sie lebt aber vor allem von den zahlreichen Menschen, die sich dafür mit Herz und Elan einbringen - Hauptberufler ebenso wie die vielen engagierten Ehrenamtler.
