Otterndorf feiert 625 Jahre mit Musik, Mitmachaktionen und Bummelmeile
Die Stadt Otterndorf feiert sein Stadtjubiläum mit buntem Programm: Musik, Flohmarkt, Kinderspaß und Mitmachaktionen lockten hunderte Gäste an. Auch aus der Partnerstadt Penzlin reisten Besucher an. Was der Tag zu bieten hatte, mit Fotos.
Von Bengta Brettschneider und Maren Reese-Winne
Wenn alte Mauern erzählen könnten, würden sie von Kaufleuten und Fischern berichten, von Sturmfluten und Stolz, von Wandel und Zusammenhalt. Otterndorf - erstmals 1261 urkundlich erwähnt - war einst der Hauptort des Landes Hadeln. Als Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg der kleinen Stadt im Jahr 1400 die Stadtrechte verlieh, legte er den Grundstein für eine Geschichte, die heute, 625 Jahre später, lebendig gefeiert wird. Im Jubiläumsjahr 2025 blickt Otterndorf zurück - und feiert zugleich das Hier und Jetzt mit all seinen Menschen, Geschichten und Begegnungen.


Begrüßung und Einstimmung vor Traumkulisse
Schon bevor der Festumzug zum 625. Stadtgeburtstag durch die Straßen von Otterndorf zog, begann die Feier rund um den Kirchplatz. Vor Traumkulisse gab es von der Bühne herunter eine offizielle Begrüßung und Einstimmung, eingeleitet durch Superintendentin Kerstin Tiemann mit einer kleinen Andacht. Sie ruf zur Besinnung und zum Zusammenhalt in schwierigen Zeiten auf und spendete der Stadt Otterndorf und allen Gästen ihren Segen.
Auch in den weiteren Eröffnungs- und Grußworten spiegelte sich der Aufruf zur Gemeinschaft wider. Bürgermeister Claus Johannßen berichtete über Etappen aus der Otterndorfer Geschichte. Sein Dank galt an diesem Höhepunkt des Jubiläumsjahrs den zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen, die dieses Stadtfest und alle anderen Jubiläumsveranstaltungen vorbereitet hatten.
"Ein Beispiel für Gemeinschaftsgefühl und Demokratie", nannte dies Landrat Thorsten Krüger als Gast in der ältesten Stadt des Landkreises. Er appellierte bei allem Stolz auf die Lokalgeschichte, in allem Handeln das Verbindende zu suchen. Für Stadtdirektor Frank Thielebeule waren mit der Feier die guten Zeiten der Stadt Otterndorf noch lange nicht vorbei, vielmehr sei sie nur eine Etappe auf dem Weg zu vielen weiteren glücklichen Ereignissen.
Bürgermeister Sven Flechner aus der Parterstadt Penzlin erinnerte an die lange und herzliche Beziehung beider Städte. Stimmstark wurde er durch die (wie auch er) in historische Kostüme gekleidete Delegation aus Penzlin unterstützt, allen voran der Hofnarr, der mit schräger Stimme wiederholt "Jubel!" forderte.

Bummeln, Basteln und Bratwurst
Nach der offiziellen Eröffnung war die Bummelmeile in der Johann-Heinrich-Voß-Straße und im Himmelreich bereits gut besucht - trotz noch grauer Wolken am Himmel. Vereine luden zu Mitmachaktionen ein, und Flohmarktstände boten eine bunte Auswahl: von Kinderspielzeug und Gartendeko über Kleidung bis hin zu kleinen Schätzen für Liebhaberinnen und Liebhaber von Antiquitäten.
Am Stand von "Kreativliebehoch8" wurde gemeinsam mit Jung und Alt gebastelt, während die Volksbank Stade-Cuxhaven eG Piraten-Klebetattoos für Kinder anbot. Bei einem Gewinnspiel konnten Besucherinnen und Besucher Goldmünzen schätzen. Der Waldorfkindergarten lockte mit frischem Popcorn, das über echtem Feuer zubereitet wurde, und die Kleinsten angelten begeistert Enten aus einem Minipool der Bädergesellschaft. Die Sole-Therme Otterndorf und das Hallen-Freibad Wingst informierten derweil über ihre Schwimm- und Aquakurse.

Während viele schon gespannt auf den Festumzug warteten, wurde rund um den Kirchplatz ausgelassen gesungen und getanzt. Eine alte Hamburger Straßenorgel sorgte dabei mit ihrer Musik für das nostalgische Gefühl alter Jahrmärkte und faszinierte mit ihrer Mechanik Groß und Klein gleichermaßen.
Auf der Festmeile konnten sich die Gäste mit Burgern, Pommes, Bratwurst und kühlen Getränken stärken. Auch Angela Schliefkowitz war dabei - eigens mittelalterlich gekleidet. 50 der 625 Jahre hat sie in Otterndorf miterlebt. "Meinen Mann habe ich vor 17 Jahren mit reingezogen", erzählte sie lachend. Thorsten Schliefkowitz stammt gebürtig aus Wanna.
In der "KidsZone" auf dem Großen Specken tobten sich die Jüngsten auf Hüpfburgen, einem Kinderkarussell und einem Bungee-Trampolin aus.

Zwischen Yoga, Spielmannszug und Erinnerungskultur - ein vielfältiges Bühnen- und Rahmenprogramm
Eine große Stellwand mit Archivbildern des Landkreises erinnerte an die dunkle Zeit des Nationalsozialismus. Auch ein Projekt des Gymnasiums Otterndorf wurde dort vorgestellt: 120 Schülerinnen und Schüler aus den neunten und zehnten Klassen hatten an einem Workshop mit Antirassismus-Trainer Ercan Carikci teilgenommen - gefördert vom Verein "Zukunft durch Erinnern". Beim Stand des "SoVD" (Sozialverband Deutschland) konnten Besucher ihr Wissen rund um das Thema Inklusion testen und am Glücksrad kleine Preise gewinnen. Gleich daneben konnten sich Kinder am Stand der AWO-Kita am Medembogen Airbrush-Tattoos mit wasserlöslicher Farbe sprühen lassen. Zwischendurch konnten sich die jungen Gäste einen kühlenden Slushie am Stand der Spiel- und Spaßscheune holen.

Auf der Bühne am Kirchplatz fanden eine Live-Yoga-Session und musikalische Darbietungen statt - unter anderem vom Spielmannszug Otterndorf, der moderne Stücke interpretierte. Utröper Jürgen Schwanemann führte durchs Programm.

Am Stand des DRK waren um 16.30 Uhr bereits alle Waffeln verkauft, die Bädergesellschaft hatte sämtliche Preise vergeben und bei Kommod vor dem Rathaus waren alle Burger restlos ausverkauft. Viele Gäste hatten sich mit ihren eigenen Stühlen an den Straßenrand gesetzt und genossen die festliche Atmosphäre.
Im Laufe des Tages verzogen sich auch die letzten Wolken. Auch die Landfrauen ließen sich das Fest bei sommerlichen Temperaturen nicht entgehen. Brigitte Kramer ist seit stolzen 52 Jahren Teil der Gemeinschaft: "Bei uns sind alle Frauen willkommen", sagte sie.

Besuch aus der Partnerstadt
Auch aus der Partnerstadt Penzlin waren Gäste zum Stadtjubiläum angereist. Bettina Hellersen, Volker und Leona Hellmann, Silvio und Sylvia Freude sowie Michael und Sibille Baaß verbrachten mehrere Tage in Otterndorf. Beim Festumzug waren sie mit einem Wagen der Partnerstadt vertreten - stilecht in mittelalterlicher Gewandung samt Hofnarr.
Schon beim Soundcheck der Band "Aquacity" wurde getanzt. Zahlreiche Smartphones wurden gezückt, als die Gruppe Miley Cyrus' "Flowers" interpretierte. Die Band mit der "Party-Mission", wie sie sich selbst nennt, suchte den direkten Draht zum Publikum - und bescherte dem Stadtfest einen ausgelassenen Ausklang.

