
Rat Otterndorf zurrt Einzelhandel-Zukunft fest: Stolz-Ansiedlung bleibt schwierig
Die Spielregeln für die nächsten Jahre sind gemacht: Mit elf Ja-Stimmen und fünf Gegenstimmen hat der Otterndorfer Stadtrat am Dienstag das neue Einzelhandelskonzept beschlossen. Die Ansiedlung von Kaufhaus Stolz bleibt aber weiterhin schwierig.
Das Vorgängerpapier wurde nie vom Rat beschlossen, aber der Nachfolger hat die Hürde genommen: Die Stadt Otterndorf hat ein neues und rechtssicheres Einzelhandelskonzept. Mit den Stimmen von SPD, Grünen und der parteilosen Ratsfrau Susann Rennebeck wurde das von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) erarbeitete 35-seitige Planungsinstrument besiegelt. CDU und FDP stimmten dagegen.
Das Konzept könne überhaupt keine Wirkung entfalten, kritisierte CDU-Ratsfrau Bianca Schedler. "Wozu brauche ich ein Einzelhandelskonzept, wenn es meine Ziele nicht unterstützt?" Für FDP-Ratsfrau Christiane Steffens ist das Papier "kein Konzept für die Zukunft". Der SPD-Fraktionsvorsitzende Malte Hinck widersprach: Das Papier sei keineswegs ein "Verhinderungskonzept", sondern biete die Chance zum Erhalt und zur Stärkung des Otterndorfer Einzelhandels.
Fläche hinter dem Rossmann galt lange als Favorit
Hintergrund der Kritik ist die seit längerem geführte Diskussion um die mögliche Ansiedlung von Kaufhaus Stolz. Die Kaufhauskette aus Schleswig-Holstein hat bekanntlich großes Interesse, sich in der Medemstadt mit einem mindestens 800 Quadratmeter großen Geschäft anzusiedeln. Als favorisierter Standort galt lange Zeit die Fläche hinter dem Rossmann an der Straße An der Bahn. Doch dieser Bereich kommt laut Einzelhandelskonzept nicht infrage, wie Projektleiter Florian Komossa noch einmal erläuterte.
Grund sind die Vorgaben der Landes-Raumordnung, die eine großflächige Einheit mit einem zentrenrelevanten Kernsortiment nur im zentralen Versorgungsbereich, also in der Kern-Innenstadt, und nicht am westlichen Rand der Stadt erlauben. Einzelhandelsentwicklung sei nun einmal kein "Wünsch-dir-was-Konzert", so Komossa.
Die GMA sieht nach Prüfung mehrerer möglicher Standorte nur einen passenden Ort für die Stolz-Ansiedlung: das Einkaufsareal im Bereich Liebesweg, Marktstraße und Stader Straße. "Die Flächen um das E-Center, Lidl und Kik stellen die einzigen Potenzialflächen für großflächigen zentrenrelevanten Einzelhandel in Otterndorf dar", sagt Florian Komossa.
Allerdings müsste das gesamte Areal um den Edeka städtebaulich komplett neu geordnet werden, um die bestehenden Märkte zu erweitern und zusätzliche Fachmärkte aufnehmen zu können. Denkbar wäre etwa, den lang gezogenen Edeka zu drehen, um so mehr Platz für einen zusätzlichen Anbieter zu schaffen. Die Einbeziehung aller Grundeigentümer sei dafür notwendig.
Keine einfache Aufgabe, zumal es zwischen einzelnen Investoren und Grundstückseigentümern offenbar knirscht. Wie in der Stadtratssitzung berichtet wurde, hat sich die DELA Verwaltungs GmbH, Eigentümerin des Edeka-Gebäudes, in einem Normenkontrollverfahren gegen den Bebauungsplan zum Neubau des Lidl-Marktes am Liebesweg des Investors Heinz Reuter gewandt. Vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg kam es am Montag zu einer mündlichen Verhandlung. Ergebnis: Der Bebauungsplan ist rechtmäßig und der Antrag der DELA unbegründet.