Vortrag in Bülkau: So pompös war die Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals vor 130 Jahren
Wenn die Otterndorfer Kranichhausgesellschaft zur Versammlung ruft, dann kommen die Mitglieder und Gäste in Scharen. Das liegt unter anderem an den spannenden Festvorträgen. In diesem Jahr stand der Nord-Ostsee-Kanal im Fokus.
Er ist knapp 100 Kilometer lang, durchquert Schleswig-Holstein von Brunsbüttel an der Unterelbe bis nach Kiel-Holtenau an der Kieler Förde und ist heute eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt: der Nord-Ostsee-Kanal. Einer, der die Geschichte des Kanals ganz genau kennt, ist Uwe Steinhoff. Der Hobbyhistoriker und ehemalige Marineoffizier aus Kiel reist seit rund 20 Jahren durchs Land und hält Vorträge.
Bei der Mitgliederversammlung der Kranichhausgesellschaft, die am Freitag im "Bürgerhus" in Bülkau über die Bühne ging, lauschten mehr als 100 Vereinsmitglieder und Gäste seinem spannenden und reich bebilderten Vortrag zum Thema "130 Jahre Nord-Ostsee-Kanal".
Nicht nur der Bau des Nord-Ostsee-Kanals gilt als Meilenstein, auch die Eröffnung im Jahr 1895 war ein Ereignis der Superlative. Mit zahlreichen, zum Teil seltenen Fotografien beleuchtete Steinhoff das dreitägige, millionenschwere Eröffnungsfest, das am 19. Juni 1895 in Hamburg begann. Zum kaiserlichen Kaffeetrinken auf der Alster wurde damals eigens eine 6000 Quadratmeter große Insel auf 760 Pfählen für 1600 geladene Gäste errichtet. Sogar für "feenhafte Beleuchtung" mithilfe einer neuen Erfindung, des elektrischen Lichts, wurde gesorgt.
Mit der kaiserlichen Jacht "Hohenzollern" brach der Monarch dann in Richtung Brunsbüttel auf. Nach der Fahrt durch die neue Schleuse fuhr die Jacht weiter nach Kiel, gefolgt von einem Korso aus 23 Schiffen mit Prinzen, Fürsten und dem russischen Zaren an Bord. Achteinhalb Stunden dauerte die Passage.
Die eigentliche Eröffnung fand am 21. Juni 1895 in Kiel statt. Auf dem Festplatz in Holtenau, standen zwei große Tribünen, auf denen 5000 Gäste Platz fanden. Es gab außerdem eine eigens gebaute Anlegestelle, ein Hotelschiff, eine Gartenanlage und eine schwimmende Festhalle - alles für den Kaiser und seine Gäste.
100 Meter lange Tafeln mit mehr als 120.000 Rosen
Nach der Schlusssteinlegung mit den obligatorischen Hammer- und Kanonenschlägen fand noch ein opulentes Festessen mit rund 1000 adligen Gästen an 100 Meter langen Tafeln statt, die mit mehr als 120.000 Rosen geschmückt waren. "Allein dieser Programmpunkt verschlang 100.000 Reichsmark", berichtete Steinhoff. Es folgte ein festlicher Umzug zu Wasser mit Staatsjachten, Kriegs- und Passagierschiffen.

Uwe Steinhoff wusste seinen Vortrag mit humorvollen Anekdoten lebendig und launig zu gestalten. Zum Beispiel mit dieser: Zur Eröffnungsparade begrüßte die Marinekapelle die Schiffe mit der jeweiligen Nationalhymne. Als sich eine Barkasse unter der türkischen Halbmondflagge näherte, stellte der Kapellmeister entsetzt fest, dass ihm die Noten für die Hymne fehlten. Geistesgegenwärtig intonierten die Musiker "Guter Mond, du gehst so stille."
Nach dem Festvortrag und dem traditionellen Hadler-Hochzeitssuppen-Essen folgte der formelle Teil der Versammlung. Der Vorsitzende Thomas Dock ließ die zahlreichen Aktivitäten der Kranichhausgesellschaft des vergangenen Jahres Revue passieren. Insgesamt 21 Veranstaltungen wurden ehrenamtlich angeboten und durchgeführt - vom Sommerfest und der Museumsnacht (mit 541 Besuchern im Kranichhaus) bis zu Lesungen, Konzerten und Vorträgen. "Der wirklich sehr gute Zuspruch bei unseren Veranstaltungen ist unsere Belohnung für den getätigten Aufwand", sagte Dock. Auch beim Festumzug zum 625-jährigen Stadtjubiläum war die Kranichhausgesellschaft natürlich dabei, die aktuell 333 Mitglieder zählt.
Bei den Wahlen erhielt Kassenprüferin Elke Danschke erneut das Vertrauen der Mitglieder. Beate Putzig ist neu im Beirat der Kranichhausgesellschaft. Der Mitgliedsbeitrag wurde von 20 auf 30 Euro angehoben.