
Kitas im Kreis Cuxhaven: Gesundes Mittagessen zwischen Qualität und Kostendruck
In den Kindertagesstätten des Landkreises Cuxhaven lernen Kinder beim Mittagessen gesunde Ernährung und Gemeinschaft - doch viele Kommunen müssen sparen, trotz des pädagogischen Anspruchs.
Im Kindergarten ist Kochtag. Gemeinsam mit den Erzieherinnen und Erziehern ziehen Kinder los, kaufen Paprika, Tomaten und Äpfel ein. Zurück in der Küche wird geschnippelt: Für manche ist es die erste selbst geschnittene Paprika, andere staunen, wie Ketchup entsteht, wenn man Tomaten einkocht. Und plötzlich probiert ein Kind eine Obstsorte, die es noch nie gesehen hat. Stolz sitzen später alle am Tisch und essen, was sie selbst vorbereitet haben. Das Mittagessen ist in Kindertagesstätten längst mehr als reine Nahrungsaufnahme - es ist ein Lernmoment, ein Stück gelebte Selbstständigkeit und Gemeinschaft.
Steigende Lebensmittelpreise und ihre Folgen
Wer zuletzt einkaufen war, merkt aber schnell, dass Lebensmittel deutlich teurer geworden sind. Ein Kilo Paprika kostet schnell über vier Euro, Tomatenpreise schwanken stark je nach Saison. Auch Grundnahrungsmittel wie Nudeln oder Öl sind seit Jahren im Preis gestiegen. Für Kitas bedeutet das, dass frisches Kochen immer schwerer finanzierbar ist.
Träger und Kosten im Landkreis Cuxhaven
Im Landkreis Cuxhaven werden Kindertagesstätten von verschiedenen Trägern betrieben. Dem Paritätischen Cuxhaven, den evangelisch-lutherischen und katholischen Kirchengemeinden, dem Deutschen Roten Kreuz Cuxhaven/Hadeln, der AWO, dem Förderkreis Waldorfpädagogik sowie den kommunalen Kitas. Von insgesamt 18.472 Kindern unter elf Jahren nutzten 2024 rund 9.080 die Angebote der 167 Einrichtungen; die Belegungsquote lag bei 91,9 Prozent.
Die Kosten für das Mittagessen unterscheiden sich je nach Träger und Kommune. Beim Paritätischen zahlen Eltern eine Pauschale von 70 Euro monatlich, unabhängig von Krippe, Kita oder Hort. Kommunale Kitas an der Wurster Nordseeküste verlangen zwischen 2,50 und 4,60 Euro pro Mahlzeit. In der Samtgemeinde Land Hadeln wurde der Durchschnittspreis auf 78 Euro angehoben, um kostendeckend arbeiten zu können.
In der Börde Lamstedt bietet lediglich die DRK-Kita Mittagessen an; die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 110.000 Euro, Eltern zahlen pauschal 72 Euro. Samtgemeindebürgermeister Frank Springer betont, dass die Gemeinde für ein bedarfsgerechtes Mittagessen zuständig sei, Eltern nur einen gesetzlich begrenzten Zuschuss leisten. "Die Aufgabe hat die Gemeinde Lamstedt vom Landkreis übernommen", so Springer. Nach der Sommerpause soll jetzt darüber diskutiert werden, ob weiterhin eine anteilige Pauschale oder ein Zuschuss pro Mahlzeit erhoben werden soll. In Geestland liegen die Kosten pro Mittagessen zwischen 3,00 und 4,60 Euro, abhängig vom Dienstleister, und werden 1:1 weitergegeben.

Kommunale Verantwortung und Konsolidierungsdruck
Die Kommunen stehen hier vor einem Dilemma. Sie sind für ein gutes Mittagessen zuständig, müssen aber gleichzeitig ihre Haushalte konsolidieren. So weist die Samtgemeinde Hemmoor im Ergebnishaushalt 2025 ein Defizit von rund 3,4 Millionen Euro im Bereich Kindertagesstätten auf - bei gleichzeitig geringer Kostendeckung im Vergleich zu anderen Kommunen.
Was sind uns unsere Kinder wert? Diese Frage wird besonders greifbar, wenn die ausgewiesenen Essenspreise meist nur die Lebensmittel abdecken. Personalkosten für Zubereitung, Organisation und pädagogische Begleitung tauchen in vielen Kalkulationen gar nicht auf.
DGE-Standards und Finanzierung
Wie das in der Praxis funktionieren kann, schildert Julia Rieke, stellvertretende pädagogische Geschäftsleitung der evangelisch-lutherischen Kindertagesstätten Cuxhaven. In den Einrichtungen der evangelisch-lutherischen Kirche zahlen die Eltern aktuell einen Kostenbeitrag von 70 Euro monatlich, festgelegt von der Stadt Cuxhaven. Dieser Betrag deckt nicht nur das Mittagessen, sondern auch Frühstück, Snacks und Getränke ab. "Zubereitet werden die Mahlzeiten in fünf an die Einrichtungen angegliederten Küchen und täglich frisch ausgeliefert", erläutert sie. Das Ernährungskonzept orientiert sich dabei an den DGE-Standards, legt besonderen Wert auf Ausgewogenheit, Frische, Regionalität und Vielfalt, so Julia Rieke.
Die bundesweiten Modellrechnungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigen, dass mit dem derzeit durchschnittlich gezahlten Preis von rund 2,40 Euro keine ausgewogene Mittagsmahlzeit hergestellt werden kann. Um die Qualitätsstandards der DGE einzuhalten, müssten die Kosten je nach Verpflegungssystem zwischen mindestens 3,09 Euro bei großen Frisch- und Mischküchen und bis zu 5,87 Euro bei kleinen Tiefkühlkost-Einheiten liegen.
Hinsichtlich möglicher finanzieller Belastungen sieht Julia Rieke aktuell keine Benachteiligung einkommensschwacher Familien. Über Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Landkreises oder des Jobcenters können die Kosten vollständig übernommen werden. "Wir unterstützen die Familien aktiv bei der Beantragung der Mittel, sodass alle Kinder an den Mahlzeiten teilnehmen und von den Bildungs- und Gemeinschaftserfahrungen profitieren können."