"Scharhörn" und "Mellum": So sieht es auf den neuen Mehrzweckschiffen der WSV aus
Das Mehrzweckschiff "Mellum" soll bereits Ende des Jahres fertig sein. Rund 680 Millionen Euro lässt sich der Bund die drei Neubauten. Die Arbeiten an den Schiffen für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) gehen auf den Werften voran.
Sicherheit auf See lässt sich der Bund etwas kosten. Für rund 680 Millionen Euro werden gegenwärtig drei neue Mehrzweckschiffe gebaut, die die gleichnamigen Oldtimer ersetzen. Die 105 Meter langen Kraftpakete sind Hightech-Fertigungen nach Maß und den Bedürfnissen verschiedenster Lagen auf Nord- und Ostsee angepasst. Von der Öl- und Feuerbekämpfung, der Versorgung von Verletzten, bis zum Abschleppen von Havaristen reicht das Spektrum - und sie sind nicht nur Einsatz-, sondern auch Arbeitsschiffe zum Beispiel beim Tonnenlegen.
Auf der Zielgeraden mit den Einbauarbeiten befindet sich die "Scharhörn", sie soll bereits im Dezember in Betrieb genommen werden; Mitte kommenden Jahres kommt dann die neue "Mellum" in Fahrt.
Mit der Fertigstellung der in Cuxhaven beheimateten "Neuwerk" wird es allerdings wohl noch bis 2027 noch dauern, denn sie läuft erst am Freitag (28. März 2025) in Litauen vom Stapel und wird später - wie schon zuvor die Schwesternschiffe - zum Endausbau an die Weser geschleppt.
Noch wird gehämmert, geschraubt und gebohrt - und vor allem werden jede Menge Strippen gezogen. Allein auf der "Scharhörn" wurden 640 Kilometer Kabel verlegt. Wie weit der Baufortschritt gediehen ist, führten Vertreter der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) sowie Werftvertreter von Abeking & Rasmussen auf den Werften in Lemwerder und Berne an der Weser vor Augen.

Schiffsdaten:

Neuheit ist das Hubschrauberdeck
Die neuen Mehrzweckschiffe bieten Platz für eine 17-köpfige Besatzung, dazu können je nach Lage mehr als 30 weitere Personen kommen. Das Aufgabengebiet der Schiffe ist komplex. Sie leisten maritime Notfallvorsorge in Nord- und Ostsee - ob als Schifffahrtspolizei, Tonnenleger, Schlepper oder Feuerlöscher. Die Zugkraft von 145 Tonnen macht alle drei baugleichen Neuen zu Kraftpaketen.
Eine Neuheit ist der Helikopterlandeplatz, dessen Größe sich nach dem Hubschrauber der Bundespolizei richtet. Aber auch mit einem bordeigenen Labor sowie einer Eingangsschleuse zur Dekontamination geht die Wasser- und Schifffahrtsdirektion neue Wege.
Die Mehrzweckschiffe werden mit Flüssiggas betrieben, das für einen umweltschonenden Betrieb sorgt. Die Antriebe sind bereits für den späteren Betrieb mit flüssigem synthetischem Methan zugelassen.
Eric Oehlmann, Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, war der Stolz und die Begeisterung anzumerken: "Die Bundesrepublik Deutschland ist eine Exportnation und nach wie vor eine starke Wirtschaftsnation. Die Sicherheit und Leichtigkeit der Seeverkehre ist für die Bundesrepublik ein wichtiger Standortfaktor. Und genau an diesem Punkt kommen unsere Mehrzweckschiffe ins Spiel, indem sie diese Grundfunktion sichern soll." Diese Schiffe seien eine Besonderheit. Oehlemann erläuterte: "Keine andere Seefahrernation auf der Welt hält derartige Mehrzweckschiffe vor."

Breite Einsatzmöglichkeiten
Die innovativen Multitalente seien ausgestattet mit einer Hightech-Ausrüstung und hoch spezialisierten Fachleuten an Bord. "Sie sind einsatzbereit, um im Ernstfall Schiffe an den Haken zu nehmen, Brände zu löschen, Öl aufzufangen und Verletzte zu bergen", beschrieb Oehlmann das breite Einsatzspektrum, das sich zuletzt bei der Kollision vor der britischen Küste oder bei dem Einsatz mit dem havarierten russischen Öltanker auf der Ostsee gezeigt habe.
Matthias Hellmann, CEO der Werft Abeking & Rasmussen sprach beim Rundgang von einem "komplexen, innovativen und besonderen Projekt", das eine gute Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Werft erfordere. Er betonte: "Die Konstruktion und der Bau dieser anspruchsvollen Schiffe sind ein eindrucksvolles Beispiel für die Innovationskraft unserer Werft." Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten bereits zahlreiche technische Herausforderungen gemeistert.
Projektleiter Harald Janssen von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung kann die Inbetriebnahme kaum erwarten: "In der Gesamtkonzeption sind wir mit unseren Mehrzweckschiffen weltweit einmalig. Ein Anruf und wir sind bereit und können losfahren."