Die Legehennen leben in einem Stall mit knapp 2000 Quadratmetern Grundfläche, und sie können sich auf im  500 Quadratmeter großen Wintergarten und zehn Hektar Freilauffläche bewegen. Foto: Reese-Winne
Die Legehennen leben in einem Stall mit knapp 2000 Quadratmetern Grundfläche, und sie können sich auf im  500 Quadratmeter großen Wintergarten und zehn Hektar Freilauffläche bewegen. Foto: Reese-Winne
Interview

Eierknappheit und Qualität: Hühnerhof-Chefin aus Steinau gibt Einblick

von Wiebke Kramp | 18.04.2025

Inmitten von steigenden Preisen und globalen Engpässen spricht Julia Jaeger über die Herausforderungen und Strategien eines Steinauer Hühnerhofs (Samtgemeinde Land Hadeln / Kreis Cuxhaven). Ostern steht an: Wird ihr Hof der Nachfrage gerecht?

Hier dreht sich das ganze Jahr über alles rund ums Ei. Julia Jaeger ist Chefin auf dem Hühnerhof in Steinau. Zu Ostern herrscht hier Hochbetrieb. Im Interview nimmt sie Stellung zu Qualität, Preis und Eierknappheit. 

Frau Jaeger, gleich zu Beginn die wohl schwierigste Frage: Was war denn nun zuerst da, das Huhn oder das Ei?

Das Ei gab es natürlich weit vor dem ersten Huhn - definitiv also das Ei!

Wie essen Sie selbst am liebsten ihr Ei und wie bereiten Sie es zu?

Wir selbst essen unsere Eier tatsächlich am liebsten ganz klassisch weich gekocht. Das geht bei uns am besten.

Wie viele Legehennen halten Sie auf Ihrem Hühnerhof in Steinau und wie sehen deren Lebensbedingungen aus?

Auf unserem Hof haben wir Platz für 24.616 Tiere in konventioneller Freilandhaltung. Die Hennen haben einen Auslauf von circa zehn Hektar und können tagtäglich raus. Sie haben im Stall Beschäftigungsmaterial sowie Einstreu und Futter und Wasser. Wie sie es gerne mögen.

Wie viele Eier legen Ihre Hühner täglich, gibt es Schwankungen beim Ertrag oder liefern die Legehennen zuverlässig ab?

Ein Huhn legt ungefähr ein Ei am Tag. Natürlich sind aber auch äußere Einflüsse dabei, die natürliche Schwankungen in der Leistung bringen - bei Hitze zum Beispiel mögen die Hennen nicht so gerne an Futter und Wasser gehen, dann sind sie doch lieber im Stall und ruhen sich aus. Das kann man schon ein wenig merken, dass die Leistung natürlich zurückgeht oder natürlich im Alter, da wird die Leistung immer etwas weniger. Man kann schon sagen, dass viele Bedingungen dazu führen, dass auch eine gute Leistung gefahren wird. Das Wasser muss stimmen, die Tiere müssen agil sein dürfen und sich gut bewegen können im Stall. Bei der täglichen Kontrolle sind das alles Punkte, die überprüft werden müssen und auch das Außenklima kann gute Erträge begünstigen - oder eben auch nicht.

Wohin und wie vermarkten Sie die Produkte?

Unsere Eier gehen hauptsächlich zu Columbus Frische Ei und von dort wiederum an den hiesigen Lebensmittel-Einzelhandel wie Lidl, Kaufland oder Edeka. Und eine kleine Direktvermarktung haben wir natürlich auch. Also bei uns kann man eigentlich immer Eier bekommen.

Wie können Sie eine gleichbleibende Qualität der Eier garantieren?

Die Qualitätskontrolle erfolgt täglich und wir stehen im engen Kontakt zu unserem Tierarzt oder auch zu unserem Futtermittelberater - darüber kann man schon eine ganze Menge machen. Gerade das Futter ist ganz wichtig. Die Qualität muss dementsprechend sein. Da ist es uns auch möglich, durch gewisse Vitamine oder durch andere Zusätze wie Muschelkalk oder Oregano, was wirklich gut ist für den Darm, beizumischen, und so versuchen wir das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten. Garantieren kann man das nicht, weil Tiere immer auch krank werden können. Als Tierhalter sind wir in der Pflicht, unser Bestes zu geben, dass die gut durch so einen Durchgang kommen und bei uns mobil, gesund und fit bleiben.

Merken Sie zu Ostern eine zunehmende Nachfrage und wie stellen Sie sich darauf ein?

Zu Ostern ist die Nachfrage tatsächlich hoch - in diesem Jahr gefühlt besonders stark.

Der Begriff Eierknappheit ist gegenwärtig in aller Munde. Spüren Sie eine erhöhte Nachfrage vor dem Hintergrund, dass in Deutschland der Eierverbrauch merklich zugenommen hat und in den USA durch die Vogelgrippe große Hühnerbestände gekeult werden mussten?

Zur deutlich spürbaren Nachfrage würde ich behaupten, leistet natürlich die Eierknappheit ihren Beitrag. Die Leute denken, es gibt keine Eier mehr zu kaufen, also kaufen sie auf Vorrat. Aber ich denke, wir sind in Deutschland gut aufgestellt, dass wir uns erst mal keine Sorgen machen müssen. Wir müssen zusehen, dass unsere Eierhütte immer gut bestückt ist und unsere Kunden dort etwas kaufen können.

Was bereitet zurzeit die größten Sorgen in der Hennenhaltung und wie steuert man dagegen an?

Auf diese Eierknappheit wird man immer wieder angesprochen. Es sind nicht nur die Verluste in den USA, die dazu beitragen. Tatsächlich ist ein großer Punkt, der Bereich Fitness und Lifestyle, wo das Eiweiß quasi als das Nonplusultra geheiligt. Diese Branche hat den Pro-Kopf-Verbrauch gesteigert in den letzten Jahren - und das führt zu einer größeren Nachfrage. Dadurch, dass die USA mit der Vogelgrippe zu kämpfen hatten, ist es eben so, dass auch wir Engpässe sehen bei der Lieferung von Junghennen. Dazu kommt noch, dass die Haltungsform von Kleingruppen wegfällt und die Halter werden nicht alle umrüsten auf Bodenhaltung.

Die Produktionskosten sind in den vergangenen Jahren angezogen, die Kosten für das Frühstücksei auch. In den vergangenen fünf Jahren sind die Eierpreise laut dem Statistischen Bundesamt um rund 40 Prozent gestiegen und haben seit Jahresbeginn noch einmal angezogen. Wie teuer ist denn heute ein Ei made in Steinau im Durchschnitt?

Ich kann Ihnen sagen, dass Sie bei uns in Steinau das Ei für 30 Cent erwerben können - der Rest ist unser Betriebsgeheimnis …

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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