Wieder schlugen Wölfe in Steinau zu. Symbolfoto: Armin Weigel/dpa
Wieder schlugen Wölfe in Steinau zu. Symbolfoto: Armin Weigel/dpa
Wieder Nutztierrisse

Risse auf Weide in Steinau zwischen Einfamilienhäusern: Wölfe beißen 14 Schafe tot

von Wiebke Kramp | 13.10.2025

Im Kreis Cuxhaven reißen die Attacken auf Nutztiere durch Wölfe nicht ab. Landwirte fordern schnelle Maßnahmen gegen die Bedrohung ihrer Herden. Erneut schlugen Wölfe in Steinau zu - zwischen zwei Häusern - und bissen 14 Schafe tot. (mit Video)

Die Risse reißen nicht ab. Auf einer mitten im Dorf liegenden Weide liegen am Montagmorgen (13. Oktober 2025) 14 tote Schafe, ein weiteres ist so schwer verletzt, dass Tierhalter Philippe Jaeger davon ausgeht, es einschläfern lassen zu müssen. Zuletzt beklagte der Nebenerwerbsschäfer im vorigen Jahr eine Wolfsattacke auf seine Herde, seinerzeit starben neun Tiere und 18 wurden verletzt.

Diese circa 50 Meter breite Weide befindet sich in direkter Nachbarschaft zwischen zwei Einfamilienhäusern. Gegenüber auf der Straße befindet sich mittig ein weiteres Wohnhaus. Der Kindergarten ist nur 200 Meter entfernt. Das Weidestück geht rund 500 Meter in die Tiefe, drei Hektar waren mit stromführenden Wolfschutznetzen abgesteckt. Während im vorderen Bereich die Tiere offensichtlich durch Kehlbiss starben. "Hier liegen eigentlich die besten Schafe, die ich hatte", zeigt der Landwirt traurig auf die verendeten Tiere.

So nah am Haus schlugen die Tiere zu und bissen die Schafe tot. Foto: Kramp

"Die nehmen immer die guten Tiere", ist die traurige Erfahrung von Thomas Reinecke. Auch für ihn steht fest: "Das hier kann kein einzelnes Tier gewesen sein." Der leidgeprüfte Nebenerwerbsschäfer aus Steinau hat vor kurzem in mehreren Nächten Tiere verloren - ebenfalls auf Weiden mit wolfsabweisendem Schutz. Weil diese Tiere gelernt hätten, die Schutzmechanismen der Menschen zu überwinden, hat Reinecke bei der Unteren Naturschutzbehörde den Antrag auf Entnahme - also das gezielte Schießen - gestellt. Und Reinecke ist mittlerweile nicht nur für andere Landwirte zum Ansprechpartner in Sachen Nutztierrisse durch den Wolf geworden.

Ob die Wölfe in der Nacht oder am frühen Montagmorgen in die Herde gesprungen sind, kann nicht gesagt werden. Es ist ein stilles Leiden auf der Weide. "Anders als Kühe können Schafe nicht schreien", weiß Reinecke. Für Philippe Jaeger ist nicht nur der emotionale Schaden gegeben, sondern auch ein wirtschaftlicher Verlust. "Die Schafe sollten eigentlich heute zum Bock, 15 Schafe fehlen mir jetzt schon, das sind dann nächstes Jahr um die 25 Lämmer weniger. Das ist kein schönes Gefühl - aber weglaufen kannst Du nicht. Jetzt können wir nur hoffen, dass sie nicht wiederkommen." Aber vielleicht wäre genau das die richtige Vorgehensweise, um dieser Problemwölfe Herr zu werden, so Reinecke. Eigentlich müsste man die Kadaver liegenlassen und abwarten, ob die Wölfe zum Fressen dorthin wiederkehren, um dann eine schnelle Entnahme zu vollziehen.

Wölfe aus Kreis Cuxhaven waren Thema im Landtag

Die Wölfe im nördlichen Kreis Cuxhaven haben längst wieder den Landtag erreicht. Die CDU-Fraktion fordert leichteres Abschießen von Problemwölfen und eine Obergrenze an Tieren. Am Freitag (10. Oktober 2025) meldete sich Umweltminister Christian Meyer (Grüne) zu Wort und sicherte bei weiteren Rissen zügiges Handeln zu und hat sich nach Bitte aus Stadt und Landkreis Cuxhaven für einen Schnellabschuss entschieden. Der zuständige Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz werde handeln, wenn das rechtlich möglich sei.

Thomas Reinecke und Philippe Jaeger sind sich jedenfalls dahingehend einig, dass schnell mit der Entnahme des Rudels gehandelt werden muss, um weitere Übergriffe auf ihre geschützten Weiden zu verhindern. Und sie wünschten sich, dass Umweltminister Meyer sich selbst vor Ort ein Bild von der Lage verschafft.

Philippe Jaeger und Thomas Reinecke sind besorgt über das Ausmaß und fordern jetzt entschlosseneres Handeln - sprich eine schnelle Entnahme der Wölfe.

Politisch war der Wolf auch in Berlin Thema. Deutschland hat am Montag (13. Oktober 2025) der EU-Kommission den sogenannten "günstigen Erhaltungszustand" des Wolfs in der kontinentalen Region übermittelt. Auf diese Feststellung hatte sich eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum Wolf mehrheitlich verständigt. So erhalten die Länder künftig mehr Handlungsspielraum beim Umgang mit Wölfen, die wiederholt Nutztiere reißen.

Frauenpreiß begrüßt Einordnung des günstigen Erhaltungszustands des Wolfs

Der Kreis Cuxhavener CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Frauenpreiß begrüßt in einer Pressemitteilung ausdrücklich, dass dem Wolf ein "guter Erhaltungszustand" attestiert wurde: "Es ist gut, dass endlich anerkannt wird, was nicht nur Landwirte und Tierhalter schon lange erleben: Der Wolf ist zurück - und zwar in großer Zahl. Die Feststellung des günstigen Erhaltungszustands schafft die Grundlage, um jetzt zügig zu praxistauglichen Lösungen zu kommen, ohne den Artenschutz grundsätzlich infrage zu stellen."

Der Abgeordnete aus Altenbruch betont, dass die Region Cuxhaven und Nordniedersachsen in besonderem Maße von Wolfsrissen betroffen sei. "Wir brauchen schnelle und rechtssichere Verfahren für die Entnahme einzelner Problemtiere. Die Tierhalter dürfen mit dem Schutz ihrer Herden nicht allein gelassen werden und ebenso nicht Eltern mit den Sorgen um ihre Kinder", so Frauenpreiß.

Mit der heutigen Meldung an die EU-Kommission könne Deutschland den Schutzstatus des Wolfs künftig flexibler handhaben.

Frauenpreiß mahnt abschließend: "Die Bundesregierung, aber auch die Landesregierung stehen nun in der Pflicht, die angekündigten Änderungen im Jagd- und Naturschutzrecht zügig umzusetzen. Unsere Landwirte brauchen jetzt Rechtssicherheit, keine weiteren Arbeitsgruppen."

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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