Musik ist ihre Leidenschaft: Seit es die Luxemburgerin Angele Deltgen 2019 in den Norden Deutschlands gezogen hat, ist die Mutter zweier Jungs dabei, sich als Musikerin in der Region zu etablieren. Foto: Ralf Masorat
Musik ist ihre Leidenschaft: Seit es die Luxemburgerin Angele Deltgen 2019 in den Norden Deutschlands gezogen hat, ist die Mutter zweier Jungs dabei, sich als Musikerin in der Region zu etablieren. Foto: Ralf Masorat
Sängerin aus Luxemburg

"Ich lasse mich nicht in eine Schublade pressen": Angèle Deltgen gastiert in Steinau

von Christian Mangels | 18.11.2025

Sie kommt aus Luxemburg, spricht fünf Sprachen und liebt die Musik: Sängerin Angèle Deltgen gastiert am Freitag, 21. November, in der St.-Johannes-Kirche in Steinau. Im Interview spricht sie über Kampfgeist, Kunst und Kulinarik.

Frau Deltgen, Sie stammen aus Luxemburg, haben eine Zeit lang in der Bretagne gelebt und wohnen jetzt in Norddeutschland. Als was fühlen Sie sich?

Als Europäerin. Ich fühle mich immer dort zu Hause, wo ich gerade bin.

Gerade an so einem Tag wie heute, an dem das Wetter ziemlich unfreundlich ist, bekommen Sie da manchmal Heimweh nach der Bretagne oder nach Luxemburg?

Nach der Bretagne schon. Nach Luxemburg nicht so sehr.

Sie leben jetzt schon seit einigen Jahren im Elbe-Weser-Dreieck und haben der Stadt Bremerhaven sogar ein Liebeslied gewidmet. Was gefällt Ihnen so sehr an Bremerhaven und dem Landkreis Cuxhaven?

Ich liebe die Nähe zum Wasser. Und die Leute sind sehr einfach gestrickt. Das meine ich positiv: Sie sind unkompliziert.

Man sagt den Norddeutschen nach, dass sie distanziert und kühl seien. Wie sehen Sie das?

Ich empfinde die Leute hier in Norddeutschland als sehr liebenswert. Sicherlich, es gibt gewisse Gegenden, da sind die Leute vielleicht ein bisschen direkter. Das heißt aber noch lange nicht, dass daraus große Freundschaften entstehen. Die besten Freunde, die ich bis jetzt in meinem Leben hatte, habe ich hier oben kennengelernt.

Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen? Sind Sie in einem musikalischen Haushalt aufgewachsen? Wurde zu Hause viel gesungen?

Oh ja, es wurde sehr viel gesungen. Meine Eltern haben zwar selbst keine Instrumente gespielt, aber die Musik, die ich mitbekommen habe aus den 1950er- und 1960er-Jahren, hatte einen großen Einfluss auf mich. Bei uns lief immer viel Musik im Haus. Ich habe dann irgendwann angefangen, Jazz zu studieren. Musik ist in meinem Leben ganz wichtig.

Zu Ihrer Familie gehört auch der bekannte luxemburgische Schauspieler René Deltgen...

Ja, das war der Onkel meines Vaters.

Steckt in Ihnen auch ein schauspielerisches Talent?

Ich würde sagen: Ja. Ich habe gelernt, mein Leben zu meistern, auf Leute zuzugehen, keine Angst zu haben, mich zu öffnen und vor allem empathisch zu sein und Mitgefühl für die anderen Menschen zu haben. Wenn man das nicht besitzt, kommt man nur schlecht durchs Leben.

Wir in Deutschland denken ja gern in Schubladen. Wo würden Sie Ihre Musik selbst einordnen? Ist das Pop? Ist das Chanson oder ist das Schlager?

Meine Musik ist sehr vielseitig. Ich lasse mich nicht in eine Schublade pressen. Und jeder, der mich liebt und mag, der weiß das auch. Leute, die mich gern hören, die nehmen mich so, wie ich bin. Ich habe einen großen Horizont. Und die Texte sind alle mit meinem Leben verbunden.

Wie gehen Sie beim Songschreiben vor?

Es kann sein, dass ich wochenlang überhaupt nichts schreibe. Irgendwann taucht dann ein Gedanke auf, der mich beschäftigt. Das kann etwas sein, das mich freundlich stimmt, es kann aber auch ein trauriges Erlebnis sein, das mich nachdenklich macht. Ich bin ein Mensch, der sehr viel nachdenkt. Auch über mich selbst. Wie kann ich mich verbessern? Was mache ich nicht gut? Ich finde, man sollte immer bei sich selbst anfangen. Ich habe überall im Haus Schreibblöcke liegen. In der Küche, am Nachttisch oder in meinem Büro. Ich habe das bewusst so gemacht, denn ich gehöre zu den Verrückten, die nachts wach werden und etwas aufschreiben müssen, bevor man es wieder vergisst.

Sie haben vor zwei Jahren die EP "Kämpferin" veröffentlicht. Inwiefern sind Sie selbst eine Kämpferin?

Ich kämpfe schon mein ganzes Leben lang.

Das müssen Sie näher erläutern.

Ich musste sehr früh selbstständig sein. Ich bin schon oft umgezogen und habe immer wieder von Null angefangen. Ich bin alleinerziehende Mama und habe zwei ganz tolle Söhne. Ich arbeite Vollzeit, habe mein Hobby, die Musik, und meinen Freundeskreis, den ich sehr pflege. Ich denke schon, wenn man das alles so gut auf die Kette kriegt, dass man dann eine Kämpferin ist.

Von der Musik allein zu leben, klappt noch nicht?

Nein, aber ich mache Musik vor allem aus Leidenschaft. Es macht mir Freude. Wenn man so etwas nur mit dem Gedanken macht, reich zu werden, dann ist man an der falschen Adresse.

Haben Sie das Gefühl, dass es Frauen im Musikgeschäft schwieriger haben als Männer?

Ich denke, dass es Frauen allgemein nicht so einfach haben in unserer Gesellschaft, weil viele Bereiche noch immer stark von Männern besetzt sind. Es gibt viele Männer, die sich leider immer noch sehr abwertend gegenüber Frauen verhalten, was traurig ist. Natürlich nicht alle. Die meisten Männer, mit denen ich zu tun habe, sind lieb.

Sie kommen am 21. November mit dem Programm "Endless Roads" nach Steinau. Auf dem Konzertplakat ist ein VW Bulli T1 zu sehen. Sind Sie gern als Camperin auf den Straßen dieser Welt unterwegs, oder was hat es mit dem Bulli auf sich?

Der Bulli T1 ist mein Traumauto. Das war er schon immer. Schon als kleines Mädchen habe ich davon geträumt. Ihn zu kaufen, macht meine Brieftasche aber leider noch nicht mit. Für das Video zum Song "Endless Roads" habe ich mir einen Bulli geliehen und war sehr glücklich, ihn überhaupt mal fahren zu dürfen.

Worauf können sich die Zuschauer und Zuschauerinnen bei ihrem Konzert in Steinau freuen?

Auf ein abwechslungsreiches Programm. Es geht bei mir immer viel um Gefühle und um Themen, in denen sich jeder wiederfinden kann. Das, was ich singe, hat jeder schon mal erlebt oder er kennt jemanden, der so etwas erlebt hat. Es sind Lieder vom Leben, nichts Gekünsteltes. Ich bin eine Realistin, aber ich habe auch sehr viel Humor. Es fängt melancholisch an mit Chanson und wird dann immer lustiger. Zum Schluss gibt's dann noch ordentlich was zu lachen.

Zum Schluss habe ich noch eine kulinarische Frage. Wie ich hörte, können Sie gut kochen…

Ja, das stimmt. Ich bin gelernte Restaurantfachfrau und habe bei einer sehr bekannten luxemburgischen Köchin gelernt: Léa Linster.

Den Namen kennt man auch in Deutschland…

Ja, sie ist die einzige Frau, die den Bocuse d'Or gewonnen hat, die höchste internationale Auszeichnung für Köche. Ich mag Frauen, die den Mut haben, etwas zu wagen und zu riskieren. Ich kann Mädchen und junge Frauen nur bestärken, einen Schulabschluss zu machen und unabhängig zu sein.

Welches typisch luxemburgische Gericht können Sie denn besonders gut kochen?

Was ich gern koche, ist Bouchée à la reine. Das ist ein Blätterteig, den man mit Hühnerfrikassee füllt. Das schmeckt sehr lecker.

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