
Turmsanierung auf Neuwerk: So steht es um das 22-Millionen-Projekt
Der älteste Leuchtturm an der deutschen Nordseeküste wird umfassend saniert und modernisiert. Mit einer Investition von 22 Millionen Euro soll der historische Turm auf Neuwerk wiederbelebt sowie gastronomisch und kulturell genutzt werden.

Der älteste Profanbau der Freien und Hansestadt Hamburg liegt mehr als 100 Kilometer vom ehrwürdigen Rathaus entfernt. Es ist der Turm auf der Insel Neuwerk in der Elbmündung. Der von Cuxhavens Strand gut sichtbare rostrote viereckige Bau hat mehr als 700 Jahre auf dem Buckel. Nun steht diesem einzigartigen Baudenkmal eine umfangreiche und millionenschwere Sanierung und Modernisierung ins Haus. Schließlich soll dort wieder Leben einkehren. Der Bauantrag wurde nach vielfältigen Untersuchungen im April 2025 gestellt.
Diese dicken Backsteinmauern atmen Geschichten. Das Gebäude wurde als Wehrturm und als Seezeichen in der Elbmündung 1310 fertiggestellt, brannte 1372 in großen Teilen ab und wurde neu errichtet. In den zurückliegenden 700 Jahren kam es zu verschiedenen Nutzungen. Nachweislich ab 1648 diente er auch als Leuchtturm - und ist damit der älteste an der deutschen Nordseeküste.
Seit 100 Jahren unter Denkmalschutz
Seit 1925 steht der Turm unter Denkmalschutz. Er ist als Einzeldenkmal gelistet und die gesamte Turmwurt steht unter Ensembleschutz. Dieses architektonische Kleinod befindet sich im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer und ist seit 2009 Teil des Welterbes Wattenmeer.
Über die Jahrhunderte wurde einiges an- und ausgebaut. Claas Ricker von der Pressestelle der zuständigen Hamburger Finanzbehörde teilt auf Nachfrage unseres Medienhauses mit, dass der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) für die Freie und Hansestadt Hamburg die Planungsleistung Hochbau für die "Denkmalgerechte Sanierung und Modernisierung des Leuchtturms Neuwerk" im Sommer 2021 europaweit ausgeschrieben habe. Mit den "Anderhalten Architekten" aus Berlin sowie den Vertretern der Denkmalpflege sei ein interdisziplinäres Planungsteam zusammengestellt worden, um dieser besonderen Bauaufgabe gerecht zu werden. "Dieses Team untersucht die historische Bausubstanz aller Zeitschichten und sucht nach angemessenen Lösungen für die historische Bausubstanz und zukünftige Nutzungen."
Der Behördensprecher erläutert weiter: "Im Rahmen der Sanierung werden die genannten Nutzungen erhalten, ergänzt und verbessert. Die historische Chance wird für eine ganzheitliche und nachhaltige Sanierung und Modernisierung genutzt." Erklärtes Ziel sei, die umfassende Sanierung der Bausubstanz, eine denkmalverträgliche Planung mit ertüchtigtem Brandschutz und zeitgemäßen Sanitäranlagen sowie die Erfüllung von bauordnungsrechtlichen Standards.
Gästezimmer, Gastronomie und Kultur
Bis 2020 wurde der Turm als Beherbergungsbetrieb und Gaststätte genutzt. Das ehemalige Bürgermeisterzimmer konnte für Trauungen gebucht werden. Gegen einen Obolus war es möglich, die Besucherplattform zu besuchen, bei der es sich eigentlich um einen Umgang handelt.
Gästezimmer, Gastronomie und Kultur ziehen wieder ins Gemäuer ein. Der Behördensprecher kündigt eine denkmalgerechte Sanierung der Gästezimmer und Bäder an. Integriert werde eine durchgängige Treppe. Das Restaurant erstrecke sich zukünftig über zwei Geschosse und erhalte einen Außenbereich. Im Senatszimmer können wieder Trauungen stattfinden. Die Leuchtfeuertechnik aus dem 19. Jahrhundert mit der noch erhaltenen Fresnellinse, die sogenannte Laterne, wird als technisches Denkmal restauriert.
Laut dem Sprecher der Finanzbehörde umfasst dieses Sanierungs- und Modernisierungsvorhaben rund 22 Millionen Euro. Den größten Anteil davon trage die Freie und Hansestadt Hamburg. Ein Antrag auf Förderung für das Denkmal in Höhe von 3,55 Millionen Euro sei jedoch bei der Bundesbehörde für Kultur und Medien des Bundes eingereicht.
Noch steht der Zeitplan nicht fest. Der Bauantrag sei im April 2025 gestellt worden, es stünden allerdings noch Beteiligungsverfahren mit weiteren Fachbehörden aus. Vom Genehmigungszeitpunkt hänge der weitere Terminplan ab, so der Behördensprecher. Der LIG rechnet mit einer Bauzeit von 18 Monaten.
Informationen über das Millionenprojekt
Die Freie und Hansestadt informiert seit kurzem vor Ort Neuwerk-Besucher über ihr Millionenvorhaben. Seit Anfang Juli 2025 steht ein Infocontainer vor dem Leuchtturm, der über die Ergebnisse der Bauforschung und die Planung informiert. "Die Ausstellung wurde ursprünglich für die Rathausdiele im Hamburger Rathaus konzipiert und dort im letzten Jahr gezeigt. Weitere Themen aus der Ausstellung werden auf der Sonderausstellungsfläche im 1. Obergeschoss gezeigt.", so Ricker. Die Besucherplattform sei derzeit für Gäste frei zugänglich. Nach dem Erklimmen von 138 Wendeltreppenstufen kann man dort aus 23 Metern Höhe die Blicke weit über das Welterbe Wattenmeer schweifen lassen.