
Wirtschaft im Cuxland: Zwischen Rückgrat und Rückenschmerzen
Es war keine "Laberrunde", sondern informativ: In Lamstedt saßen Unternehmen und Verbandsvertreter beim "Wirtschaftstreffen" an einem Tisch, um voneinander oder von externen Fachleuten zu lernen. Ein Konzept mit vielen Erkenntnisgewinnen ...
Gerne wird in Reden über den Mittelstand doziert, dass er in Regionen wie dem Cuxland das "Rückgrat" der Wirtschaft sei. Doch die Bekämpfung der "Rückenschmerzen" der unterschiedlichen Branchen bleibt dann eher ein Randthema und ist schnell vergessen. Da soll das "Wirtschaftstreffen" für Unternehmen aus dem Cuxland helfen.
In diesem Jahr fand es in Lamstedt statt. Und es bot den Chefs der vorwiegend kleinen und mittleren Firmen aus der Region einige Perspektiven, wie sie zumindest punktuell Lösungen für ihr Unternehmen erarbeiten und dann aber auch umsetzen können.
Einzelkämpfer ohne Netzwerk?
Jeder Unternehmer ist ein Einzelkämpfer in seiner jeweiligen Branche. Und doch gibt es jede Menge Schnittstellen - ob im "Ein-Mann-Betrieb" oder bei Firmen mit mehreren Dutzend Angestellten. Um übergreifende Themen wie Fachkräftemangel, Folgen der ausufernden Bürokratie oder die Bindung langjähriger Beschäftigter an das Unternehmen zu besprechen und voneinander zu lernen, organisieren die sechs Gewerbevereine aus den Samtgemeinden Land Hadeln, Hemmoor und Börde Lamstedt das "Wirtschaftstreffen".
"Zeiten werden nicht einfacher"
Diesmal übernahm Frank Springer als hauptamtlicher Bürgermeister der Samtgemeinde Börde Lamstedt die Aufgabe, durch das Programm mit mehreren Vorträgen zu führen. Und auch er sprach natürlich vom wirtschaftlichen "Rückgrat", aber betonte gleichzeitig, dass Politik und Verwaltung durchaus klar sei, in welche Turbulenzen so manches Unternehmen schnell geraten könne: "Die Zeiten werden nicht einfacher."
Der Unternehmer Thorsten Wienberg leitet ein weit über die Grenzen Lamstedts hinaus bekanntes Modegeschäft und gilt - nicht zuletzt als Vorsitzender des Gewerbevereins in der Börde Lamstedt und angesichts seiner Kreativität bei der Organisation von Aktionen - als ein Motor und Motivator, um auch in einer ländlichen Umgebung der Wirtschaft Impulse zu verleihen.
"Heimatshoppen" als Verbindung
Scheuklappendenken ist nicht sein Ding: "Durch unsere Kooperationen auch zwischen den Gewerbevereinen - eine gelungene Initiative ist da sicherlich das 'Heimatshoppen' - bieten sich Chancen." Die müsse man nutzen; noch dazu, wenn der Druck durch den Online-Handel immer größer werde.
Wienberg warb ebenso wie andere Redner für Netzwerkarbeit. Und die bietet unter anderem auch der Unternehmensverband Cuxhaven (UVC) mit seinen bislang rund 200 Mitgliedern. Jan-Lasse Schumacher (Baustoffgroßhandlung Hermann Schölermann GmbH aus Otterndorf) ist ehrenamtlich stellvertretender UVC-Vorsitzender und warb gemeinsam mit Geschäftsführer Danilo Genske dafür, sich näher mit der Arbeit und den Möglichkeiten des Verbandes zu beschäftigen, der ganz gewiss nicht nur auf Cuxhaven ausgerichtet sei. So leiste der UVC unter anderem im Bereich der politischen Kontaktpflege Netzwerkarbeit, aber biete auch in juristischen Fragen seine Hilfe an, bei denen kleine und mittlere Unternehmen häufig nicht den nötigen Hintergrund hätten.
Die Bedeutung, sich stärker digital zu präsentieren, zu verbinden und zu positionieren, betonte Alexandra Mahlberg vom - öffentlich finanzierten - Projekt "Süderelbe AG", das auch Mittel des Landkreises Cuxhaven erhält. Öffentliche Mittel? Ja. Zum Glück für die Firmen. Daher würden bei der individuellen Inanspruchnahme der Leistungen auch "keine Kosten" entstehen.
"Job - VIBE": Kontakte ermöglichen
Das Modellprojekt "Job - VIBE" ist relativ jung und soll Arbeitgeber und Arbeitnehmer stärker zusammenführen. So geht es dabei - wie berichtet - meist nicht um Tätigkeiten, für die eine hohe Qualifikation notwendig ist. Nähere Infos gibt es beim Jobcenter in Cuxhaven oder bei Karina Kramer (stellvertretende Verwaltungschefin bei der Samtgemeinde Hemmoor).
Hilfe für kranke Beschäftigte
Um ein ganz anderes, aber für Firmen und Beschäftigte immer bedeutenderes Thema, ging es beim Vortrag von Michael Gümbel (Verein "Arbeit & Gesundheit"). Er lenkte den Fokus auf die zunehmend steigenden Fälle von Beschäftigten, die angesichts psychischer Erkrankungen vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden.
Um das zu verhindern und beiden Seiten Chancen für eine Fortsetzung einer Beschäftigung zu ermöglichen, könne man - kostenfrei - den Verein kontaktieren und nach Auswegen suchen. "Es gibt viele Stellschrauben, an denen man drehen kann. Wir kennen sie; nutzen Sie sie im Interesse des Unternehmens und ihrer Beschäftigten", lautete sein Appell beim Wirtschaftstreffen in Lamstedt.
Verpackt waren die Vorträge und der Meinungsaustausch in einem Zeitrahmen von zwei Stunden. Zwei Stunden, von denen gerade kleinere und mittlere Unternehmen profitieren konnten. Wenn ihre Chefs die Themen auch aufgreifen und aktiv angehen ...

