
Zwei Wolfsunfälle im Kreis Cuxhaven an einem Tag: "Das wird Licht ins Dunkel bringen"
Zwei unvorhergesehene Wolfsunfälle an einem Tag werfen Fragen auf: Ist die Population größer als gedacht? Was jetzt Licht ins Dunkel bringen und überraschende Einblicke in das geheime Leben der Tiere liefern soll.
Im Kreis Cuxhaven sorgen zwei Wolfsunfälle an einem Tag für Aufsehen. Experten vermuten, dass die Wolfspopulation größer ist als gedacht. Ein umfassendes Monitoring soll Klarheit bringen - und die Jägerschaft wirkt dabei aktiv mit.
Die beiden Wölfe, die an nur einem Tag nach Verkehrsunfällen in Lamstedt-Wohlenbeck und Wingst verendeten, werfen Fragen auf und es werden Mutmaßungen laut. Ist die Dopplung der Ereignisse ein bloßer Zufall oder die Wolfspopulation in diesem Gebiet doch größer als zunächst angenommen? Zwischen beiden Unfallstellen beträgt die Luftlinie keine zehn Kilometer.

Die Wölfe waren am Mittwochmorgen voriger Woche (16. April 2025) auf der B495 sowie B73 von Autos erfasst worden. In Lamstedt-Wohlenbeck war die Fähe sofort tot. Am Donnerstag wurde dann auch der männliche Wolf tot auf der Terrasse dicht am Wohnhaus in der Wingst aufgefunden. Dorthin muss er sich mit den schweren Verletzungen geschleppt haben. Beide Fälle dokumentierte Wolfsberater Olaf Kuball, der die doppelten Wolfsunfälle als ungewöhnlich bezeichnet. Es besteht die Vermutung, dass sich mehr Tiere als zunächst angenommen in dem Gebiet aufhalten, zumal es auch nach den Todesfällen noch Sichtungen gegeben haben soll.
"Jetzt herrscht doch eher Halbwissen"
Aber genaues weiß keiner. "Jetzt herrscht doch eher Halbwissen, aber das wird Licht ins Dunkel bringen", ist Olaf Kuball als langjährige Wolfsexperte der Jägerschaft überzeugt, dass demnächst mehr Daten und Fakten zum Wildtier Wolf vorliegen. Denn die Jägerschaften im Landkreis Cuxhaven werden sich aktiv am Wolfsmonitoring beteiligen. Diese entsprechende Kooperation trafen sie mit der zuständigen Landesbehörde NLWKN, dem Landkreis und der Stadt Cuxhaven sowie der Landesjägerschaft. Für das Kreisgebiet sind dafür 30 Funkkameras angeschafft worden, jeweils 15 für die Jägerschaften Wesermünde und Land Hadeln-Cuxhaven. Allerdings ist dieses intensivere Monitoring per automatischer Wildtierkameras noch nicht angelaufen, weil demnächst noch entsprechende Schulungen durch die Landesjägerschaft anstehen, weiß Wolfsberater Kuball. Er hofft darauf, dass dieses intensivierte Monitoring schnellstmöglich anläuft und erhofft sich davon eine fundierte Datenlage.
Seit mehr als zehn Jahren im Kreis Cuxhaven
In Niedersachsen wurde 2007 der erste Wolf gesichtet. Den ersten Welpennachweis gab es 2012 auf dem Truppenübungsplatz Munster. Im Landkreis Cuxhaven kam es im August 2014 in Lamstedt zu den ersten nachgewiesenen Rissen von Nutzieren; seinerzeit waren es Jungrinder.

Im Landkreis Cuxhaven ist die Zahl von Nutzierrissen durch Wölfe besonders hoch im Niedersachsenvergleich. Das Wolfsmonitoring dokumentiert aktuell für das Jahr 2024/2025 33 Übergriffe, 56 tote und zwölf verletzte Tiere sowie ein verschollenes Tier.
Laut aktuellem Wolfsmonitoring lebt jeweils ein Wolfspaar im Territorium Cuxhaven und in Otterndorf. Unbestätigte Rudel gibt es demnach in Drochtersen, und Oldendorf (Kreis Stade), bestätigte Rudel leben im Bereich Schiffdorf, Gnarrenburg und Tarmstedt.
So ist das Wolfsmonitoring organisiert
Das Land Niedersachsen sammelt, bewertet und dokumentiert die Daten über wild lebende Wölfe. Die Landesjägerschaft (LJN) unterstützt als Kooperationspartner. Sie koordiniert die Bestandserfassung. Dies erfolgt mithilfe der ehrenamtlichen Wolfsberatern in Abstimmung mit dem NLWKN-Wolfsbüro. Das Monitoring wird landesweit in erster Linie passiv vorgenommen, darunter fallen Meldungen in Form von Sichtungen, Fotofallenaufnahmen oder Rissen.
An diesem Monitoring kann sich jeder beteiligen und sich bei Sichtungen an den Wolfsbeauftragten der Landesjägerschaft oder die zuständigen Wolfsberater wenden. Solche Sichtungen können aber auch per App "Wolfsmeldungen Niedersachsen" erfolgen.