Der neue Schlepper der Schlepp- und Bergungsreederei Otto Wulf "Wulf 10" (l.) an der Hafenkaje ist ein echtes Kraftpaket. Foto: Larschow
Der neue Schlepper der Schlepp- und Bergungsreederei Otto Wulf "Wulf 10" (l.) an der Hafenkaje ist ein echtes Kraftpaket. Foto: Larschow
Investition in die Zukunft

Neuer 6500-PS-Kraftprotz im Hafen von Cuxhaven: Anforderungen an Schlepper nehmen zu

von Tim Larschow | 10.12.2024

Die Schlepp- und Bergungsreederei Otto Wulf aus Cuxhaven hat ihre Flotte erweitert. Im Gespräch mit den beiden Geschäftsführern Sören und Andreas Wulf wird schnell klar, dass das neue Schiff weit mehr kann, als nur im Hafen eingesetzt zu werden. 

"Einen 96-Tonnen-Schlepper braucht man für den Cuxhavener Hafen nicht unbedingt, aber wir haben ihn auch nicht extra dafür gekauft. Wir haben lange nach einem Schweizer Taschenmesser gesucht, und das ist unsere neue 'Wulf 10'", sagt Sören Wulf.

Die Reederei Otto Wulf ist unter anderem darauf spezialisiert, verlorene Anker zu finden und vom Grund zu bergen. Dafür ist der neue Schlepper bestens geeignet. "Das war für uns ein wichtiges Kriterium", sagt Sören Wulf und ergänzt: "Er soll auf jeden Fall auch im Offshore-Bereich eingesetzt werden. Hier wird er vor allem für Verschleppungen und Rig Moves eingesetzt." Rig Moves sind Bewegungen einer Bohrinsel oder eines Bohrturms von einer Position zu einer anderen. Das Geschäftsführer-Duo geht außerdem davon aus, dass durch die Ansiedlung von Titan Wind Energy in Zukunft mehr Schlepperleistung benötigt wird.

"Die Komponenten werden immer größer"

Gerade beim Transport von Monopiles werden die Anforderungen in Zukunft steigen. "Die Komponenten werden immer größer und schwerer. Die Pontons, auf denen die Ladung transportiert wird, müssen künftig bis zu 120 Meter lang und weit über 30 Meter breit sein. Die Rohre, die Titan verarbeiten wird, haben alle einen Durchmesser von mehr als zehn Metern, und unsere 50-Tonnen-Schlepper stoßen hier an ihre Grenzen", erklärt Andreas Wulf. Mit der Flottenergänzung ist das Cuxhavener Unternehmen aber erstmal für diesen Fall gewappnet. In der deutschen Nord- und Ostsee gibt es nicht viele Schlepper dieser Leistungsklasse. Und dabei so kompakt zu sein, sei schon etwas Besonderes, so Sören Wulf. Vergleicht man die neue "Wulf 10" zum Beispiel mit dem Mehrzweckschiff "Neuwerk", das 110 Tonnen Pfahlzug hat und 79 Meter lang ist, wird deutlich, wie viel Kraft in dem neuen 33 Meter langen Schlepper steckt. 

Bis zu 15 Knoten schnell mit 6500 PS

Darüber hinaus ist das Schiff auch für Feuerlöscharbeiten bestens geeignet und sogar für das Löschen von Öl- und Gasterminals zugelassen. "Das Schiff kann 2400 Tonnen Wasser aus den beiden Löschmonitoren pro Stunde ausstoßen, außerdem schützt sich der Schlepper selbst mit einem Wassernebel, um nah genug an das Feuer heranzukommen. 

Es ist auch möglich, mit der "Wulf 10" Öl aus dem Wasser zu fischen. Dazu verfügt der Schlepper über zusätzliche Tankkapazitäten und Vorrichtungen zum Anbringen von Sweeping Arms (Kehrarme), mit denen das Öl aus dem Wasser aufgenommen wird.  Neben den vielen Eigenschaften eignet sich die Neuanschaffung auch hervorragend als "Begleitschlepper". Dieser Titel kann dem Eigner während der Klasse verliehen werden. Um dieses Prädikat zu erhalten, müssen unter anderem die maximalen Brems- und Steuerkräfte ermittelt werden, die der Schlepper auf ein anderes Schiff ausüben kann. "Große Schiffe zum Beispiel im Nord-Ostsee-Kanal müssen einen Begleitschlepper haben, weil sie bei langsamer Fahrt abdriften", erklärt Andreas Wulf. Damit sei der neue Schlepper vielseitig einsetzbar und ideal für die Arbeit im Cuxhavener Hafen und draußen auf der Nordsee, so die beiden Wulf-Geschäftsführer. 

Das Schiff kam in der Nacht von Montag auf Dienstag in Cuxhaven an. Zur Überholung und Klassenerneuerung (Schiffs-Tüv) machte der Schlepper, der aus Stavanger in Norwegen kommt, einen Zwischenstopp in Skagen (Dänemark). Für die Klasse musste der Schlepper hier unter anderem zwei Stunden unter Volllast fahren. "Wir haben dabei 15 Knoten erreicht, das ist für einen Schlepper sehr schnell", freut sich Andreas Wulf. Ab sofort wird die ehemalige "BB-Supporter" als "Wulf 10" an der Hafenkaje in Cuxhaven liegen. Fünf Besatzungsmitglieder werden auf dem 6500-PS-starken Schiff arbeiten.

Von der Brücke der "Wulf 10" aus hat der Kapitän alles im Blick. Foto: Larschow

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

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