"Eine Schatzkammer": Archäologen berichten in Cuxhaven über die Arbeit am U-Boot U16
Beim Vortragsabend des Nautischen Vereins im Museum Windstärke 10 berichteten Fachleute über die Bergung und die Dokumentation des U‑Boots U16 vor Cuxhaven. Archäologen gaben Einblicke in Funde und kündigten große Neuigkeiten zu Wrackteilen an.
Mit dem traditionellen Glasen der Glocke eröffnete der zweite Vorsitzende des Nautischen Vereins, Ralf Gütlein, am Montagabend den Vortragsabend im Museum Windstärke 10 in Cuxhaven. Rund 100 Interessierte waren gekommen, um mehr über die Bergung des U-Boots U16 und den weiteren Umgang mit Wrackteilen und Fundstücken zu erfahren.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Museumsleiterin Christina Wawrzinek und den Vorsitzenden des Nautischen Vereins, Arne Ehlers, gab Gütlein zunächst einen historischen Überblick über das U-Boot. Er stellte Einsätze, versenkte Schiffe und die Kommandanten der U16 vor und zeichnete so das Bild eines technisch wie geschichtlich bedeutenden Objekts.
Freilegung und Bergung
Im Anschluss berichtete Landesarchäologe Dr. Henning Haßmann über den aktuellen Stand der Bergung und die wissenschaftliche Bedeutung des Wracks. Für Archäologen sei ein solches U-Boot ein Kulturdenkmal, für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) in diesem Fall vor allem ein Hindernis. Haßmann bestätigte, dass das Wrack im Jahr 2023 kontinuierlich freigespült worden sei - Unterwasserscans hätten dies deutlich gezeigt.
Beim WSA habe man zwar rasch handeln wollen, jedoch zunächst ohne Einbindung der Archäologen. Erst später seien Fachleute hinzugezogen worden. Glücklicherweise habe Fotograf Hartmut Mester die Bergung von Beginn an filmisch und fotografisch begleitet, sodass sämtliche Arbeitsschritte dokumentiert seien.
Die Außenhaut des Bootes, so die Experten, habe bei der Bergung eine brüchige Konsistenz gehabt und sei mit Fischernetzen überzogen gewesen. Im Inneren fanden sich Elektromotoren, der Petroleum-Antrieb und große Mengen Sediment, das mit Kadmium, Blei und weiteren Schadstoffen unter anderem aus den Batterien belastet war. Der Schlamm ist toxischer Sondermüll.
Ziel war es dennoch, möglichst viele Teile für die museale Präsentation zu erhalten. Zwei Teile, darunter der Turm, landen im Harz, im Fahrzeugmuseum Benneckenstein.
Archäologische Bedeutung
Wie Haßmann erklärte, seien archäologische Ausgrabungen immer dann notwendig, wenn Kulturdenkmale durch Bau- oder Sicherungsmaßnahmen gefährdet würden. Eine Grabung stelle dabei stets die letzte Möglichkeit der Dokumentation dar, da die Funde im Zuge der Bergung zwangsläufig zerstört würden - doch beim U16 war es notwendig.
"Das U-Boot war eine echte Schatzkammer", betonte Haßmann. Derzeit die Außenhülle, technische Komponenten und Legierungen untersucht. Dr. Mike Belasus vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung erläuterte, dass unter anderem Kupferkabel, ummantelt mit Blei, Textilfasern und weiteren Materialien, analysiert werden. Auch die gefundenen Kunststoffe würden wissenschaftlich ausgewertet, um mehr über ihre Zusammensetzung zu erfahren.
Eine der Petroleum-Maschinen sei zudem ausgebaut worden, um sie möglicherweise einem Museum zu übergeben. Hinweise deuten darauf hin, dass die U16 gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Ersatzteillager für andere U-Boote diente.
Pressekonferenz angekündigt
Zum Abschluss des Abends wurde angekündigt, dass am 6. November um 11 Uhr eine Pressekonferenz im Museum Windstärke 10 stattfinden soll. Dort sollen Einzelteile des U-Bootes präsentiert und Informationen gegeben werden, welche Objekte künftig in welchen Museen gezeigt werden.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt nahmen trotz Einladung nicht an der Veranstaltung teil.

