Schwefel-Schnüffler: Diese Drohne jagt Umweltsünder weit draußen vor der Küste
Damit Schiffe in der Nordsee die Treibstoffnormen einhalten, setzt das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) auf die Messung von Schiffsabgasen. Mit einer speziellen Drohne ist dies nun auch weit draußen auf See möglich.
Dies ist wichtig, um den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu begrenzen. So dürfen in Nord- und Ostsee nur Schiffstreibstoffe mit einem Schwefelgehalt von 0,1 Prozent verwendet werden. Die Einhaltung dieser Grenzwerte wird vom Bundesamt für Seeschiffffahrt und Hydrographie in Hamburg (BSH) überwacht. Im vergangenen Jahr wurde erstmals mit der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) zusammengearbeitet, um Umweltsündern auf die Spur zu kommen. Auch in diesem Jahr führt die Bundesbehörde wieder eine groß angelegte Kampagne zur Messung von Schiffsemissionen per Drohne durch. Am Donnerstag präsentierten das BSH und die Bundespolizei nördlich von Helgoland, wie die Jagd auf Umweltsünder funktioniert.
Unterstützung von der Bundespolizei
Die Drohnenflüge werden von einem österreichischen Drohnenhersteller mit dem unbemannten Flugsystem "Camcopter S-100" durchgeführt. Für die Kontrollen stellt die "EMSA" ihre Dienste den europäischen Mitgliedsstaaten zur Verfügung. Unterstützt wird das BSH in diesem Jahr auch von der Bundespolizei, die eines ihrer Schiffe bereitstellt. "Die BP 82 Bamberg ist eines der modernsten Schiffe im Dienst der Bundespolizei und eine multifunktionale Einsatzplattform", erklärt Wulf Winterhoff, Erster Polizeihauptkommissar und Pressesprecher.
Am Donnerstag ging es Richtung Helgoland, um das System zu demonstrieren. Normalerweise haben BSH und Bundespolizei aber ein anderes Gebiet im Visier: "Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die so genannte Tankerroute zwischen den Niederlanden und Dänemark", erklärte Frank Plötner, Erster Polizeihauptkommissar und Kommandant auf der "Bamberg".

Die Kommunikation zwischen den drei Piloten nach dem Start ist das A und O. Für den Flug gilt ein Mindestabstand von 100 Metern zum Schiff und eine Mindestflughöhe von 30 Metern. Für eine erfolgreiche Messung brauchen die Piloten im Schnitt fünf Minuten und müssen sich mehrere Sekunden im Abgasstrahl aufhalten. "Das ist Millimeterarbeit", sagt einer der Drohnen-Piloten. "Unsere Aufgabe ist es, jederzeit den Sicherheitsabstand zu gewährleisten, damit auch für das Schiff keine Gefahr besteht." Die Ausbildung dauert acht Wochen, aufgeteilt in Theorie und Praxis. Danach kann man die Drohne fliegen, ist aber kein Experte. "Zuerst wird man Operator und sammelt Erfahrung, später wird man 'Pilot in command'", erklären die Piloten an Bord der "Bamberg".
Kontrollen in allen europäischen Häfen
"Die Messergebnisse werden den Kontrollbehörden in allen europäischen Häfen in Echtzeit zur Verfügung gestellt. So können Schiffe in ihren nächsten Anlaufhäfen gezielt für Kontrollen ausgewählt und Kraftstoffproben entnommen werden. Können Verstöße gegen die strengen Treibstoffvorschriften nachgewiesen werden, drohen den Verantwortlichen empfindliche Strafen", erklärt Carolin Abromeit, Leiterin der Abteilung Umweltschutz, Gefahrenabwehr und Schifffahrtsrecht im BSH. Die Bußgelder können bis zu 50.000 Euro betragen. Bei der Messung am Donnerstag war alles in Ordnung, die Werte lagen innerhalb der Grenzwerte. Die Drohne ist noch bis zum 28. August im Einsatz und schon jetzt ist das BSH mit den Ergebnissen zufrieden.
"Wir konnten in diesem Jahr rund 100 Messungen mit der Drohne durchführen. Bei der Hälfte der Kontrollen konnte erfolgreich ein Wert ermittelt werden. Bei 15 Prozent der erfolgreichen Kontrollen wurden die Werte überschritten. Auch im kommenden Jahr wollen wir wieder Kontrollen mit der Bundespolizei durchführen und die Erfahrungen aus diesem Jahr einfließen lassen", resümiert Carolin Abromeit. Auf ihrer Route vom Ärmelkanal oder den Beneluxländern zum Skagerak passieren jährlich etwa 30.000 Schiffe die deutsche Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ).

Versteckte Kontamination
Die Reedereien müssen auf schwefelarme Kraftstoffe oder alternative Brennstoffe wie Flüssiggas umstellen. Alternativ können die Schiffe weiterhin mit Schweröl fahren, müssen dann aber Abgaswäscher (sogenannte Scrubber) einsetzen, die den Schwefel aus den Abgasen entfernen.
Scrubber, auch Gaswäscher genannt, entfernen vor allem Schwefeloxide, Ruß und größere Feinstaubpartikel aus den Abgasen. Die Abgaswäsche auf großen Schiffen reduziert zwar den Ausstoß von Schwefel und Feinstaub, das gesammelte Abwasser der Reinigungsanlagen darf aber verdünnt ins Meer geleitet werden. Die Einleitung des Waschwassers ist bisher kaum geregelt.
