
PNE AG: Cuxhavener Unternehmen der Wind- und Solarbranche mit Wachstumsschmerzen
Die PNE AG aus Cuxhaven erlebt tiefgreifende Veränderungen: Ein neuer CEO, strategische Neuausrichtungen und finanzielle Herausforderungen prägen das Bild. Doch trotz Widrigkeiten bleibt der Wind- und Solarparkentwickler auf Wachstumskurs.
Es war organisatorisch wie operativ ein ereignisreiches Jahr für die in Cuxhaven ansässige PNE AG, deren Geschäftsfeld die Entwicklung und der Betrieb von Wind- und Solarparks ist. Organisatorisch, weil sich die Konzernspitze neu formiert hat, operativ, weil es neben einigen Umstrukturierungen auch eine strategische Neuausrichtung gegeben hat.
Heiko Wuttke heißt der neue Vorstandsvorsitzende (CEO). Der 57-jährige Diplomingenieur trat zum Jahresbeginn seinen Posten an. Er stellte sich den Aktionären bei der Hauptversammlung am Dienstag in der Kugelbake-Halle vor. Bereits 2024 übernahm Harald Wilbert die Verantwortung als Finanzvorstand (CFO). Mit Roland Stanze als Zuständiger für das operative Geschäft (COO) ist das Führungstrio bei PNE komplett. Auch das Aufsichtsgremium hat einen neuen Vorsitzenden, den erfahrenen Manager Dirk Simons.
Aus der WKN GmbH wurde die PNE Erneuerbare Energien GmbH
Eine weitere Neuerung ist die Integration der Konzerntochter WKN. Wuttke: "Nun haben wir auf Markenebene zusammengeführt, was zusammengehört, und die Marke WKN in die Marke PNE integriert." Aus der WKN GmbH wurde die PNE Erneuerbare Energien GmbH.
Der CEO berichtete, dass die AG in ihren Segmenten Projektierung und Verkauf von Wind- und Solarparks, Stromerzeugung in eigenen Parks sowie Service und Betriebsmanagement eine Gesamtleistung von 343 Millionen Euro erwirtschaftet habe. Das EBITDA (Ergebnis vor Steuern, zinsen und Abschreibungen) sei um 73 Prozent auf 69 Millionen Euro gesteigert worden - und das trotz eines schwierigen Marktumfelds mit verspäteten Transportgenehmigungen, Lieferschwierigkeiten bei Herstellern, gestiegenen Kosten und Zinsen sowie gesunkenen Strompreisen.
19 Gigawatt für Windenergie- und Photovoltaikvorhaben in der Pipeline
In der Projektpipeline befinden sich knapp 19 Gigawatt für Windenergie- und Photovoltaikvorhaben. Das sei unwesentlich weniger als 2023, so Wuttke. Und zwar trotz des Ausstiegs aus Märkten, die als nicht ausbaufähig betrachtet werden, etwa den USA, Großbritannien und Schweden. Die PNE AG will sich auf ihre Kernmärkte - im Wesentlichen Deutschland, Frankreich und Polen - konzentrieren, wo die Pipeline um 28 Prozent gewachsen sei. Die Nennleistung des Eigenbetriebs wuchs um 72 auf 429 Megawatt. "Wir sind weiter auf dem Weg, ein bedeutender unabhängiger Stromerzeuger - ein Independent Power Producer, kurz IPP - zu werden", führte der CEO aus.
Das Konzernergebnis wird aufgrund verschiedener Faktoren gleichwohl mit minus 13,4 Millionen Euro als negativ ausgewiesen. Das habe jedoch keine Auswirkungen auf die Liquidität oder die operative Leistung der PNE-Gruppe gehabt. Um externe Effekte bereinigt würden knapp 11 Millionen Euro plus zu Buche stehen, so Wuttke. Gleichwohl ist auch die Eigenkapitaldecke des Konzerns um etwa 13 Millionen Euro auf 194,6 Millionen Euro geschrumpft. Doch auch hier macht Wuttke positive Bereinigungseffekte geltend, die die Zahlen heller strahlen ließen. Die Liquidität betrug 2024 mehr als 91 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten aus dem Aufbau des Windparkportfolios erhöhten sich um rund 125 Millionen auf gut 900 Millionen Euro. Der Börsenwert der AG soll rund 1,1 Milliarden Euro betragen.
Die Gruppe weiterhin dem Markt anpassen
PNE zählt insgesamt 680 Beschäftigte und spiegelt so das Wachstum der Gruppe in den vergangenen Jahren wider. Der Wandel des Geschäftsmodells vom reinen Projektierer zu einem auf drei Säulen fußenden Clean Energy Solutions Provider biete großes Wachstumspotenzial, so Wuttke. Er will die Marktanpassung weiter forcieren und bis Ende 2027 ein Eigenbetriebsportfolio von etwa 1,1 Gigawatt Leistung erzielen. Gleichzeitig will sich PNE weiter aus Märkten mit schwacher Renditeerwartung verabschieden.
Das erste Quartal 2025 hat die Erwartungen des Vorstands nicht erfüllt. Das lag im wesentlichen daran, dass 31 Prozent weniger Strom an Land in Deutschland produziert wurden, weil der Wind viel zu schwach war. Dennoch will der PNE-Vorstand an seinem Ziel, 2025 den EBITDA (Ergebnis) erheblich zu steigern, festhalten.
Kritik aus den Reihen der Aktionäre
Aus den Reihen der Aktionäre kam in der Kugelbake-Halle gleichwohl Kritik am negativen Konzernergebnis, an der geschrumpften Eigenkapitalquote, den erheblich gestiegenen Verbindlichkeiten und dem geringen Ertragswert des Unternehmens. Einer Agenturmeldung zufolge soll zudem die US-Bank Morgan Stanley, mit mehr als einer halben Milliarde Euro Großaktionär von PNE, den Finanzdienstleister Goldmann Sachs damit beauftragt haben, einen Käufer für das Paket zu suchen. Darauf angesprochen, ließ der Vorstand des Unternehmens Spekulationen in diese Richtung unkommentiert.
Dem Vorschlag des Vorstands, neues genehmigtes Kapital zu beschließen - etwa 40 Prozent mehr als aktuell -, um dem steigenden Finanzbedarf für Projekte im Eigenbetrieb gerecht werden zu können, erteilten die Aktionäre eine Absage. Der Vorschlag erreichte die erforderliche 75-Prozent-Mehrheit nicht.
Beschlüsse der PNE-Aktionäre
Die Aktionäre der PNE AG stimmten der Verwendung des Bilanzgewinns zu und somit dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat, eine Dividende in Höhe von 0,04 Euro sowie eine Sonderdividende von ebenfalls 0,04 Euro je gewinnberechtigter Stückaktie auszuzahlen.
Zustimmung fand auch der Beschlussvorschlag zur Entlastung der Vorstandsmitglieder Heiko Wuttke (CEO), Harald Wilbert (CFO) und Roland Stanze (COO) sowie von Per Hornung Pedersen, der bis zum 13. Januar 2025 interimsweise CEO der PNE AG war und bis 31. März 2025 dem Vorstand angehörte. Die Aktionäre beschlossen ebenfalls den Aufsichtsrat zu entlasten.
Die Aktionäre wählten Dirk Simons in den Aufsichtsrat. Mit dieser Nachwahl bestätigten sie die Bestellung des Amtsgerichts Tostedt.