
Als Siemens Gamesa vor 10 Jahren nach Cuxhaven kam: Happy End eines Ansiedlungskrimis
Vor einem Jahrzehnt veränderte Siemens Gamesa das Schicksal Cuxhavens - und schuf über 1000 Arbeitsplätze. Eine Entscheidung, die die Stadt an der Elbmündung aus der Krise führte und zur Hochburg der Offshore-Windindustrie machte. Ein Rückblick.
Mit der Produktion der weltweit größten Windturbinen hat Cuxhaven einen enormen Schub erfahren, der mit dem Namen "Siemens Gamesa" verbunden ist. Am 5. August ist es genau zehn Jahre her, dass im Vorstand des Siemens-Konzerns die Entscheidung fiel, 200 Millionen Euro in Cuxhaven zu investieren, um genau hier das damals weltweit größte Werk für die Montage von Windturbinen auf See zu bauen. Ein Signal, das die hoch verschuldete Stadt an der Elbmündung weit nach vorne bringen sollte.
Das erste Mal in der Geschichte Cuxhavens
Wir erinnern uns: Es war das erste Mal in der Geschichte Cuxhavens, dass sich ein großer Industriebetrieb ansiedelte, einer der versprach, bis zu 1000 qualifizierte, gut bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen.
Dabei war die Entscheidung nicht vom Himmel gefallen. Mehr als sieben Jahre hatten Cuxhavens Wirtschaftsförderer den Konzern umworben. Das Land Niedersachsen investierte als Vorleistung weit über 200 Millionen in den Bau der Offshore-Basis, immer in der Hoffnung auf den großen Coup.

Bis 2013 lief es allerdings nicht gut. Vielversprechende Investoren wie "Cuxhaven Steel Construction" und Strabag ließen ihre Pläne fallen. Die Hoffnung auf Arbeit und Einkommen in der Bevölkerung wurde immer wieder enttäuscht. 2013 herrschte Katerstimmung im Cuxhavener Rathaus. Der ganz große Plan schien krachend gescheitert. Wie sollte es weitergehen?
5. August 2015: "Siemens kommt nach Cuxhaven!"
Doch dann kam die Wende: Am 5. August 2015 erhielt Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch die erlösende Nachricht: "Siemens kommt nach Cuxhaven!" Der Standort hatte die Investoren überzeugt, sich gegen 50 andere Städte im Ansiedlungspoker durchgesetzt.
Mit einem Mal war alles anders: Cuxhaven war nicht mehr der notleidende Patient, sondern strotzte vor Kraft und Zuversicht. "Siemens", allein der Klang des Namens versprach wirtschaftliche Potenz, Zukunft und Solidität.

Hochstimmung bei den Verantwortlichen, der Politik, der Hafenwirtschaft und den meisten Bürgern. Mit der Ansiedlung erlebte Cuxhaven einen Aufschwung auf allen Ebenen und durch die nationale und internationale Berichterstattung einen Imagegewinn, wie er vorher kaum für möglich gehalten worden war.
Cuxhaven sollte zum Zentrum der europäischen Offshore-Windindustrie werden. Namhafte Journalisten schauten sich in der Stadt um, wollten wissen, was da oben am Nordende Niedersachsen geschah und wie die Stadt sich aufmachte, durchzustarten, neue Arbeitskräfte aus der gesamten Republik anzuwerben. "Arbeiten, wo andere Urlaub machen". Mit diesem Versprechen zogen die Stadtwerber durch die Lande.
Siemens Gamesa hat in Cuxhaven 1300 Mitarbeiter
Heute ist Siemens Gamesa mit insgesamt 1300 Mitarbeitern der größte industrielle Arbeitgeber der Stadt, ein expandierender Betrieb und vor allem ein verlässlicher Arbeitgeber und Steuerzahler.
"Wenn wir damals nicht zum Zuge gekommen wären, würde es heute in Cuxhaven lange nicht so gut aussehen", meint Dr. Hans-Joachim Stietzel, damals Leiter der Wirtschaftsförderung und verantwortlich für das ehrgeizige Ansiedlungsprojekt.
Stietzel, heute im Ruhestand, erinnert sich noch gut an die jahrelange Arbeit, die er und seine Mitarbeitenden in der Agentur in das "Projekt Siemens" investiert haben.
Von Thomas Sassen