Amtsverzicht: Cuxland-Wolfsberater spricht von zunehmenden Zweifeln
KREIS CUXHAVEN. Hermann Kück gibt sein Amt als ehrenamtlicher Wolfsberater ab. Er spricht von zunehmenden Ängsten und Zweifeln und übt Kritik an der Bürokratie.
Hermann Kück aus Lunestedt von der Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven war seit 2012 als einer von vier ehrenamtlichen Wolfsberatern dafür zuständig, die Rückkehr der Wölfe zu dokumentieren und unter anderem Tierrisse aufzunehmen. Nun hat er in einer Pressemitteilung seinen Rücktritt zum Monatsende erklärt. Und er übt Kritik zum Beispiel an der Trägheit der Bürokratie, auch im in der für den Wolf zuständigen Landesnaturschutzbehörde NLWKN.
In seiner Erklärung erinnert Kück an die illegalen Tötung einer Wolfsfähe, nach der die Entwicklung aus dem Ruder gelaufen sei. Der verbliebene Rüde mit sieben hungrigen Welpen "wurde zum aggressiven Nutztierreißer". Mit der Folge, dass die Wolfsberater einen Vollzeitjob durch Rissaufnahmen, und Öffentlichkeitsarbeit gehabt hätten. Das Cuxlandrudel sei in allen Medien das Negativmodell bei der Rückkehr der Wölfe gewesen, so Kück.
In seinen Büchern "Dunkle Wolken über dem Wolfsparadies" im Jahr 2018 und "Wolfsfieber" (2019) hätte er die reale Geschichte mit allen Facetten beschrieben, wie er sie seinerzeit sah. Aber das Blatt hat sich gewandelt: "Ich habe vielen Kindern und Eltern die Ängste vorm Wolf genommen, aber meine Ängste nehmen zu", so Kück und teilt weiter mit: "Aus der Erfahrung der ersten Jahre als Wolfsberater, der gute Nerven braucht, ruhiger Zuhörer sein sollte und fachkompetenter Jäger und Naturschützer in Personalunion sein muss und sich den zunehmenden Aufgaben gestellt hat, wächst auch mit der Zunahme der Wölfe im Cuxland, belegt durch Sichtungen, Bildern, Wildtierrissen und Nutztierübergriffen die Sorge, dass sich die Eskalation des ersten Cuxlandrudels widerholen könnte." Der ungewöhnliche Zulauf von Wölfen habe sicherlich mit den enormen Schalenwildbeständen zu tun, mutmaßt Kück, der von mehr als 30 Wölfen im Cuxland ausgeht. Nahbegegnungen mit Wölfen nähmen zu, ebenso Übergriffe in Dorfnähe. Seine Gelassenheit sei beeinflusst durch zwei Pony-Übergriffe mit dramatischen Bildern. Die Bereitschaft, Kindern Verharmlosung der Wölfe als sinnvoll zu erklären, wie er es mit Überzeugung getan habe, zweifelt er mittlerweile an: "Ich nehme verstärkt die Sorgen der Bürger wahr, die viele Fragen haben. Mein Telefon steht kaum still, nicht alle kann ich mehr mit Überzeugung beraten. Schafhalter, denen ich nach Verlusten zu wolfsabweisenden Zäunen verholfen habe, haben jetzt stromführende Zäune, vom NLWKN gefördert, und trotzdem werden sie überwunden, auch am neuen Schutzzaun am Deich der Weser." Das Thema brauche, statt Besänftigungen und Statistiken. neue Antworten aus der Politik und dem Jagdrecht.
Weil die Landwirtschaftskammer ab 2022 die Nutztierdokumentation übernehme, möchte er sich künftig den schönen Dingen widmen wie seinen Enkeln, der Fischotterforschung, und praktischer Naturschutzprojekte, "ohne die Landschaft komplett zu verdrahten, und den Lebensraum für andere heimische Arten zu verlieren". (red/wip)
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