Zum Vermisstenfall Anja Beggers präsentierte Rainer Brenner von der Polizeiinspektion Cuxhaven (l.) neue Erkenntnisse in der Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" mit Moderator Rudi Cerne. Foto: Screenshot
Zum Vermisstenfall Anja Beggers präsentierte Rainer Brenner von der Polizeiinspektion Cuxhaven (l.) neue Erkenntnisse in der Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" mit Moderator Rudi Cerne. Foto: Screenshot
Bei "Aktenzeichen XY"

Cuxhavener Disco-Morde: Polizei mit neuer Theorie - viele neue Hinweise

13.10.2022

KREIS CUXHAVEN. Weit über 100 Hinweise sind zu den als Anhalter- oder Disco-Morden bekannten Vermisstenfällen bei der Polizei in Cuxhaven eingegangen.

Das Verschwinden der sechs Frauen zwischen 1977 und 1986 war am Mittwochabend bei der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" Thema. Im Mittelpunkt der Sendung stand der Fall der vor 45 Jahren verschwundenen Anja Beggers aus Midlum. Die damals 16-Jährige fuhr am Freitag, 7. Oktober 1977, mit einem 18-jährigen Bekannten aus dem Ort nach Bremerhaven. Dort wollten sie gemeinsam das Tanzlokal "Moustache" besuchen. Schon nach kurzer Zeit zog der junge Mann mit ein paar Freunden weiter und Anja Beggers blieb alleine im "Moustache" zurück. Als er etwa 30 Minuten später wieder zurückkam, war die Schülerin verschwunden.

In den Wochen und Jahren danach suchte Anjas Familie nach der Vermissten - ohne Erfolg. Die Polizei geht 1977 davon aus, dass das Mädchen kurz entschlossen nach Hause trampen wollte und dabei von einem Fremden getötet wurde. In den folgenden Jahren verschwanden in der Region noch fünf weitere junge Frauen, meist nach dem Besuch einer Disco oder Kneipe. Auch von ihnen fehlt bis heute jede Spur.

Die weiteren Opfer

- Angelika Kielmann: Die 18-jährige Angelika Kielmann verschwand am 7. Juni 1978, nachdem sie in Cuxhaven die Diskothek "Zur Börse" verlassen hat. Zuletzt wurde sie gegen 23 Uhr beim Trampen gesehen. 

- Anke Streckenbach: Die 19-jährige Anke Streckenbach wird ebenfalls nach einem Besuch der Diskothek "Zur Börse" am 16. Mai 1979 vermisst

- Andrea Martens: Von Andrea Martens fehlt seit dem 30. November 1980 jede Spur, nachdem die 19-Jährige ihren damaligen Freund und in der US-Kaserne "Lucius-D.-Clay" in Garlstedt in Osterholz-Scharmbeck besucht hat. Auch sie soll als Anhalterin bekannt gewesen sein. 

- Christina Bohle: Christina Bohle besuchte am 14. August 1982 die Diskothek "KASBA" in Beverstedt-Heerstedt. Die 15-Jährige wurde zuletzt am Hintereingang der Disko gesehen. Offenbar wollte auch sie nach Hause trampen. 

- Jutta Schneefuß: Die 24-jährige Jutta Schneefuß wurde zuletzt als Anhalterin am 13. Juni 1986 in Loxstedt gesehen.

Warum rollt die Polizei den Fall jetzt neu auf?

Die Polizei möchte endlich das Schicksal der jungen Frauen aufklären, schilderte Moderator Rudi Cerne bei "Aktenzeichen XY". Auch die Angehörigen der Frauen hätten darum gebeten, die Fälle noch einmal der Öffentlichkeit vorzustellen. 

Welche neuen Erkenntnisse gibt es?

Lange galt der Fall Anja Beggers als Auftakt einer Verbrechensserie. "Das sehen wir heute differenzierter", sagte der Leiter der Ermittlungsgruppe "Cold Case" Rainer Brenner. Zwar gäbe es in allen sechs Fällen Parallelen, doch "wir glauben heute nicht mehr an die Theorie, dass die Frauen ein und demselben Täter zum Opfer gefallen sind." Brenner verweist aber darauf, dass die Theorie eines Serientäters aufgrund der zeitlichen und örtlichen Nähe nahegelegen habe. Brenner überraschte aber nicht nur mit dieser Aussage. Im Fall von Anja Beggers sei man sich zudem nicht sicher, ob das Mädchen überhaupt das "Moustache" erreicht habe und spricht widersprüchliche Aussagen des 18-jährigen Bekannten und die von drei Freunden über den Verbleib Anjas an. 

Gibt es neue Hinweise nach der Sendung?

Weit über 100 Hinweise sind seit Mittwoch in Cuxhaven bei der Polizei eingegangen - alleine bis Donnerstagmorgen. "Über 100 Hinweise sind eine tolle Resonanz", sagte Brenner. Die Hinweise zum Verschwinden der Frauen würden nun überprüft. "Ob der entscheidende Hinweis dabei ist, wird sich zeigen. Unser Ziel ist und bleibt es, den Angehörigen nach so langer Zeit endlich Gewissheit zu bringen".

Von Florian Zinn

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