Auf dem Parkplatz am Cuxhavener Kreishaus reihte sich am Freitagnachmittag auch der ein oder andere Wochenendurlauber in die Schlange der Testwilligen ein. Foto: Koppe
Auf dem Parkplatz am Cuxhavener Kreishaus reihte sich am Freitagnachmittag auch der ein oder andere Wochenendurlauber in die Schlange der Testwilligen ein. Foto: Koppe
Corona im Kreis Cuxhaven

2G+ sorgt für gewaltigen Andrang sorgt für Unmut bei Corona-Schnellteststationen

von Kai Koppe | 03.12.2021

KREIS CUXHAVEN. Durch die Einführung der 2G+-Regel ist die Nachfrage nach Corona-Schnelltests im Kreis Cuxhaven enorm gestiegen - das sorgt vielerorts für Probleme. 

"Ein Glühwein wär' jetzt gut", antwortet eine Frau. "Damit ist doch schon alles gesagt": Mit einer Portion Galgenhumor reagieren die Wartenden vor dem Testmobil auf die Frage nach ihrem Befinden. Es hat zu regnen begonnen, trotzdem bewegt sich die Stimmung im vorderen Drittel der Schlange nach wie vor im grünen Bereich. "Gehen Sie doch vor!", bestärken die Umstehenden eine ältere Dame. Sie hat sich eingereiht und steht hier schon seit geraumer Zeit. Obwohl sie eigentlich vorgemerkt ist. Nicht nur an der Station am Cuxhavener Kreishaus, auch an vielen anderen Corona-Teststellen, hat die Besucherfrequenz in den vergangenen Tagen spürbar zugenommen. 

Betreiber "fahren unter Volllast"

"Wir fahren unter Volllast", bestätigt Apotheker Jörg Spillner: In seinem Container am Heinrich-Grube-Weg testen Mitarbeiter bis zu 600 Personen täglich, darunter keineswegs nur Einheimische. "Manchmal reagieren die Leute ungehalten", berichtet Spillner, nach dessen Angaben sich die Wartezeiten in der Regel auf 15 Minuten beschränken. Anders verhält es sich, wenn ein Schnelltest positiv ausfällt: Dann werde im Container aus Sicherheitsgründen alles "von links auf rechts gedreht" (sprich: desinfiziert), was dazu führen kann, dass Nachfolgende länger anstehen müssen als ursprünglich vorgesehen. Ein Zeitpuffer in den Mittagsstunden dient dazu, den ursprünglichen Takt wieder herzustellen. Unglücklich, so Spillner, sei allerdings auch, dass einige Testwillige überpünktlich erscheinen: Wenn Leute, "die um 10 dran sind, schon um 9 Uhr da sind", trage das nicht unbedingt dazu bei, die Situation zu entzerren, betont der Apotheker, der sich das Recht vorbehält, erst einmal diejenigen zu testen, die tatsächlich zuvor einen Termin gebucht haben. 

Spontan-Tests halten den Betrieb auf 

"Viele Leute kommen einfach spontan vorbei": Christian Kruse, dessen Team-Kollegen in Dorum, beim DRK an der Cuxhavener Meyerstraße und im Container vor der Alten Liebe bis zu 65 Tests pro Stunde durchführen, möchte aus Prinzip niemanden abweisen. Appelliert aber an alle Probanden, auf eine für seine Teststationen eingerichtete Online-Funktion zur Terminbuchung zurückzugreifen. "Das könnte es für alle leichter machen", erklärt er mit Blick auf die Zahl der Unangemeldeten, derenthalben er vor seinen Containern eigentlich Einweiser abstellen müsste. Ein Personalaufwand, den nicht alle zu stemmen bereit sind - zumal sich Anbieter zunächst einmal darauf zu konzentrieren haben, ihre Teststraßen adäquat zu besetzen. Offensichtlich sind nicht nur entsprechend geschulte Kräfte rar, es soll stellenweise auch an den Tests selbst fehlen. "Die Speditionen kommen mit der Auslieferung nicht hinterher." Das hat Christian Kruse beobachtet, der (ähnlich wie Jörg Spillner) davon spricht, dass die Nachweise im Einkauf teurer geworden sind: Insgesamt sei eine Preissteigerung von bis zu 50 Prozent erkennbar, sagt der Testzentren-Betreiber, der nach eigenen Worten mit dem vorhandenen Material noch "übers Wochenende" kommt. 

"Nicht auf der Reeperbahn" 

Entspannter sieht man die Situation bei der Tourismuswirtschaftsgemeinschaft (TWG), an deren Stationen am Donnerstag sich mehr als 1400 Abstriche gemacht wurden. Nach eigenen Angaben erhielt die TWG am Freitag eine Lieferung; 15 000 Test-Sets seien kurz vor dem Wochenende angekommen. "Ich habe keine Nachschubschwierigkeiten", erklärt auch Ole Hinrichsen (Otterndorf), der einerseits Anbieter in der Region mit Corona-Schnelltests versorgt, andererseits auf dem VHS-Parkplatz am Sophienweg eine eigene Schnellteststation betreibt. Dort läuft alles ohne Anmeldung, es gibt eine Unterstellmöglichkeit, und nach Hinrichsens Worten rückt man ohnehin "rasend schnell" in der Schlange voran. Unter denjenigen, die sich anstellen, seien vor allem Werktätige, die ihrem Arbeitgeber einen Negativnachweis vorlegen müssen, außerdem Senioren. "Mit einem Test haben die einfach ein besseres Gefühl", berichtet Hinrichsen, aus dessen Sicht die "2G plus"-Regel die Zahl der Probanden nur unwesentlich gesteigert hat - zumindest in Otterndorf. Denn: "Wir sind hier ja nicht auf der Reeperbahn." In Cuxhaven spielt der Vergnügungsfaktor eine größere Rolle, am Freitagnachmittag belagern Urlauber die örtlichen Stationen - ohne Negativnachweis kommen sie nicht in ihre Hotels. "Wir sind aus Verden", berichtet ein Paar - bei ihnen zuhause seien die Test-Anbieter "hoffnungslos überfordert" gewesen. Doch es gibt auch kritische Stimmen zur Cuxhavener Logistik: Warum die Vermieter nicht selbst ihre Gäste testen? 

OB sieht das "Plus" kritisch 

Nach den Worten von Oberbürgermeister Uwe Santjer arbeitet man am Ausbau der Kapazitäten, das inzwischen auf 19 Teststellen angewachsene Angebot wird in der kommenden Woche durch eine weitere Station im "ahoi!"-Bad aufgestockt. Die Nachricht, dass die Testpflicht für "Geboosterte" entfallen soll, kommt gerade recht, Santjer begrüßt das als vernünftigen Schritt. In Richtung Hannover gewandt spricht er sich darüber hinaus dafür aus, zumindest unter freiem Himmel auf das "Plus" bei der "2G"-Regel zu verzichten. Nach Santjers Auffassung würde eine solche Regelung unter anderem den Organisatoren der Cuxhavener Weihnachtsmärkte zugutekommen. Dort waren die Besucherzahlen an den letzten beiden Tagen merklich zurückgegangen - mutmaßlich aufgrund der seit Mittwoch auch in diesem Segment greifenden Testpflicht. 

Selbsttest unter Aufsicht bei "Winterzauber" möglich

Hakan Bingöl, Veranstalter des "Winterzaubers" im Cuxhavener Kurpark, reagiert auf die einsetzende Flaute, indem er Besuchern im Eingangsbereich seines Marktes ab sofort die Möglichkeit bietet, Corona-Selbsttests unter Aufsicht der von ihm eingesetzten Security durchzuführen. Gäste (die ein Test-Kit idealerweise selbst mitbringen) sparen sich auf diese Weise den Weg zur nächsten Teststation und erhalten bei negativem Ergebnis eine Bescheinigung, mit der man über den Markt bummeln und etwas verzehren darf. Einmal im Besitz eines solchen tagesaktuell geltenden Zettels, ist für Getestete laut Landesregierung sogar noch sehr viel mehr drin: Regierungssprecherin Anke Pörksen nannte als Beispiel den Gang "zum Friseur, ins Kino oder anderswohin".

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Kai Koppe

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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