
Cuxhavener Künstlerin zeigt in Otterndorf besondere Ausstellung
OTTERNDORF. Die Cuxhavener Künstlerin Gabriele R. Luetgebrune zeigt in der Stadtscheune Malerei aus den zurückliegenden 20 Jahren.
Eine Werkschau ist diese Ausstellung, allerdings beschränkt sie sich auf den malerischen Schaffensprozess der Cuxhavener Künstlerin. "Eigentlich komme ich ja von der Linie her", betont Gabriele Luetgebrune, die in den späten 90er Jahren begann, sich ernsthaft mit Pinsel und Farbe auseinanderzusetzen. Arbeiten aus den zurückliegenden beiden Jahrzehnten sind es dann auch, die in der am morgigen Sonntag anlaufenden Retrospektive gezeigt werden. Weil die Bilder nicht chronologisch gehängt wurden, könnte man den Rundgang durch die Ausstellung auch im Obergeschoss der Galerie in der Stadtscheune beginnen. Dort frönt die Künstlerin der Lust an der Farbe, neben Arbeiten auf Papier aus dem Zyklus "Quattro Stagioni" fesseln die "Farbraumbilder" den Blick des Betrachters: Dominiert durch jeweils einen Farbton lassen sie die Grenzen des zweidimensionalen Malgrundes hinter sich zurück.
Eigene Art von Feldforschung
Mit Füllmaterial hinterlegt erinnern diese Leinwände an Kissen, die sich ein Stück weit in den Raum wölben, als atmeten sie reine Farbe. Man muss sich ermahnen, der Versuchung zu widerstehen, die Bild-Oberfläche zu berühren. "Was steckt darunter?": Bei anderen Arbeiten von Gabriele Luetgebrune hat diese Frage noch eine weitaus tiefere Bedeutung: Eine Reihe von Bildern unterlegte sie mit Gedichten, um diese Textelemente im Laufe des Arbeitsprozesses unter mehreren Lagen von Farbe verschwinden zu lassen. Den amerikanischen Maler Cy Twombly nennt die unter anderem an der Bremer Hochschule für Künste ausgebildete Cuxhavenerin als Vorbild, sobald es um diese Schichten geht. Luetgebrune, die am liebsten mit Öl und Pigmenten arbeitet, betreibt hier ihre eigene Art von Feldforschung. Im Mittelpunkt ihres Interesses steht dabei stets das weniger Offensichtliche: "Zwischenräume" (räumlich wie zeitlich), die für den Betrachter manches Mal nur erahnbar bleiben. In ihren malerischen Studien, die sie in der Regel als Fortsetzung anders gelagerter künstlerischer Projekte begreift, hat Gabriele Luetgebrune dieses Motiv in vielfältiger Weise durchdekliniert. Indem sie die Horizontlinie zwischen Himmel und Wasser auszuloten versucht, beispielsweise, oder indem sie sich mit den Mitteln der Malerei dem nicht Darstellbaren annähert: dem Augenblick zwischen Werden und Vergehen.
Ein paar alte Bekannte
Wer die aktuelle, mit dem Titel "Malerei" (2000 - 2020) überschriebe Ausstellung besucht, muss sich nicht zwingend auf philosophische Gedankenspiele einlassen. Er kann stilistischen Leitlinien nachspüren, Farb-Texturen auf sich wirken lassen und gegebenenfalls ein paar "alte Bekannte" entdecken. Denn neben neueren Gemälden, die einen Wechsel der Zeichensprache erkennen lassen, trifft man in der Stadtscheune natürlich auf Arbeiten Luetgebrunes, die in den vergangenen 20 Jahren schon einmal zu sehen waren. Aber es in jedem Fall wert sind, wieder gezeigt zu werden.