Aus dem Cuxhavener Hafen wurde "Klein-Hollywood"
CUXHAVEN. Kinofieber an der Nordsee: Cuxhaven avancierte vor 60 Jahren zum Film-Mekka in Norddeutschland. Als aus dem Hafen "Klein-Hollywood" wurde.
Gleich drei Kinofilme wurden 1969 an der Elbmündung gedreht - der Kriegsfilm "Nacht fiel über Gotenhafen", die Komödie "Drillinge an Bord" und der Musikstreifen "Freddy, die Gitarre und das Meer". Mehr als 100 "Leute vom Film" mussten in Cuxhaven untergebracht werden.
Im September standen bereits die nächsten Filmteams vor der Tür. In dem Kriegsfilm "Nacht fiel über Gotenhafen", der den tragischen Untergang des Flüchtlingsschiffs "Wilhelm Gustloff" behandelt, standen unter der Regie von Frank Wisbar unter anderem Sonja Ziemann, Dietmar Schönherr und Günter Pfitzmann vor der Kamera, während die Komödie "Drillinge an Bord" mit einem gut aufgelegten Heinz Erhardt glänzte.
Im Erhardt-Fieber war auch die Cuxhavenerin Helga Ehler. Als sie hörte, dass Heinz Erhardt in Cuxhaven drehen sollte, war für sie gleich klar: "Da geh' ich hin!". Erhardt war zu einem der beliebtesten Filmschauspieler jener Zeit aufgestiegen, und doch gab's keine Berührungsängste zu den Fans. Helga Ehler kam sogar noch nett mit ihm ins Gespräch: "Keine Spur von Arroganz", erinnert sie sich. Das Besondere: Helga Ehler kannte Erhardt bereits von einer früheren Begegnung. Schon elf Jahre zuvor war er live in Cuxhaven aufgetreten, und zwar mit dem Stück "Verzeih', dass ich Dich liebe'" im Veranstaltungssaal der "Sonne". Eine der Schauspielkolleginnen von Erhardt war eine Freundin Helga Ehlers.
Unter den Darstellern, die zu den Filmaufnahmen nach Cuxhaven kamen, waren neben Heinz Erhardt auch Trude Herr, Ingrid von Bergen, Paul Dahlke, Günter Pfitzmann, Ralf Wolter und der Jazz-Trompeter Billy Mo. Da die "Hanseatic" aber nur drei Tage für das Filmteam zur Verfügung stand, wurden weitere Szenen im Filmatelier Göttingen "vor naturgetreuen Kulissen" gedreht.
Heinz Erhardt ist in dem Film gleich in drei Rollen zu sehen - er spielt die Brüder Heinz, Eduard und Otto. Regisseur Hans Müller und sein Kameramann Erich Claunigk nutzten alle Möglichkeiten der damaligen Tricktechnik - und so sind "die drei Erhardts" mehrfach gleichzeitig im Bild zu sehen, ohne dass dem Zuschauer auffällt, wie hier "getrickst" wurde.