Das legendäre Fahrgastschiff "Hanseatic" stand im Mittelpunkt der Dreharbeiten für "Drillinge an Bord". Zahlreiche Cuxhavener Komparsen durften mitspielen. Foto: Ehler
Das legendäre Fahrgastschiff "Hanseatic" stand im Mittelpunkt der Dreharbeiten für "Drillinge an Bord". Zahlreiche Cuxhavener Komparsen durften mitspielen. Foto: Ehler
Historie

Aus dem Cuxhavener Hafen wurde "Klein-Hollywood"

von Christian Mangels | 31.05.2019

CUXHAVEN. Kinofieber an der Nordsee: Cuxhaven avancierte vor 60 Jahren zum Film-Mekka in Norddeutschland. Als aus dem Hafen "Klein-Hollywood" wurde.

Gleich drei Kinofilme wurden 1969 an der Elbmündung gedreht - der Kriegsfilm "Nacht fiel über Gotenhafen", die Komödie "Drillinge an Bord" und der Musikstreifen "Freddy, die Gitarre und das Meer". Mehr als 100 "Leute vom Film" mussten in Cuxhaven untergebracht werden.

Er war der perfekte Seemann - auch wenn er nie selbst zur See gefahren ist: In den 50er- und 60er-Jahren sang sich Frauenschwarm Freddy Quinn in die Herzen der Deutschen. Und er drehte Filme. Meist mimte er darin den heimatlosen Einzelgänger, den es in die weite Welt hinauszieht. "Freddy, die Gitarre und das Meer", der erste einer ganzen Reihe von Freddy-Filmen, wurde von Februar bis März 1959 in Hamburg und Cuxhaven gedreht. Die Cuxhavener bekamen Quinn allerdings fast überhaupt nicht zu Gesicht, da die Filmszenen zum großen Teil auf dem Wasser gedreht wurden.

Im September standen bereits die nächsten Filmteams vor der Tür. In dem Kriegsfilm "Nacht fiel über Gotenhafen", der den tragischen Untergang des Flüchtlingsschiffs "Wilhelm Gustloff" behandelt, standen unter der Regie von Frank Wisbar unter anderem Sonja Ziemann, Dietmar Schönherr und Günter Pfitzmann vor der Kamera, während die Komödie "Drillinge an Bord" mit einem gut aufgelegten Heinz Erhardt glänzte.

Bei den Cuxhavenern waren die Sympathien klar auf der Seite von Heinz Erhardt. Mit hintersinnigem Humor begeisterte der Komödiant die Deutschen seit den 1940er-Jahren in zahlreichen Reimen, Sketchen und Filmen - eine Spaßnudel, die auch im hohen Norden gut ankam. Als die Cuxhavener dann sogar die Chance bekamen, als Komparsen an der Seite von Heinz Erhardt zu drehen, war der Andrang bei den Dreharbeiten im Hafen verständlicherweise riesig.

Im Erhardt-Fieber war auch die Cuxhavenerin Helga Ehler. Als sie hörte, dass Heinz Erhardt in Cuxhaven drehen sollte, war für sie gleich klar: "Da geh' ich hin!". Erhardt war zu einem der beliebtesten Filmschauspieler jener Zeit aufgestiegen, und doch gab's keine Berührungsängste zu den Fans. Helga Ehler kam sogar noch nett mit ihm ins Gespräch: "Keine Spur von Arroganz", erinnert sie sich. Das Besondere: Helga Ehler kannte Erhardt bereits von einer früheren Begegnung. Schon elf Jahre zuvor war er live in Cuxhaven aufgetreten, und zwar mit dem Stück "Verzeih', dass ich Dich liebe'" im Veranstaltungssaal der "Sonne". Eine der Schauspielkolleginnen von Erhardt war eine Freundin Helga Ehlers.

Doch zurück ins Jahr 1959: Drehort für "Drillinge an Bord" war das legendäre, 194,7 Meter lange Fahrgastschiff "Hanseatic", das am Steubenhöft lag. Das Filmteam um Regisseur Hans Müller drehte sowohl tagsüber als auch nachts - unter anderem eine Verfolgungsszene auf dem Deck und in den Korridoren.

Unter den Darstellern, die zu den Filmaufnahmen nach Cuxhaven kamen, waren neben Heinz Erhardt auch Trude Herr, Ingrid von Bergen, Paul Dahlke, Günter Pfitzmann, Ralf Wolter und der Jazz-Trompeter Billy Mo. Da die "Hanseatic" aber nur drei Tage für das Filmteam zur Verfügung stand, wurden weitere Szenen im Filmatelier Göttingen "vor naturgetreuen Kulissen" gedreht.

Heinz Erhardt ist in dem Film gleich in drei Rollen zu sehen - er spielt die Brüder Heinz, Eduard und Otto. Regisseur Hans Müller und sein Kameramann Erich Claunigk nutzten alle Möglichkeiten der damaligen Tricktechnik - und so sind "die drei Erhardts" mehrfach gleichzeitig im Bild zu sehen, ohne dass dem Zuschauer auffällt, wie hier "getrickst" wurde.

Apropos Tricks: Die drei Cuxhavener Schüler, Musik-Fans und Schülerzeitungs-Herausgeber Wilfried Becker, Horst Lockhoff und Rudolf Schmidt bekamen damals die Möglichkeit, dem Trompeter Billy Mo beim Proben über die Schulter zu schauen. "Er nahm sich zwischen den Filmaufnahmen viel Zeit, um sich mit den Jungen zu unterhalten, ihnen seine Instrumente zu erklären und ihnen darauf sogar Unterricht zu erteilen", berichtete die Cuxhavener Presse.

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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