
B-73-Rastplatz: Bürger ärgert sich über Wohnhaufen
KREIS STADE. Wer am Park- und Rastplatz an der B73 bei Nottensdorf vorbeifährt, sieht einen Müllhaufen direkt neben dem Dixie-Klo. Wer den Haufen umrundet, trifft unter der Plane verborgen einen freundlichen Mann mit vollem Bart. Ein Horneburger hält das für "unzumutbar".
Marcel Suchomel hat es sich in seiner Behausung, inmitten seiner Habseligkeiten und Tüten voller Leergut und Abfall, gemütlich gemacht. Das gefällt nicht jedem. "Es ist inzwischen unerträglich und unzumutbar, den Nichtsesshaften auf dem Parkplatz an der B73 zu erdulden", schrieb der Horneburger Jörk Philippsen der Verwaltung. "Sein Platz selbst ist schon sehr fragwürdig, nun wird aber rund um die Dixi-Toilette alles vollgemüllt. Es sieht katastrophal aus und bedarf dringend Abhilfe."
Das Ordnungsamt der Samtgemeinde Horneburg habe den Obdachlosen kontinuierlich im Blick, sagte Amtsleiter Knut Willenbockel auf Nachfrage. Das Angebot, eine Obdachlosenunterkunft zu beziehen, habe der Mann abgelehnt. "Weitere Maßnahmen stehen uns nicht zur Verfügung." Denn keiner kann gezwungen werden, in einer Notunterkunft für Obdachlose untergebracht zu werden.
Keine Eigen- oder Fremdgefährdung
Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr als zuständiger Straßenbaulastträger sei eingeschaltet und gebeten worden, tätig zu werden, da es sich hier um eine genehmigungspflichtige Sondernutzung handeln dürfte, so Willenbockel. Der sozialpsychiatrische Dienst des Landkreises Stade habe den Obdachlosen bereits bei der Umsetzung durch die Buxtehuder Polizei von der B73 bei Buxtehude nach Nottensdorf begutachtet, habe allerdings keine Eigen- oder Fremdgefährdung feststellen können, die ein weitergehendes Handeln nach sich gezogen hätte.
FWG/Aue-Ratsherr Philippsen bleibt dabei: Die Behörden seien gefordert. Der Wohnhaufen des Nichtsesshaften werde immer größer. Immerhin habe inzwischen jemand den Müll entfernt, "was zumindest das Rattenproblem erst mal beseitigt haben dürfte". Dass der sozial-psychiatrische Dienst keine Gefährdung der Person festgestellt hat, ist ihm allerdings "ein Rätsel".
Der Mann, der lieber an der B73 lebt, als in einer Obdachlosenunterkunft, weiß nicht, dass sich Behörden wieder mit ihm beschäftigen. Wie berichtet, war Marcel Suchomel bereits im Sommer aufgefallen. Mit Mülltonnen, schwer beladen mit seinen Habseligkeiten, hatte er sich auf der B73 langsam von Fischbek in Richtung Buxtehude bewegt. Im Herbst verließ er Buxtehude, überwinterte auf dem Parkplatz bei Nottensdorf.
Seit elf Jahren unterwegs in der Welt
Hier fühlt sich Marcel Suchomel wohl. "24/7 bin ich hier vor Ort", sagt er, das heißt 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche verlässt er sein Lager nicht. Freundlich beantwortet er alle Fragen. "Ich komme klar", sagt er ruhig. Gegen Regen und Kälte habe er Planen. Und: "Leute, die vorbeikommen, kaufen für mich ein." 40 Jahre alt sei er, aufgewachsen im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Seit elf Jahren sei er unterwegs: Drei Jahre in Las Vegas/Nevada, ein Jahr in Dresden, drei Jahre in Nürnberg, drei Jahre in Hamburg-Harburg. Und jetzt seit einem Jahr auf der B73.
Er habe hier viel zu tun, erzählt Marcel Suchomel. Er moderiere "in seinem Film", behandle "100 Themen" und führe "viele Einzelgespräche". "Wenn ich hier fertig bin, geht's weiter", sagt der Vagabund.
Von Sabine Lohmann