Sturm im Cuxland: Schiffe geraten vor Otterndorf in Not
OTTERNDORF/CUXHAVEN. Vor Otterndorf spielten sich am Montag auf der Elbe turbulente Szenen ab.
Gleich zwei Schiffe gerieten am Montag vor Otterndorf bei heftigem Sturm in die Bredouille: Direkt vor dem Otterndorfer Strandgebiet kam es zu einem Maschinenausfall, sodass ein Containerschiff notankern und quer in der Fahrrinne der Elbe lag. In Richtung Ostemündung musste gestern angesichts des Sturms zudem ein am Ufer liegender Steinfrachter mit Schleppern ans Cuxhavener Steubenhöft gebracht werden, da ein Abdriften ins Fahrwasser drohte.
Der Seewetterdienst Hamburg hatte für die Elbmündung gestern Sturmböen von 7 bis 8 und in Spitzen sogar von 10 Beaufort vorhergesagt. Und die Meteorologen sollten Recht behalten. Neben dem Sturm setzte zudem auch noch heftiger Regen ein.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich der 151 Meter lange und über 23 Meter breite Containerfrachter "Katharina Schepers" auf dem Weg von Bremerhaven nach Hamburg. In Bremerhaven legte das Schiff am späten Vormittag ab, doch mit der planmäßigen Ankunft des unter zypriotischer Flagge fahrenden Container-Feeders gegen 19 Uhr in Hamburg wurde es nichts. Vor Otterndorf ließ der Kapitän am Nachmittag wegen eines Maschinenausfalls am Rande des Fahrwassers notankern. Danach war es im Strom quer geschlagen und versperrte das Fahrwasser zu einem großen Teil.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Cuxhaven übernahm den Fall und schickte das Mehrzweckschiff "Neuwerk" zur Unfallstelle. Der Cuxhavener Schleppreeder Andreas Wulf bekam den Auftrag, einen seiner Schlepper zum Havaristen zu schicken. Zusammen mit dem Schlepper "Bugsier 15", der sich gerade im Revier befand, sollten die beiden Schlepper den Havaristen auf den Haken nehmen und zu einem sicheren Ankerplatz auf Brunsbüttel-Reede bringen.
Doch nach Angaben von Bernhard Meyer (Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Cuxhaven) habe "Katharina Schepers" dann doch nach aus "eigener Kraft wieder Fahrt" aufnehmen können.
Die Blicke aufmerksamer Passanten zog auch der Massengutfrachter "Bontrup Pearl" auf sich, der seit Sonnabend ungewöhnlich nah am Elbufer lag. Mehrere Ankertrossen an Bug und Heck sicherten das Spezialschiff (Bulk Carrier mit Selbstlöscheinrichtung) auf der Höhe des Radarturms zwischen Otterndorf und der Ostemündung.
Das Schiff war nicht etwa havariert: Es sei dort nach Informationen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Cuxhaven für eine Baumaßnahme im Zuge der Elbvertiefung stationiert worden. Das erklärte Mike Brodhagen, Amts-Nautiker des WSA, auf Nachfrage.
Kleinere Schiffe führen demnach die Steine laut Brodhagen von der "Bontrup Pearl" zur Baustelle in der Medemrinne. Die Brocken würden für die Unterwasser-Ablagerungsflächen benötigt, auf denen später der Sand aus der Fahrrinnenausbaggerung verklappt werden solle.
Mit den Steinen werde eine Art Unterwasserdamm geformt, der später die Sandmengen aus der Elbvertiefung festhalten soll. Etwa drei Monate könnten die Arbeiten andauern. Vier bis fünf Tage am Stück werde sich der Frachter "Bontrup Pearl" vor Otterndorf aufhalten, um dann neue Steine zu besorgen und an das Elbufer zurückzukehren. Der Massengutfrachter wechsele sich mit anderen Schiffen ab.
Aber zurzeit liegt das Schiff am Cuxhavener Steubenhöft, da es aufgrund des Sturms nicht auf Position bei Otterndorf gehalten werden konnte. Die Anker im Uferbereich hielten dem Winddruck gestern nicht stand und das Schiff drohte in Richtung Fahrwasser zu vertreiben.
Um den 187 Meter langen Massengutfrachter mit einem Tiefgang von rund zwölf Metern ans Cuxhavener Steubenhöft zu bugsieren, waren vier Schlepper der Reederei Wulf nötig. Im Einsatz waren die Schlepper "Wulf 3", "Wulf 4", "Wulf 8" und "Wulf 9". (es/tas/jok)