Ab diesem Jahr will "Hurtigruten Expeditions" mit der MS "Otto Sverdrup" von Hamburg aus zu Expeditionsfahrten in den Norden aufbrechen. Dabei wird das Schiff laut Programm Cuxhaven nicht nur passieren, sondern auch öfter hier festmachen. Foto: Hurtigruten/Agurtxane Concellon
Ab diesem Jahr will "Hurtigruten Expeditions" mit der MS "Otto Sverdrup" von Hamburg aus zu Expeditionsfahrten in den Norden aufbrechen. Dabei wird das Schiff laut Programm Cuxhaven nicht nur passieren, sondern auch öfter hier festmachen. Foto: Hurtigruten/Agurtxane Concellon
Festmachen an der Elbmündung

Berühmte Schiffe bald auf der Elbe: Hurtigruten nehmen Kurs auf Cuxhaven

von Maren Reese-Winne | 08.01.2021

CUXHAVEN. Die Schiffe der berühmten Hurtigruten werden am liebsten vor den spektakulärsten Ecken der norwegischen Küste - bis hoch zum Nordkap - abgelichtet.

Nun soll zumindest ein Schiff der Flotte regelmäßig auf der Elbe zu sehen sein: Mit der MS "Otto Sverdrup" will die norwegische Reederei ab 2021 von Hamburg aus zu Nordlichtern und Mitternachtssonne aufbrechen. Im Rahmen dieser Reisen soll das 138,5 Meter lange Schiff Cuxhaven nicht nur passieren, sondern auch regelmäßig am Steubenhöft festmachen.

Die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des hiesigen Kreuzfahrtterminals sind allerdings verfrüht: Denn bei diesen Geister-Stopps - im Reiseprogramm als "technischer Aufenthalt" gekennzeichnet - sollen weder Menschen von Bord gehen noch das Schiff besteigen.

Der Cuxhavener Hafen spielte im vergangenen Oktober eine wichtige Rolle in einem kritischen und ausführlichen Beitrag des norwegischen Rundfunks NRK (wörtlich: "Norwegischer Reichsrundfunk").

Mehr als Postschiffroute

Der Hintergrund: Das Unternehmen Hurtigruten ist nicht mehr nur auf der klassischen Postschiffroute entlang der norwegischen Küste unterwegs. Tatsächlich hat das norwegische Verkehrsministerium Teile dieser Strecke ab Bergen nach einer Neuausschreibung einer anderen Gesellschaft zugeschlagen. Hurtigruten reagierte unter anderem mit der Gründung einer eigenen Gesellschaft für Expeditionskreuzfahrten ("Hurtigruten Expeditions"). Die andere Gesellschaft - "Hurtigruten Norwegen" - soll mit sieben Schiffen weiter die Postschiffroute bedienen.

Im Sommer und Winter

Ergänzend meldete das Unternehmen: "Die Hurtigruten Expeditionskreuzfahrtgesellschaft wird eine Flotte von acht kleinen, speziell gebauten und umweltfreundlicheren Expeditionskreuzfahrtschiffen betreiben. Ab 2021 bietet Hurtigruten mehrere neue Reiserouten an - darunter eine komplette Alaska-Saison sowie ganzjährige Abfahrten von Großbritannien und Deutschland.

Direkt ab Hamburg können moderne Abenteurer auf den Norwegen-Expeditionen Nordlicht und Mitternachtssonne erleben. Die Routen vereinen Höhepunkte der traditionellen Postschiffroute mit neuen Attraktionen, abseits der ausgetretenen Pfade - im Winter wie im Sommer."

Auch Ziele abseits Norwegens wie die Karibik, Mittel- und Südamerika sowie Grönland und die Arktis sind im Programm. CEO (geschäftsführende Managerin) Asta Lassesen: "Wir fahren dort hin, wo die großen Schiffe nicht hinkommen, bringen unsere Expeditionsgäste weit über das Gewöhnliche hinaus und näher heran an die Gemeinden und die Natur (...)." Dazu versprach sie mehr Nachhaltigkeit.

International anders bewertet

Allerdings, so die Reportage des NRK, habe dies auch eine Kehrseite, denn für die internationalen Fahrten gälten andere Tarife als im Liniendienst entlang der norwegischen Küste (der auch längst Kreuzfahrtniveau aufweist). Entscheidend für die Einstufung als internationale Fahrt sei der vor der Rückkehr nach Norwegen erfolgende zweite Stopp in einem internationalen Hafen - auch, wenn er wie im "Industriehafen Cuxhaven" nur etwa 45 Minuten dauere.

Der ermögliche es, die zumeist philippinischen Besatzungsmitglieder zu einem Stundenlohn ab 29 norwegischen Kronen (umgerechnet aktuell 2,80 Euro) zu beschäftigen, schreibt die Deutsch-Norwegische Freundschaftsgesellschaft e. V. in ihrem Januar-Newsletter, für den sie die kritische Berichterstattung des NRK ausgewertet hat (mehr zu dem auch in Cuxhaven aktiven Verein auf Seite 8).

Der Originalbericht des NRK prangert an, dass der kurze Stopp in Cuxhaven den Stundenlohn der Besatzung auf einen Bruchteil verringere. So solle es bereits beim Erstanlauf der "Roald Amundsen" bei deren Jungfernfahrt im Juli 2019 gewesen sein. Damals hatte auch dieses Schiff in Cuxhaven angelegt.

Legales Verfahren

Während das Innere der Schiffe die reiche und saubere Natur Norwegens widerspiegele und von außen das vertraute Bild in den Hurtigruten-Farben weiß (oben), rot (roter Streifen in der Mitte) und schwarz (unten) biete, unterscheide sich die Lage des Personals erheblich. Den Weg dazu habe der norwegische Staat 2015 mit einer Ausnahmeregel ganz offiziell freigemacht.

Begründet wird das Verfahren der zwei Schiffsregister mit der internationalen Konkurrenzsituation. "Hurtigruten befindet sich hier in bester schlechter Gesellschaft", konstatiert die Deutsch-Norwegische Freundschaftsgesellschaft in ihrer Mitgliederschrift. Alle großen Kreuzfahrt-Unternehmen verführen ähnlich.

Der Verein verweist darauf, dass es durchaus neben dem Schatten auch Licht gebe: So habe Hurtigruten 2020 in den Punkten Preis-Leistungs-Verhältnis, Zuverlässigkeit und Transparenz überzeugt und so in der Kategorie Kreuzfahrtveranstalter (Hochseekreuzfahrten) den Deutschen Fairness-Preis des Deutschen Instituts für Service-Qualität und des Nachrichtensenders n-tv gewonnen.

Die "Otto Sverdrup" (ex-"Finnmarken", Baujahr 2002) trägt den Namen eines Forschers, der als erster Grönland auf Skiern durchquerte, bei Polarexpeditionen mitwirkte und Kapitän des legendären Arktisschiffs "Fram" war. Die ehemalige "Finnmarken" ist 2021 aufwendig umgebaut worden. Sie bietet auf 138,5 Metern Länge und 21,5 Metern Breite Platz für 554 Betten. An Bord ist unter anderem ein Science Center, ein Lern- und Wissenschaftszentrum, installiert.

Biodiesel und Landstrom

Das Schiff wird laut Hurtigruten durchgehend "zusammen mit anderen emissionsarmen Kraftstoffen" mit Biodiesel betrieben, der die CO2-Emissionen um bis zu 80 Prozent verringern soll. Der Treibstoff solle aus Abfällen der Fischerei und Landwirtschaft erzeugt werden. In Häfen könne das Schiff Landstrom beziehen.

Start ist verschoben

Corona hat die Pläne für dieses Jahr bereits durcheinandergebracht: Die Reisen ab Hamburg für Januar (losgehen sollte es am 26.) und Februar sind abgesagt worden. Die nächsten Winter-Kreuzfahrten sind (Stand 7. Januar) im März, Oktober, November und Dezember 2021 sowie im Januar, Februar und März 2022 zu buchen, die Sommerreisen von April bis September.

Nach Auskunft der NPorts-Pressesprecherin in Oldenburg, Dörte Schmitz, liege bislang noch keine offizielle Anfrage zu den Anläufen in Cuxhaven vor. Ob dies am Steubenhöft vorgesehen sei, konnte sie nicht beantworten. Auf jeden Fall sei dort nach derzeitigem Stand im März die Wiederaufnahme des Brunsbüttel-Fährverkehrs geplant. Zu berücksichtigen seien bei dem Anlauf auch die ISPS-Bestimmungen (internationaler Code für die Gefahrenabwehr auf Schiffen).

Die Hurtigruten-Anläufe könnten allenfalls ein paar Hafenentgelte in die Kasse spülen. Landgänge jedenfalls geben die kurzen Stopps - wenige Stunden nach dem Ablegen in Hamburg - nicht her.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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