
Betrübte Dauercamper in Cuxhaven müssen Parzelle räumen
CUXHAVEN/ DUHNEN. Brandschutz versus Camper. Für 18 Wohnwagen-Besitzer ist Ende des Jahres Schluss. Ihre Parzelle auf dem "Wattenlöper"-Platz müssen sie nach Umbauplänen räumen. Das sagen Camper und Betreiber dazu.
Dieses Idyll hat ein Verfallsdatum. Andree Meyer (56) und Maria-Anna Pielstick (81) sind traurig und enttäuscht. Zum Jahresende müssen sie ihren Dauerstellplatz auf dem Campingplatz "Wattenlöper"in Duhnen räumen. Nach Jahrzehnten bedeutet das für sie dort das endgültige Aus.
Für Andree ist Duhnen Sommerdomizil, seit er zwei Jahre alt ist. Seine Nachbarin Maria-Anna hat ihren Wohnwagen hier seit 33 Jahren stehen. Duhnen nennen die Camper ihr zweites Zuhause. Hier - einen Katzensprung von Strand und Wattenmeer entfernt - haben sie es sich gemütlich gemacht, häuslich eingerichtet, Freundschaften fürs Leben geschlossen. Aus diesem Paradies einer eingeschworenen Gemeinschaft Gleichgesinnter fühlen sich die Nachbarn jetzt vertrieben.
"Am liebsten hätten wir diesen Bereich mit den Dauercampern gar nicht angefasst", sagt Campingplatzbetreiber Dirk Brütt. Aber Brandschutzgründe machen breitere Wege und neue Feuerwehrdurchfahrten notwendig.
Überprüfung nach Brand
Hintergrund war der Brand auf einem anderen Campingplatz in Duhnen. Dort brannten Ende März 2020 zehn Wohnwagen vollständig aus. Glücklicherweise waren sie zu diesem Zeitpunkt nicht bewohnt. Die Bauaufsicht der Stadt Cuxhaven nahm seinerzeit diesen neuerlichen Vorfall zum Anlass, sämtliche örtlichen Campingplätze gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr unter Brandschutzaspekten unter die Lupe zu nehmen und zu überprüfen.
Andree aus Buchholz in der Nordheide und seine Nachbarin Anna-Maria aus Hagen im Osnabrücker Land monieren den Informationsfluss seitens ihres Campingplatzbetreibers. Die betroffenen Dauercamper seien zu spät informiert worden.
Aber Dirk Brütt betont im Gespräch mit unserem Medienhaus, er habe erst konkret reagieren können, nachdem Gutachterpläne von der Stadt abgenommen worden seien. Er versichert: "Ich hätte den Bereich mit den Dauercampern in Ruhe gelassen, aber seitens der Stadt war ich gehalten, neu zu überplanen." Darum habe er einen Gutachter beauftragt und nach Abstimmung dieser Pläne mit der Stadt Cuxhaven habe er die betreffenden Camper informiert, auch per Aushang des Plans.
"Nicht freiwillig"
Der Duhner Campingplatzbetreiber bekräftigt: "Ich mache das nicht freiwillig, sondern es ist dem Brandschutzgutachten geschuldet." 18 Dauercamper müssten demnach ihre Zelte auf seinem Platz abbrechen. Eine andere Lösung für die Dauercamper sehe er nicht, so Brütt. Er weiß, wie viele langjährige Camper mit dem Platz und der Gemeinschaft verwurzelt seien: "Glauben Sie mir, es fällt mir wirklich schwer, Leuten, die hier teilweise schon seit Jahrzehnten sind, zu sagen, ihr müsst jetzt gehen. Für viele ist es das zweite Zuhause, und ihnen wird eine gewachsene Gemeinschaft zerstört."
Doch er sieht wirtschaftlich keine andere Möglichkeit. Die Umgestaltungsmaßnahmen kosteten ihn schließlich einen sechsstelligen Betrag, der refinanziert werden müsse. Die neuen Flächen möchte er zukunftsfit für die nächsten Jahrzehnte gestalten und werde sie als Komfort- und künftig als Premiumplätze für Wohnmobilisten anbieten. Durch Touristenplätze lasse sich eben mehr Geld als mit Dauercampern verdienen, sagt der Betreiber ehrlich.
Fehlende Wertschätzung
Dauercamper wie Andree und Maria-Anna zahlen nach eigenen Angaben rund 2000 Euro inklusive Nebenkosten pro Jahr Standgebühr. Aber sie fühlen sich insgesamt nicht richtig gewertschätzt, vor allem, nachdem ihnen zu Ohren gekommen sei, sie brächten nichts ein: "Wir Dauercamper lassen sehr wohl unser Geld hier in der Stadt", betonen sie unisono. Schließlich gingen sie hier einkaufen, in Restaurants und Cafés, spielten Minigolf oder gingen zum Arzt. Sie zahlten ihre Jahreskurkarten bei der Stadt und Übernachtungsbesuch werde ebenfalls angemeldet. "Wir haben jahrelang fest bezahlt und sind treu bei der Stange geblieben - und jetzt das ...", Andree mein weiter: "Schade, ich war sehr glücklich hier. Nun werden leider ich und viele andere der Stadt Cuxhaven den Rücken kehren."