Die Bio-Tonne kommt. Die neu gegründete kommunale Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachen (KENN) soll als Betreiberin der neuen Vergärungsanlage einsteigen. Foto: Weigel/dpa
Die Bio-Tonne kommt. Die neu gegründete kommunale Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachen (KENN) soll als Betreiberin der neuen Vergärungsanlage einsteigen. Foto: Weigel/dpa
Kritik

Bio-Tonne: Debatte in Cuxhaven um neue Entsorgungsanstalt

von Kai Koppe | 25.07.2020

CUXHAVEN. Im Verbund mit drei weiteren kommunalen Partnern hat die Stadt Cuxhaven diese Woche einen Gründungsvertrag unterschrieben. Doch der "Öko-Leuchtturm" sorgt für Kritik.

Aus der Taufe gehoben wurde, damit die "Kommunale Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen" (KENN), die als Betreiberin einer noch zu errichtenden Vergärungsanlage in die Verwertung des im Stadtgebiet ab 2021 eingesammelten Bioabfalls einsteigen soll.

Entstehen soll die Vergärungsanlage in einem Gewerbepark im Landkreis Osterholz: Ein entsprechende Grundstück ist bereits reserviert; circa 19 Millionen Euro sind für den Bau der Anlage, die in drei Jahren in Betrieb gehen soll, veranschlagt.

Debatte um "Öko-Leuchtturm"

Die politische Rückendeckung für eine Beteiligung an diesem Projekt hatte die Stadtverwaltung bereits in der vergangenen Ratssitzung eingeholt. Die Mehrheit der Mandatsträgerinnen und -träger hob am Dienstag vor einer Woche für die Gründung einer kommunalen Firma die Hand - nach vorangegangener Diskussion, in welcher allein die Cuxhavener AfD Bedenken anmeldete. Deren Ratsfraktionsvorsitzender Anton Werner Grunert warnte im Zusammenhang mit dem Projekt Vergärungsanlage vor einem "erheblichen unternehmerischen Risiko", das die Stadt eingehe. Nicht nur die Mengenzahl, auch die Qualität des anfallenden Biomülls beschrieb Grunert als fraglich. Die Zeche dafür haben aus seiner Sicht nachfolgende Rats-Generationen zu Zahlen, nachdem der größte Teil der durch etwaige Defizite entstandenen Belastungen werde auf die kommende Wahlperiode verschoben werde.

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Vergärungsanlage

"Mit diesem Öko-Leuchtturm beginnen sie die Rekommunalisierung an der falschen Stelle", sagte Grunert - und wurde umgehend korrigiert: Mit dem Projekt der gemeinsam betriebenen Vergärungsanlage werde nichts in den Schoß der Kommunen zurückgetragen - jene würde überhaupt erst in die Abfallverwertung einsteigen, hob der SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Gunnar Wegener hervor und beschrieb das Modell der Vergärung als "etwas technisch Gutes", das an anderer Stelle hervorragende Ergebnisse liefere. Nach Wegeners Angaben geht es darum, aus einer bislang brachliegenden Ressource Wertschöpfung zu ziehen, seiner Auffassung nach wird in der Stadt Cuxhaven sogar noch mehr Biomüll anfallen als in der Vorausberechnung prognostiziert.

Neben Kompost auch Energie

"Fast ein Novum" ist das Vorhaben aus Sicht von Grünen-Ratsfrau Elke Schröder-Roßbach - versammelt es doch mit der Stadt, dem Landkreis Cuxhaven sowie den Kreisen Verden und Osterholz vier Gebietskörperschaften in einem Boot. Darüber hinaus ergebe sich sogar die Chance, aus dem Vergärungsprozess nachhaltig erzeugte Energie zu gewinnen. Hintergrund: Das bei der Zersetzung der Abfälle entstehende Gas kann zu Bio-Methan aufbereitet werden und entweder ins Erdgasnetz eingespeist oder womöglich auch zur Wasserstoffgewinnung eingesetzt werden.

Perspektiven, die auch den CDU/FDP-Ratsgruppenchef Thiemo Röhler überzeugt haben. Er könne die Verwaltung nur bitten, so schnell wie möglich den Kontakt mit dem Bürger zu suchen, um eine breite Akzeptanz für die Biotonne herzustellen. Letztere wird (die CN berichteten) mit dem Jahreswechsel 2020/21 eingeführt und soll in Gestalt kompostierbarer Abfälle die "Rohstoffe" liefern, mit welchen die Anlage gefüttert wird.

Projekt-Nutzen aus städtischer Sicht

Die Gründung der Kommunalen Entsorgungsanstalt (KENN) ist die Basis für den Bau einer Bioabfallvergärungsanlage, zu deren Betreibern neben der Stadt die Kreise Osterholz, Verden und Cuxhaven gehören. Ihren Charme entfaltet die Anlage aus Sicht von Cuxhavens OB Uwe Santjer aufgrund der sich daraus ergebenden Möglichkeiten in puncto "grüner" Energiegewinnung. Diese Perspektive lässt sich weiterdenken in Richtung eines wasserstoffbetriebenen kommunalen Fuhrparks. Aus Stadt-Sicht leistet die Anlage somit einen Beitrag zum Klimaschutz.

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Kai Koppe

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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