Seit dem 13. Oktober sind Cora A. und ihr achtjähriger Sohn verschwunden. Nun meldete sich die 41-Jährige per E-Mail. Foto: Polizei
Seit dem 13. Oktober sind Cora A. und ihr achtjähriger Sohn verschwunden. Nun meldete sich die 41-Jährige per E-Mail. Foto: Polizei
Selbstmord vorgetäuscht

Brunsbüttel: "Watt-Mutter" rechtfertigt ihr Abtauchen

05.11.2019

BRUNSBÜTTEL. Seit dem 13. Oktober ist Cora A. untergetaucht: Die per Haftbefehl gesuchte Frau soll ihren Selbstmord vorgetäuscht haben und sich mit ihrem achtjährigen Sohn nach Spanien abgesetzt haben.

Drei Wochen nach ihrem mysteriösen Verschwinden im Elbe-Watt vor Brunsbüttel meldet sich die wegen Betrugs gesuchte 41-Jährige aus Pahlen erstmals zu Wort. In einem siebenseitigen Brief an die "Bild"-Zeitung rechtfertigt sie ihr Abtauchen und erhebt schwere Vorwürfe gegen den Vater des Jungen.

Vor rund drei Wochen hatte eine 18-Jährige ihre Mutter und ihren achtjährigen Bruder als vermisst gemeldet. Bei der anschließenden Suche wurden Fußspuren im Watt und Klamotten an einer Buhne gefunden. Auch mit einem Foto suchte die Polizei nach Mutter und Sohn. Ermittler fanden kurze Zeit später heraus, dass die Mutter am Tag vor ihrem Verschwinden ihr Konto und das ihres Sohnes leer geräumt hatte. Zudem hätte sie eine Haftstrafe antreten müssen.

Die "Bild"-Zeitung berichtete, dass die 41-Jährige fünf Vorstrafen habe - allesamt wegen Betrugsdelikten. Demnach habe die Frau regelmäßig in Geschäften eingekauft und per EC-Karte bezahlt. Doch die Lastschriften seien geplatzt, da das Konto geräumt gewesen sei. Außerdem soll sie online eingekauft haben, ohne die Ware zu bezahlen sowie Produkte unter falschen Namen bestellt haben, um die Pakete dann bei der Zustellung als "Nachbarin" abzufangen.

Erstes Lebenszeichen

Vor etwa einer Woche erhielt die Polizei dann ein Lebenszeichen von der 41-Jährigen. Sie soll bei ihrer Nichte angerufen und sich in dem Telefonat nach den aktuellen Maßnahmen der Polizei erkundigt haben.

Nun habe sich die 41-Jährige direkt an die "Bild"-Zeitung gewandt, berichtet das Medienhaus. Der Text erreichte die "Bild" von einem eigens angelegten E-Mail-Account mit dem Namen "Watt Mutter". In dem Schreiben erklärt sie, dass sie verhindern wolle, dass der Junge in eine Pflegefamilie oder zu seinem Vater kommt, da die Frau im Oktober eine eineinhalbjährige Haftstrafe hätte antreten müssen. Wo sie sich gerade aufhält, sagt sie nicht, nur: "Wir haben alles zurückgelassen. Es war nicht leicht."

Schwere Vorwürfe erhebt sie im Schreiben laut der "Bild" gegen den Vater des Achtjährigen. Dieser sei aggressiv und sexuell gestört, heißt es. Mit dem Vater ihres Sohnes sei A. 2010 zusammengekommen. Als sie schwanger war, habe er sie mehrmals zur Abtreibung gedrängt, habe sie bedroht und geschlagen. Trotz allem brachte sie ihren Sohn 2011 zur Welt. Ihr Ex-Partner sei ein "Sadist" gewesen. Angeblich habe sie mehrfach Anzeige gegen ihn erstattet, habe sich im Frauenhaus versteckt, und sei doch jedes Mal zu ihm zurückgekehrt.

Keine andere Wahl

Auch auf ihre finanziellen Probleme geht die 41-Jährige im Brief ein. Dazu heißt es: "Ich bin nicht gierig nach Möbeln, mir wurde nur unzählige Male die Existenz zerstört, musste mein Leben von null auf beginnen." Zuletzt in Dithmarschen - doch auch da habe es an Menschen gefehlt, die ihr geholfen hätten: "Da habe ich den Überblick verloren." Am Ende habe sie keine andere Wahl mehr gehabt, als abzutauchen: "Ich wollte den Kampf mit dem Psychopathen, den Gerichten, den Gläubigern, den Schulden und allen anderen Problemen ein Ende setzen."

Gegenüber der "Bild"-Zeitung hat sich nun auch der Vater des Jungen zu Wort gemeldet. Dort sagte er: "Ich wusste nicht, dass die Mutter Schulden hatte. Wir haben die letzten Jahre die Unterhaltung nur auf meinen Sohn ausgerichtet. Die Idee war nie, mit der Frau gemeinsam ein Kind zu haben. Sie nimmt es mit der Wahrheit nicht ganz so genau."

Die Fahndung nach der 41-Jährigen geht jedenfalls weiter. Nachdem die Vermissten-Suche eingestellt wurde, hat die Staatsanwaltschaft nun einen Vollstreckungshaftbefehl erlassen. Die erforderlichen Maßnahmen seien dafür eingeleitet, heißt es von den Behörden.

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