
Bürgertelefon steht nicht mehr still: Cuxhavener wegen Corona-Regeln verunsichert
KREIS CUXHAVEN. Mit steigenden Fallzahlen wächst im Landkreis Cuxhaven offenbar auch die Unsicherheit der Bürger, was bei einem positiven Test zu tun ist. Die unterschiedlichen Quarantäne-Regeln der Landesregierung tragen noch zur Verwirrung bei. Die Kreisverwaltung erinnert an die Absonderungsverordnung. Ein Virologe kritisiert die Verordnung scharf.
Das Bürgertelefon steht nicht mehr still, berichtet Kreis-Sprecherin Stephanie Bachmann. "Die Leute stellen immer wieder die gleichen Fragen danach, was nach positiven Selbsttests zu tun ist oder wer als Kontaktperson gilt", erklärt die Sprecherin. Grundsätzlich gelte: Erst mal isolieren und die Kontakte informieren. Auf der Webseite des Landkreises ist das noch einmal alles genau erklärt.
Familienangehörige nicht in Quarantäne
Für Verwirrung sorgen aber auch Fälle wie dieser, der der Redaktion zugetragen wurde: In einer fünfköpfigen Familie ist eine Person an Corona erkrankt. Die anderen vier, darunter drei schulpflichtige Kinder sind geboostert und haben keine Symptome, sodass das Gesundheitsamt mitgeteilt hat, die Familienangehörigen müssten nicht in die Isolation, die Kinder könnten in die Schule. Die Familie hat sich dennoch für eine Isolation entschieden.
Quarantäne für Kontaktpersonen nur bei Omikron
"Das sind die Regeln, die uns die Landesverordnung so vorgibt", erklärt Kreis-Sprecherin Stephanie Bachmann. Demnach müssten auch engste Kontaktpersonen von Corona-Infizierten nicht in Quarantäne, wenn sie geboostert sind und es sich nicht um eine Infektion mit der Omikron-Variante handelt.
Im Verdachtsfall isolieren
Wer hingegen einen positiven Selbsttest macht oder wenn der Verdacht auf eine Infektion mit der Omikron-Variante besteht, muss zunächst in Isolation. Und zwar auch ohne, dass das Gesundheitsamt anruft und die Isolation vorgibt. "Die Absonderungsverordnung nimmt uns diesen Verwaltungsakt ab", erklärt Stephanie Bachmann. Die Verordnung sieht vor, dass sich Menschen im Verdachtsfall sofort isolieren, ihre Kontakte einstellen, eine Kontaktliste erstellen, das Gesundheitsamt informieren, Kontaktpersonen informieren und einen PCR-Test machen müssen. Erst wenn dieser negativ ausfällt, kann die Isolation beendet werden. Fällt er positiv aus, folgen weitere 14 Tage Quarantäne für den Infizierten und seine nicht geimpften Kontaktpersonen. Handelt es sich hingegen um die Omikron-Variante, müssen auch geimpfte Kontaktpersonen in Quarantäne.
Sequenzierung nicht bei allen Befunden
Um welche Variante es sich handelt, kann nur über die sogenannte Sequenzierung im Labor festgestellt werden, die nur stichprobenartig bei etwa vier Prozent aller positiven Testergebnisse vorgenommen oder in bestimmten Verdachtsfällen wie Clustern oder Reiserückkehrern aus betroffenen Gebieten vorgenommen wird, erklärt Landkreis-Sprecherin Bachmann.
Kritik vom Virologen
Der Bremer Virologe, Professor Andreas Dotzauer kritisiert das. "Solange man nicht weiß, um welche Variante es sich bei einem Infizierten handelt, solange also keine Sequenzierung gemacht wurde, kann man auch in Bezug auf die unterschiedliche Quarantänehandhabung eigentlich keine Entscheidung treffen", sagt er und fügt an: "Die sicherste Handhabung wäre eine Quarantäne auch für Kontaktpersonen, die geboostert sind. Dass das nicht gemacht wird, ist denke ich ein Grund dafür, dass sich die Omikron-Variante so schnell ausbreitet", schlussfolgert er.
Omikron vermehrt im Rachenbereich
Der Virologe erklärt die medizinischen Zusammenhänge: "Im Falle der Infektion mit der Omikron-Variante müssen die Leute in Quarantäne, weil Omikron sich vor allem deutlich im Nasen- und Rachenbereich vermehrt, zu sehr hohen Titern. Bei Omikron findet man hier also 70 bis 80 mal mehr Viren als bei den anderen Varianten", erklärt der Wissenschaftler. Die Booster-Impfung bewirke, dass der Körper eine extrem hohe Zahl an Antikörpern bilde.
Politik spielt mit dem Feuer
"Ein Teil davon sind die so genannten IgA-Antikörper, die sich auf den Schleimhäuten bilden und die Viren sofort neutralisieren, sodass es nicht zu einer Infektion kommt. Diese Antikörper haben allerdings nur eine geringe Halbwertszeit, bereits vier bis fünf Tage nach der Impfung sind sie nur noch zur Hälfte vorhanden", schränkt Dotzauer ein. Die Politik spiele aktuell deshalb mit dem Feuer, so der Virologe.