Dass die blauen Firmenfahrzeuge des Entsorgungsdienstleisters EWE Wasser GmbH auch in Zukunft ein Cuxhavener Kennzeichen tragen, ist ein Anliegen, das Stimmen aus der Cuxhavener Ratspolitik nicht allein aus sentimentalen Gründen vertreten. Foto: Koppe
Dass die blauen Firmenfahrzeuge des Entsorgungsdienstleisters EWE Wasser GmbH auch in Zukunft ein Cuxhavener Kennzeichen tragen, ist ein Anliegen, das Stimmen aus der Cuxhavener Ratspolitik nicht allein aus sentimentalen Gründen vertreten. Foto: Koppe
Abwasser-Affäre

Büßt EWE sein Lokalkolorit in Cuxhaven ein?

von Kai Koppe | 27.02.2019

CUXHAVEN. Im Zuge einer bereits beschlossenen Neuausrichtung will der Oldenburger EWE-Konzern das Schwerpunktthema Abwasser einer nachgeordneten Gesellschaft übertragen. Betroffen von diesem Schritt ist die Cuxhavener Tochter-Gesellschaft EWE Wasser GmbH, die vor dem Jahreswechsel durch einen 9,3 Millionen Euro schweren Abrechnungsfehler Schlagzeilen geschrieben hatte.

Die Neustrukturierung habe nichts mit besagter Abrechnungspanne zu tun: "Da gibt es in keinster Weise einen Zusammenhang", betonte Christian Blömer, Konzernsprecher der EWE AG, die den über Gebühr kassierten Millionenbetrag inzwischen zurücküberwiesen hat. Blömer zufolge trägt sich der Konzern bereits seit längerer Zeit mit dem Gedanken, sein Profil zu schärfen und dabei auf Zukunftsthemen wie Erneuerbare Energie, digitale Netze und Mobilität zu setzen. Das Wassergeschäft könnte unter solchen Vorzeichen dritten im Bunde, wie zum Beispiel den Stadtwerken Bremen (SWB) zugeschlagen werden. "SWB ist ja auch EWE", beruhigte Blömer auf die internen Beteiligungsverhältnisse und die Tatsache verweisend, dass der Cuxhavener Entsorger quasi innerhalb der Familie einen neuen Platz zugewiesen bekäme.

So entspannt sieht das allerdings nicht jeder: Indem er die Zuständigkeiten für das Abwassergeschäft delegiert, stellt der Mutterkonzern nach Auffassung des SPD-Ratsfraktionsvorsitzenden Gunnar Wegener Weichen. "Bisher saßen die Akteure vor Ort in Cuxhaven", sagte Wegener. Künftig würden sie womöglich aus der Distanz agieren. Und spätestens im Falle eines Weiterverkaufs an ein Privatunternehmen habe man in Cuxhaven sämtliche Möglichkeiten der Einflussnahme verwirkt.

Nicht an Cuxhaven gebunden

"Ich teile diese Sorge nicht", entgegnete Cuxhavens Oberbürgermeister Ulrich Getsch auf Nachfrage unserer Zeitung: Entsorgungsverpflichtungen, die der Kommune obliegen, würden schließlich per Vertrag an EWE weitergegeben. Anders ausgedrückt heißt das nichts anderes, als dass der Dienstleister Kanalisation und Klärwerk in Schuss halten muss, um die ihm übertragene Aufgabe erfüllen zu können. Dass man sich zu einer Neustrukturierung entscheide, bedeute nicht, "dass man seine Infrastruktur nicht in Gang hält", betonte auch der CDU/FDP-Ratsgruppenchef Thiemo Röhler, der allerdings Wert darauf legt, dass der Geschäftssitz von EWE Wasser - ganz gleich, welches Label der Entsorger in Zukunft trägt - nicht aus Cuxhaven abgezogen wird. "Wir wollen nämlich, dass die Gewerbesteuern auch in Cuxhaven bleiben", sagte Röhler auf die finanzielle Dimension der im Hause EWE diskutierten Schritte anspielend. Bei der Veräußerung der früheren Stadtwerke an den Oldenburger Konzern war so eine "Cuxhaven-Bindung" festgelegt worden. Die im Jahr 2002 vereinbarte Zusicherungszeit sei inzwischen allerdings abgelaufen - und die EWE habe damit das Recht, frei über einen Unternehmenssitz des Entwässerungsdienstleisters zu entscheiden, erklärte der Ratsgruppenvorsitzende, der gleichzeitig die Versammlung der kommunalen Anteilseigner an der EWE AG führt.

"Schreien nicht alle Hurra"

Zu einer Verlagerung des Firmensitzes von EWE Wasser hat die Konzernmutter bislang keine Angaben gemacht. Der Prozess einer "Strategieüberprüfung für den Gesamtkonzern" sei aktuell noch nicht abgeschlossen, war am Dienstag einem offiziellen Statement der Presseabteilung zu entnehmen. Gleichzeitig sickerte durch, dass aktuell keine Pläne bekannt sind, die den Schluss zuließen, dass EWE-Wasser-Mitarbeiter über kurz oder lang aus Cuxhaven abgezogen würden: Bedenken, die man an der Elbmündung artikuliert, haben aus Oldenburger Sicht rein emotionale Gründe. Nichtsdestotrotz gibt es in der Ratspolitik Stimmen, die gewillt sind, ein klares Signal in Richtung Konzernspitze abzugeben. "Die Entscheidungsträger sollen wissen, dass wir nicht alle Hurra schreien", so Wegener.

Aktuelle EWE-Konzernstruktur

Unter dem Dach der EWE AG existierten bis dato fünf verschiedene Segmente: Neben dem Konzernzentral- und dem Vertriebsbereich gibt es die Sparte "Ausland", unter welcher das im Januar beendete Türkei-Engagement der EWE angesiedelt war. Die EWE-Tochter SWB macht einen weiteren Bereich aus, genau wie die Sparte "Erneuerbare Energien, Netze und Gasspeicher".

Unter letztgenannter Rubrik firmiert auch die Cuxhavener Tochtergesellschaft EWE Wasser GmbH. Geführt wird der Entsorger seit Kurzem von Hans-Joachim Iken und Jens-Uwe Freitag. Letztgenannter kommt von der EWE-Tochter SWB.

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Kai Koppe

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

kkoppe@no-spamcuxonline.de

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