Christian Marinello: Die Grimmershörnbucht ist sein Zuhause
CUXHAVEN. Wo der Cuxhavener Gastronom Christian Marinello seine Strandbar betreibt, hatten einst schon seine Eltern ein Geschäft. Ein Porträt.
Sobald der Oktober anbricht und es an der Zeit ist, die Strandbar zu schließen, beschleicht Christian Marinello ein Gefühl von Wehmut. "Das Leben spielt sich anschließend halt wieder in geschlossenen Räumen ab", gibt er zu bedenken und blickt kurz aufs Wasser, das an diesem Morgen dunkelblau an die Steinböschung schwappt. Das Saisonende ist allerdings noch fern; der Wetterbericht verspricht abermals einen dieser heißen Tage, an denen die Sitzplätze der Strandbar in der Grimmershörnbucht bis spätabends mit Gästen gefüllt sein werden.
Christian Marinello denkt trotzdem schon an das Winterhalbjahr, genauer gesagt an den Weihnachtsmarkt am Schloss, dessen Organisation er übernommen hatte, nachdem das Cuxhavener Stadtmarketing aufgelöst wurde. "Damals stellte sich die Frage: Wer macht das weiter?" Christian Marinello hob die Hand, aber das ist eine andere Geschichte, die nicht so viel mit seinem eigentlichen Lebensmittelpunkt, der Grimmershörnbucht, zu tun hat. "Hier bin ich groß geworden", sagt der 50-Jährige und erzählt davon, wie er als Kind am Ufer gespielt hat und irgendwann im familieneigenen Laden mithalf. Ein Eiscafé existierte, bis die alten "Seeterrassen" eingerissen wurden. Später gab es den Strandpavillon "Der Standort war derselbe wie heute, aber damals wurden die Bürgersteige schon um 20 Uhr hochgeklappt."
Das sei eben so gewesen, sagt Marinello, der Cuxhaven vorübergehend verließ, um in Göttingen Volkswirtschaft zu studieren, zurückkehrte und seit Jahren zu den tragenden Säulen des jährlich veranstalteten "Sommerabends am Meer" gehört. Seit seinem 18. Lebensjahr sei ihm die Party in der Bucht ans Herz gewachsen, erzählt der Cuxhavener, der erlebt hat, wie sich Gewohnheiten gewandelt haben und wie sich die Grimmershörnbucht verändert hat. Seine Verbundenheit zu Wasser und Deich blieb davon unberührt, sie drückt sich nach seinen eigenen Angaben auch in seiner Arbeit als Ausschussmitglied des Cuxhavener Deichverbandes aus.
"Ich habe hier Stammgäste, die schon zu Zeiten meiner Eltern hierher kamen", sagt der Gastronom, seines Zeichens Nachfahre des ersten mobilen Eismannes, der die Cuxhavener vor mehr als hundert Jahren mit echtem "Gelato" bekannt machte. Wie ein Exot muss den Nordlichtern seinerzeit jener Italiener vorgekommen sein, der im Rahmen eines Tagesausfluges an der Alten Liebe Speiseeis angerührt hatte und dann entschied, an der Elbmündung heimisch zu werden. Sein Enkel verkörpert längst eine Institution in Cuxhaven; allmorgendlich wird er noch vor Öffnung seines Lokals von den ersten Schwimmern begrüßt. "Das ist das Schöne hier: Du kennst sie einfach alle!"