"Cold-Cases"-Ermittler sind auf der Jagd nach neuen Ansatzpunkten
KREIS CUXHAVEN. "Mord verjährt nie", heißt es in unserer Rechtsprechung - ein Satz, der Tätern als Warnung dienen soll, aber gleichzeitig einen Arbeitsauftrag an jeden Kriminalisten darstellt.
Kann ein Gewaltverbrechen nicht auf Anhieb aufgeklärt werden, verschwinden die zugehörigen Ermittlungsakten keineswegs in der Versenkung. Sogenannte "Cold-Cases"-Einheiten beschäftigen sich unablässig mit derartigen Altfällen. Die Tatsache, dass es den in diesem Bereich tätigen Ermittlern immer wieder gelingt, Täter dingfest zu machen, rechtfertigt den Aufwand dieser kriminalistischen Puzzlearbeit. Wie dabei grundsätzlich vorgegangen wird, erläutert das Landeskriminalamt in Hannover gegenüber unserer Zeitung.
Täter hinterlassen nicht nur Fingerabdrücke
Kriminaltechnik: Althergebrachtes hat Bestand, daneben bedienen sich Spezialisten modernster Methoden
CUXHAVEN. Der Fingerabdruck hat längst noch nicht ausgedient, aus Sicht von Kriminalisten ist und bleibt er ein ebenso individuelles wie zuverlässiges Erkennungsmerkmal, mit dessen Hilfe es nach wie vor gelingt, Tatverdächtige "gerichtsfest" zu überführen. Der Abgleich entsprechender Spuren erfolgt längst mit EDV-Unterstützung - im Vergleich mit anderen Methoden, auf welche die Kriminaltechnik inzwischen zurückgreifen kann, wirkt die Daktyloskopie (so der Fachbegriff für die Identifizierung per Finger- beziehungsweise Handabdruck) aber möglicherweise ein wenig althergebracht. Schlagzeilen schreibt unter den sogenannten biometrischen Erkennungsverfahren vor allem die DNA-Analytik - weil sie (s. Artikel rechts) Ermittler in die Lage versetzt, Straftaten, die noch vor wenigen Jahren "unaufklärbar" erschienen, neu aufzurollen und dabei zusätzliches Beweismaterial in die Ermittlungsarbeit einzubringen. "Das am Tatort gesicherte Spurenmaterial wird molekulargenetisch analysiert und das sogenannte DNA-Typisierungsmuster bestimmt" - so beschreibt das Bundeskriminalamt das dahinterstehende technische Verfahren, bei dem die Ermittler - ähnlich wie bei der Daktyloskopie - auf Vergleichsmaterial angewiesen sind. Letzteres stammt entweder unmittelbar von einem Probanden oder aber aus dem Bestand einer DNA-Analyse-Datenbank. "Mittlerweile", so heißt es in den Erklärungen des Bundeskriminalamtes, "findet zwischen vielen europäischen Staaten ein automatisierter Abgleich der DNA-Datenbanken statt, sodass auch bei grenzüberschreitender Kriminalität wertvolle Ermittlungshinweise gewonnen werden".
Ihre Stärken kann die moderne Kriminaltechnik des Weiteren bei der Analyse sogenannter Formspuren ausspielen. Dabei geht es zum Beispiel um spezifische Abriebspuren oder Kratzer, die ein bei einer Straftat eingesetztes Werkzeug bei Gebrauch hinterließ. Entsprechende Spuren sind in optischer Vergrößerung, gegebenenfalls aber nur mithilfe eines Rasterelektronenmikroskops zu erkennen. Errungenschaften der Digitaltechnik stellen Kriminalisten andererseits vor neue Herausforderungen: Spezialisten von BKA oder den Landeskriminalämtern befassen sich mit der Wiederherstellung von gelöschten Datenträgern. Vielfach können sie selbst scheinbar zerstörte Hardware (Mobiltelefone, Navis, Festplatten) reaktivieren und dabei entscheidende Daten sichern.