
Cuxhaven: An der Duhner Spitze hat erstmal die Archäologie Vortritt
CUXGAVEN-DUHNEN. Nach Duhnen sind die Menschen scheinbar schon vor Jahrtausenden gerne als Gäste gekommen. Darauf deuten Befunde an der Duhner Spitze hin.
Der wie eine Speerspitze mitten zwischen Elbe- und Wesermündung herausragende schmale Geestrücken - in der Zeit vor dem Deichbau wahrscheinlich noch auffallender - hat über Jahrtausende hinweg Menschen angezogen. Darauf deutet eine Fülle archäologischer Fundstätten in Duhnen hin. Da dazu auch der Wehrberg gehört, der unmittelbar ans Grundstück der "Duhner Spitze" grenzt, ist es nicht verwunderlich, dass auch dort der Boden spricht. Die Befunde werden nun näher untersucht.
Seit einigen Tagen am Werk
Solange es nicht gerade in Strömen regnet oder Sturm über das in Sichtweite liegende Wattenmeer heranpfeift, ist Dr. Daniela Nordholz schon ganz zufrieden. Mit dem erfahrenen Mitarbeiterteam ihres Büros ArchaeNord arbeitet sie seit einigen Tagen auf dem Grundstück, auf dem nach Abschluss der archäologischen Untersuchungen unter anderem eine Pflegeeinrichtung sowie luxuriöse Wohnungen mit Seesicht errichtet werden sollen.
Kein Urzustand
"Zunächst mal handelt es sich hier um eine stark gestörte Fläche", erklärt die Archäologin und zeigt auf das Grundstück, auf dem 1925 das Druiden-Kinderheim errichtet worden war. Bebauung, Abrisse und die Untersuchungen des Kampfmittelräumdienstes haben den Untergrund ordentlich durcheinandergebracht. Dennoch traten bei der archäologischen Prospektion, für die im Frühjahr über das gesamte Grundstück in Nord-Süd-Richtung alle zehn Meter jeweils zwei Meter breite Gräben angelegt wurden, verfolgenswerte Befunde zutage.
Inzwischen ist der Untergrund großflächig bis auf das Niveau des natürlich gewachsenen oder durch Dünensand entstandenen hellen Bodens abgetragen. "Weil wir da Kontraste besser sehen können", meint Dr. Daniela Nordholz pragmatisch.
Anziehungspunkt für Gruppen
So viel kann sie schon sagen: Die hier gefundenen Gar- oder Kochgruben - von Steinen begrenzte Feuerstellen mit Holzkohle- und vereinzelt auch Keramikresten - deuten darauf hin, dass sich hier immer mal wieder größere Menschengruppen getroffen haben, die vielleicht auch mit dem Boot anreisten; möglicherweise, um zu verhandeln, Handel zu treiben, sich zu treffen, Partnerschaften anzubahnen oder auch religiöse Feiern zu begehen. Details könnten erst die sich im Winter anschließenden Untersuchungen wie die Holzartenbestimmung und C14-Datierung der Holzkohle und die Betrachtung der Keramik verraten. Die Wissenschaftlerin kennt ähnliche Feuerstellen etwa aus Osterholz, Verden oder Potsdam; nicht alle konnten schon datiert werden.
Epochen noch unklar
Die Funde an der Duhner Spitze könnten unterschiedlichen Epochen entstammen. Vom nahe gelegenen Wehrberg sind Bestattungen aus der römischen Kaiserzeit bekannt; viel jünger als die bislang nebenan gefundene Keramik. Der Zustand der Kochgruben an der Duhner Spitze lässt vermuten, dass öfter mal Steine herausgenommen wurden, um damit neue Feuerstellen zu bauen; in welchen Zeiträumen, ist noch offen. Chefin Daniela Nordholz, ein weiterer Archäologe und das Team erfahrener Grabungshelfer werden nächste Woche noch durch einen Archäobotaniker verstärkt. Die Arbeiten werden mehrere Wochen dauern. Wir werden noch darauf zurückkommen.