Jochen Timmermann, Gründer des MVZ, ist froh, dass er Logopädin Sina Teyke in seinem Team hat. Doch er benötigt mehr als eine Logopädin. Sein Vorschlag: Fachkräfte in Cuxhaven auszubilden und hier zu halten.  Foto: May
Jochen Timmermann, Gründer des MVZ, ist froh, dass er Logopädin Sina Teyke in seinem Team hat. Doch er benötigt mehr als eine Logopädin. Sein Vorschlag: Fachkräfte in Cuxhaven auszubilden und hier zu halten.  Foto: May
Fachkräfte fehlen

"Cuxhaven braucht dringend Logopäden": Leidige Suche nach Fachpersonal

von Denice May | 28.07.2020

CUXHAVEN. Die Suche geht weiter und weiter und weiter: "Cuxhaven braucht dringend Logopäden", meint Jochen Timmermann vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ).

Einen Termin beim Facharzt zu bekommen, ist genauso schwierig, wie die viel zitierte Nadel im Heuhaufen zu finden. Gleiches gilt für Heilmittelbringer wie Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Logopäden. Fachpersonal aus diesem Bereich zu finden, wird immer schwieriger. Denn ausgebildet wird in Therapieschulen, die bisher Schulgeld verlangt haben. Eine teure Angelegenheit und nicht jeder, der einen Job im Heilmittelbereich anstrebt, kann das Geld aufbringen. Jochen Timmermann vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Cuxhaven sucht dringend Logopäden und hat sich deshalb überlegt, wie das Thema fehlende Fachkräfte angegangen werden kann.

Wer glaubt, sprechen zu können, sei selbstverständlich, der irrt sich. Und wer denkt, nur Kinder sind von Sprachstörungen betroffen, irrt sich ebenfalls. Tatsächlich zählen Sprachstörungen nämlich zu den häufigsten Folgen von Hirnschädigungen, wie sie beispielsweise bei Schlaganfällen, und psychosomatischen Erkrankungen auftreten. Sprachstörungen können also sowohl einen physischen als auch einen psychischen Auslöser haben. Patienten mit letzterer Diagnose werden im Medizinischen Versorgungszentrum "Timmermann und Partner" behandelt.

Logopäden schwer zu bekommen

Das Team um Jochen Timmermann, Gründer des MVZ und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychotherapie, Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendmedizin sowie Ernährungsmedizin, deckt die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen und psychischen Krankheiten ab. Neben den Fachärzten gehören auch Spezialisten aus dem Heilmittelbereich zum Team. Gemeint sind damit Ergotherapeuten und Logopäden. Doch Letztere seien nur sehr schwer zu bekommen, sagt Jochen Timmermann.

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

"Seit vielen Jahren sind Logopäden in unserer Praxis unverzichtbar, denn sie ergänzen die Therapie der anderen Fachärzte. Logopäden spielen also eine große Rolle, waren aber schon immer schwer zu bekommen", so Jochen Timmermann. Gerade Menschen mit psychischen Problemen kämpfen häufig mit sprachlichen Defiziten. "Die Sprache ist bei der Therapie sehr wichtig. Wenn niemand da ist, der die Therapie dahingehend unterstützt, fehlt ein Zahnrad", erklärt Timmermann weiter.

Ein Grund, warum in diesem Bereich Fachkräfte fehlen, sei das Schulgeld. Die schulische Ausbildung musste bisher nämlich von den Auszubildenden mit mehreren Hundert Euro im Monat aus eigener Tasche bezahlt werden. Mittlerweile verzichten die meisten Therapieschulen aber auf das Schulgeld. Trotzdem "verirren" sich nur wenige Logopäden ins Cuxland.

Vor Ort in Cuxhaven ausbilden

"Meine Idee ist deshalb, hier Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen", so Timmermann. Erste Gespräche mit den Berufsbildenden Schulen Cuxhaven hätten schon stattgefunden. "Die Plätze an den Schulen sind sehr begehrt. Die nächsten Schulen gibt es in Bremen, Oldenburg und Hamburg. Der Bedarf ist also sehr groß und es dürfte kein Hindernis geben, eine Klasse voll zu bekommen", weiß Sina Teyke.

Sie selbst hat vor zwei Jahren ihre Ausbildung abgeschlossen und arbeitet seither im MVZ Cuxhaven und Hemmoor. "Wir müssen die Ausbildung hier herholen. Dann haben wir die qualifizierten Leute vor Ort und können sie auch hier halten. Das wäre einfacher, als wenn wir sie von weiter weg herlocken müssten", so die 25-jährige Logopädin.

"Mein Wunsch und Appell ist es, dass wir gemeinsam Ausbildungsmöglichkeiten schaffen und mutig sind, das Thema anzugehen. Wenn wir davon profitieren und Fachpersonal bekommen könnten, würde ich das unterstützen - beispielsweise finanziell", so Timmermann. Von dieser Art Unterstützung hat auch Sina Teyke profitiert. Denn ohne finanzielle Hilfe hätte sie die Ausbildung nicht beginnen können.

Mit der Schulgeldfreiheit für Gesundheitsfachberufe in Niedersachsen und Bremen (weitere Bundesländer verzichten ebenfalls auf Schulgeld) wurde ein großes Hindernis bei der Nachwuchsgewinnung von den Landesregierungen abgebaut. Jetzt hofft Jochen Timmermann, dass in Cuxhaven Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Denice May
Denice May

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

dmay@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Gesundheit

Neue Gruppe in Otterndorf: Selbsthilfe für Krebspatienten im Kreis Cuxhaven

von Wiebke Kramp

KREIS CUXHAVEN. Christiane Steffens (65) aus Otterndorf möchte Krebspatienten Mut machen. Ihnen soll der Rücken gestärkt werden, sich gegenseitig zu stützen und Austausch zu pflegen.

Am 12. November ist es soweit

Musicalsongs im Programm der Cuxhavener Sportgala

von Herwig V. Witthohn

CUXHAVEN. Sport und Kultur vereint - dass dies passt haben die Besucherinnen und Besucher der Cuxhavener Sportgala schön öfter erkennen können. Und auch bei der Gala am 12. November, 19 Uhr wird es wunderbare Songs zu hören geben.

Erstaufnahme-Einrichtungen

Wird die Kaserne in Cuxhaven eine Sammelunterkunft für Geflüchtete?

CUXHAVEN. Angesichts der steigenden Zahl an Schutzsuchenden in Niedersachsen will das Land weitere Sammelunterkünfte schaffen.

Mittelfinger gezeigt?

Nach umstrittener Geste: Verfahren gegen Cuxhavener Politiker Wegener eingestellt

von Kai Koppe

CUXHAVEN. Ein mutmaßlicher "Stinkefinger" gegen einen Querdenker-Aufzug hat für den Cuxhavener SPD-Politiker Gunnar Wegener kein gerichtliches Nachspiel.