
Cuxhaven: Gasumlage und hohe Preise treiben Kunden ins EWE-Kundencenter
CUXHAVEN. Preissteigerungen ohne Ende und jetzt kommt auch noch die Gasumlage dazu: Die Sorge darum, wie sie das alles bezahlen sollen und was noch folgt, treibt Energiekunden um. Augenfällig wird dies in der Cuxhavener Innenstadt vor dem EWE-Kundencenter im ehemaligen Woolworth-Gebäude.
Zeitweilig bildeten sich lange Schlangen von Personen mit Unterlagen in der Hand in der Cuxhavener Fußgängerzone. Sogar eine Security-Kraft wurde am Eingang postiert.
EWE gibt Kosten ab November an Kundschaft weiter
Nach Angaben von EWE gibt es bei den Kundenanfragen in den so genannten EWE-Service-Punkten vor Ort drei Schwerpunkte: Ratschläge zum Thema Energiesparen, Anpassung von Abschlägen und die Frage danach, wie sich der Markt weiterentwickelt.
EWE wird die Kosten für die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage, die ab Oktober erhoben werden soll, ab November an die Kundschaft weitergeben. Fällig werden dann 2,419 Cent pro Kilowattstunde zusätzlich. Der Betrag wird gesondert auf der Rechnung ausgewiesen. Nach EU-Bestimmungen muss darauf noch Mehrwertsteuer erhoben werden.
Warum die Umlage?
Die Gasumlage dient dazu, die großen Gas-Importeure zu stützen, die das Gas nun, seit der Nachschub an russischem Gas entfällt, teurer einkaufen müssen. Letztlich soll damit gewährleistet werden, dass genügend Gas Deutschland erreicht, damit die Heizungen im Winter nicht kalt bleiben. Die Erhebung der Umlage ist vorerst bis Ende März 2024 vorgesehen.
Gaspreiserhöhung schon beschlossen
Gerade in der vergangenen Woche hatten EWE-Kundinnen und Kunden Briefe mit Informationen zu den neuen, natürlich höheren, Gaspreisen, erhalten. Die Erhöhung begründet EWE unter anderem mit großen Kundenneuzugängen, für die weiteres Gas zu den aktuellen hohen Kosten auf dem Markt besorgt werden muss. Die Umlage kommt nun noch hinzu. Allein durch sie kommen auf Familien voraussichtlich Mehrkosten von mehreren Hundert Euro im Jahr zu.
Wie Land und Kommunen helfen wollen
Passanten vor dem EWE-Kundencenter in Cuxhaven gaben zu bedenken, dass diese Mehrbelastung für viele Betroffene nicht mehr zu bewältigen sein dürften. Politik und Verwaltungen wissen das. Die Landesregierung hat Mitte vergangener Woche mit Kommunen (komm. Spitzenverbände), Wirtschaft, Gewerkschaften, Sozialverbänden, Energieversorgern und weiteren Partnerinnen und Partnern ein 50 Millionen Euro starkes Nothilfepaket (Härtefallfonds) erarbeitet. Die Kommunen sind aufgerufen, in Gesprächen mit den Energieversorgern Vor-Ort-Lösungen zur Entlastung von Menschen zu entwickeln, die von den erhöhten Gaspreisen über Gebühr belastet sind.
Santjer will Schuldenfalle für Bevölkerung abwenden
Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer begrüßt dieses Programm sehr. Menschen dürfen nicht noch mehr in die Schuldenfalle getrieben und die Schere zwischen Arm und Reich nicht immer größer werden, betonte er im Gespräch mit unserem Medienhaus. In Gesprächen müssten sich die Beteiligten, allen voran der Landkreis Cuxhaven und die Kommunen, nun auf Kriterien einigen, die gelten sollen, um Unterstützung aus dem Härtefallfonds zu erhalten. Er sehe dabei auch die Stadt - wenn nötig, auch in finanzieller Hinsicht - in der Verantwortung.
"Aus der Energiekrise darf keinesfalls eine soziale Krise erwachsen", sagt auch Landrat Kai-Uwe Bielefeld. Ein Härtefallfonds könne, in Kombination mit entsprechenden Hilfen auf Bundesebene, dabei helfen, Strom- und Gassperren zu verhindern. Lokale Insellösungen kommen für den Landrat jedoch nicht in Betracht. Vielmehr sei der Niedersächsische Landkreistag in diese Entwicklung eingebunden, um eine einheitlichen Verfahrensweise der Landkreise insgesamt unter Einbeziehung der gemeindlichen Ebene zu erreichen.