Alleinlebende Seniorinnen und Senioren, die von Altersarmut bedroht sind, ziehen sich oftmals zurück. Soziale Kontakte und das Gespräch mit anderen Menschen fehlen, besonders in der aktuellen Corona-Krise. Ein Anruf eines Ehrenamtlichen der Hanel-Senioren-Stiftung kann da jedoch wahre Wunder wirken. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Alleinlebende Seniorinnen und Senioren, die von Altersarmut bedroht sind, ziehen sich oftmals zurück. Soziale Kontakte und das Gespräch mit anderen Menschen fehlen, besonders in der aktuellen Corona-Krise. Ein Anruf eines Ehrenamtlichen der Hanel-Senioren-Stiftung kann da jedoch wahre Wunder wirken. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Per Telefon Zeit schenken

Cuxhaven: Hanel-Senioren-Stiftung kämpft gegen Einsamkeit

12.11.2020

KREIS CUXHAVEN. Die Hanel-Senioren-Stiftung in Cuxhaven kämpft gegen Einsamkeit in der Krise - und sucht noch Verstärkung fürs Team.

Gerade erst waren kleinere Treffen wieder möglich, schon schränkt der Shutdown das gesellschaftliche Leben wieder massiv ein. Besonders ältere Menschen, die allein leben und auf Unterstützung angewiesen sind, trifft es hart. Gespräche und Gesellschaft fehlen. Die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen der Hanel-Senioren-Stiftung möchten in der Krise ein Anker für die Senioren sein - und helfen auf vielfältige Art und Weise.

Die intensive Betreuung einsamer Senioren zu Hause stehe aktuell mehr denn je im Mittelpunkt, berichtet Anita Hanel, Gründerin der Hanel-Senioren-Stiftung Cuxhaven. "Man glaubt ja gar nicht, was die Senioren für einen großen Gesprächsbedarf haben und wie sehr sie sich freuen, wenn jemand zuhört."

Dies verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass der Besuch der ehrenamtlichen Mitarbeiter der Stiftung, die den Senioren Lebensmittel oder ein warmes Mittagessen vorbeibringen, oft der einzige Kontakt am Tag mit einem anderen Menschen ist. "Gerade die über 65-Jährigen verbringen häufig den ganzen Tag allein zu Hause."

"Tratsch im Treppenhaus"

Der "Tratsch im Treppenhaus" bekomme aktuell eine ganz neue Bedeutung. "Manchmal kommen unsere Ehrenamtlichen gar nicht mehr weg. Die Senioren freuen sich so sehr, dass jemand da ist, und dann sprudelt es nur so aus ihnen heraus." Oftmals ginge es um die Kinder, die weit weg wohnen, um Ängste, die mit der Corona-Pandemie zu tun haben oder auch um die politische Situation.

In Zeiten wie diesen, in denen Kontakte beschränkt werden und Veranstaltungen nicht stattfinden können, sei es aus Sicht von Anita Hanel wichtiger denn je, alleinlebenden älteren Menschen Zeit zu schenken. Insgesamt 80 Senioren und Seniorinnen werden aktuell durch das Team der Stiftung betreut. Die Ehrenamtlichen kaufen für sie ein, versorgen sie zum Teil mit warmem kostenlosen Mittagessen des Kubis oder schenken ihnen per Telefon ein offenes Ohr.

Aufmerksamer werden

"Dass ältere Menschen Hilfe benötigen, sie einsam oder von Altersarmut bedroht sind, das geben die meisten nur ungern zu. Sie tun alles, damit niemand merkt, wie schwierig es für sie ist", weiß Anita Hanel. Doch schaut man genauer hin und nimmt sich Zeit, zeige sich eben oft ein anderes Bild. "Wir müssen aufmerksamer werden", lautet Hanels Appell. Hinschauen und helfen statt wegschauen. Die Corona-Krise habe jedoch die Hürde, um Hilfe zu bitten, etwas niedriger gelegt, erzählt sie.

Aktuell werden von Montag bis Freitag 20 Essen täglich an Senioren in ganz Cuxhaven ausgeliefert, noch finanziert durch die Nachbarschaftshilfe "one4one". Die Nachfrage ist groß. Um das Angebot weiter ausbauen zu können, auch im Landkreis, benötigt die Stiftung jedoch weitere ehrenamtliche Unterstützung für den Fahrdienst und Einkaufsfahrten.

Weihnachten nicht allein

Anita Hanels besonders großer Wunsch ist es jedoch, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu finden, die den älteren Menschen in diesen trüben Tagen mit Anrufen ein wenig Zeit schenken und für kleine Glücksmomente im Alltag sorgen. "Es ist jetzt wichtig, den Menschen zuzuhören."

Besonders im Hinblick auf Weihnachten ist Unterstützung gefragt. Ob die Veranstaltung "Heiligabend nicht allein", die die Stiftung in den Jahren zuvor mit der Diakonie organisiert hatte, am 24. Dezember stattfinden kann, kann Anita Hanel noch nicht sagen. Doch falls nicht, möchte sie den Senioren zeigen, dass sie Weihnachten trotz allem nicht allein sind. Mit Telefonaten, die ein bisschen Freude unter den Weihnachtsbaum zaubern.

Deswegen sucht sie speziell für den 24. Dezember Menschen, die einsamen Senioren nicht nur in Cuxhaven, sondern auch in Otterndorf und auf dem Land, an Heiligabend per Telefon ein wenig Zeit schenken. "Wenn man sich ausmalt, wie schlimm es für uns schon wäre, nicht mit der Familie feiern zu können, dann ist es für die Senioren, die allein sind, noch schlimmer."

Helfen Sie mit!

Die Hanel-Senioren-Stiftung Cuxhaven mit Gründerin Anita Hanel setzt sich für von Altersarmut bedrohte Senioren und Seniorinnen ein.

Weil jene Senioren zunehmend isoliert von der Gesellschaft leben und finanzielle Mittel fehlen, bietet die Stiftung nicht nur materielle Hilfe, sondern schenkt auch Zeit.

Die Stiftung sucht ehrenamtliche Helfer im gesamten Landkreis Cuxhaven, sowohl für den Einkauf von Lebensmitteln für die Senioren, für den Fahrdienst, um den Senioren eine warme Mahlzeit zu bringen und besonders für Telefonate mit Herz.

Gerade in Zeiten der häuslichen Isolation fehlt häufig das Gespräch und der Kontakt zu anderen Menschen.

Besonders für den 24. Dezember 2020 werden Helfer gesucht, die Lust haben, Senioren, die Weihnachten allein verbringen, per Telefon ein offenes Ohr zu schenken.

Interessierte, aber auch Senioren, die sich Unterstützung wünschen, können sich bei der Stiftung unter Telefon (0 47 21) 3 96 20 73 oder per Mail an info@senioren-stiftung.de wenden.

Wer Hilfe benötigt oder sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich außerdem an die Koordinierungsstelle für Nachbarschaftshilfe der Stadt Cuxhaven unter Telefon (0 47 21) 70 07 09 00 wenden.

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