Mit einem Volumen von 25 Milliarden Euro ist das Auftragsbuch für die nächsten Jahre prall gefüllt, berichtete die Werksleitung am Mittwoch im Rahmen eines Rundgangs. Foto: Wirrwa
Mit einem Volumen von 25 Milliarden Euro ist das Auftragsbuch für die nächsten Jahre prall gefüllt, berichtete die Werksleitung am Mittwoch im Rahmen eines Rundgangs. Foto: Wirrwa
Windkraft

Cuxhaven: Siemens Gamesa setzt auf ausländische Märkte

30.01.2020

CUXHAVEN. Während in Deutschland der Ausbau der Windkraft auf hoher See ins Stocken geraten ist, brummt das Geschäft weltweit - sehr zur Freude von Siemens Gamesa.

Der heimische Markt für neue Offshore-Windparks ist aufgrund einer verfehlten Energiepolitik der Bundesrepublik fast zusammengebrochen. Deutschland ist gerade im Begriff seine technologische Vorreiterrolle aufs Spiel zu setzen. Und das in einem Markt der aufgrund der Klimabedrohung weltweit ungeahnte Potenziale aufweist. Die Siemens Gamesa Renewable Energy GmbH nutzt diese Chance.

Die im Cuxhavener Werk prodzuierten Turbinen werden derzeit ausschließlich ins Ausland exportiert. Dabei habe man vor allem den wachsenden Markt in Asien und den USA im Blick.

Über die Perspektiven berichteten am Mittwoch im Rahmen einer Werksführung der Vertriebschef Christoph Hellwig. Die seit Oktober vergangenen Jahres in Cuxhaven in Serie produzierte 8- Megawatt-Anlage habe sich als Verkaufsschlager entpuppt. Nach derzeitiger Auftragslage sei das Werk für die nächsten zweieinhalb Jahre ausgelastet. Auftragsvolumen: 25 Milliarden Euro.

Der Konzern hat inzwischen weltweit Fertigungsstätten aufgebaut und beschäftigt insgesamt 24 500 Mitarbeiter. Dazu gehört Produktion, Service und Planung. Die Turbinen, auch Nacelles genannt, kommen noch ausschließlich aus Cuxhaven, dem weltweit größten Werk dieser Art.

Auslandsmärkte wachsen

Das wird sich aber ändern. Um einen stark wachsenden Markt in Asien besser bedienen zu können, sei ein Werk in Taiwan geplant, sagte Hellwig. Bis das fertig ist, kommen die Komponenten aus Cuxhaven, die dort zunächst nur zusammengebaut werden sollen. Auch in Frankreich ist ein Werk geplant in dem sowohl Turbinen als auch Rotorblätter entstehen sollen.

Derweil haben sich die Abläufe im Cuxhavener Werk bestens eingespielt. Davon konnten sich die Journalisten am Mittwoch bei einem Werksrundgang überzeugen. Das Fotografieren war allerdings nur an wenigen Stationen erlaubt. Sehr groß ist die Angst, Konkurrenten könnten Produktionsverfahren kopieren und Siemens Gamesa damit Wettbewerbsvorteile verlieren. Das betrifft vor allem den Bau des Generators, bestehend aus einer tonnenschweren Kupferspule (Durchmesser rund fünf Meter) und mehreren Hundert Magneten die in einem faradayschen Käfig von einem Roboter magnetisiert und anschließend in das Generatorgehäuse eingebaut werden, das wiederum im benachbarten Werk der Firma Nordmark entsprechend vorbearbeitet wird.

Beeindruckend ist die Größenordnung der drei Hauptkomponenten Generator, Gehäuse und Nabe, die in jeweils einer eigenen Montagelinie aus Hunderten Einzelteilen zusammengebaut und zum Schluss "verheiratet" werden, bevor die fertige Anlage in einem 24-stündigen Testlauf auf Herz und Nieren geprüft wird.

Die insgesamt 650 eigenen Leute hätten es im vergangenen Jahr auf eine Gesamtzahl von 250 ausgelieferten Turbinen gebracht, berichtete mit einem gewissen Stolz der Werksleiter, der Däne Anton Bak (kl. F. l.). Der frühere Werksleiter Carsten-Suennke Berendsen habe das Unternehmen verlassen, hieß es auf Nachfrage.

Besonders stolz ist Bak auf seine Mitarbeiter, darunter zahlreiche junge, innovative Leute, die mit ihren Ideen das Produkt und damit auch die alternative Energiegewinnung insgesamt nach vorne brächten.

Es sei zwar auch für Siemens Gamesa nicht leicht junge, kreative Köpfe für Cuxhaven zu gewinnen. Durch die "Friday for Future"-Bewegung sei das aber etwas leichter geworden. Wer etwas für den Klimaschutz und für eine bessere Welt tun wolle, sei in seinem Team goldrichtig, betonte der Werksleiter.

Äußerlich unterscheidet sich die aktuell produzierte 8-MW-Anlage kaum vom Vorgängermodell mit 7-MW Leistung. Größer ist nur der Generator und der Rotordurchmesser (167 statt 154 m). Den Prototypen einer 11-MW-Anlage gibt es aber auch schon. Der dreht sich seit ein paar Tagen an der dänischen Küste. Wenn Siemens Gamesa damit in vier bis fünf Jahren in Serie geht, reichten die Platzkapazitäten in den auf Zuwachs konstruierten Hallen in Cuxhaven immer noch aus.

Mit einer möglichen Erweiterung wolle man daher erst noch warten, bis die Turbinen zum Ende des Jahrzehnts möglicherweise noch größer werden, sagte der kaufmännische Leiter Nicolas Scholz (kl. F.)

Siemens Gamesa Renewable Energy

Produktionsbeginn in Cuxhaven: 2017

Kapazität: rund 250 Anlagen pro Jahr.

Das reicht für die Stromversorgung von zwei Millionen Haushalten.

entspricht einer CO2-Einsparung von

5 Millionen Tonnen.

Anlieferung von verbauten 14 Millionen Einzelteilen mit 7500 Lkw-Anfahrten in Cuxhaven.

Oktober 2019: Umstellung auf 8-MW-Anlagen, ab 2025: 11-MW-Anlagen.

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