
Cuxhaven: So funktioniert die Konfirmation in Corona-Zeiten
ALTENBRUCH. Maiglöckchen in der Tiefkühltruhe, die Verwandtschaft in der Warteschleife und der Gottesdienst mit Sicherheitsabstand und ohne Abendmahl und Gesang.
Der 13-jährige Leon und die 14-jährige Luisa aus Altenbruch freuen sich trotzdem auf ihre Konfirmation am Sonntag in der St. Nicolai-Kirche. Es soll ein ganz besonderer Tag im Kreise der Familie werden.
Die beiden Jugendlichen werden nach Beginn des Gottesdienstes um 10.30 Uhr die Gäste im Namen ihrer Mitkonfirmanden begrüßen. Und sie wollen darüber sprechen, was in diesem Konfirmandenjahrgang alles unternommen wurde. Und das ist eine ganze Menge: die Konfi-Freizeit in Bad Bederkesa, der Radausflug zu den drei umliegenden Kirchen, die Teilnahme am Krippenspiel, die sonntäglichen Gottesdienste, alles Aktivitäten in der Vor-Coronazeit. Kurz vor Ostern kam dann der Schnitt.
Einladungen zurückgehalten
Leon erinnert sich noch genau daran. Die Coronavorsichtsmaßnahmen haben die gewohnten Abläufe ausgehebelt. Seit dem Lockdown zu Ostern ist der Unterricht im Gemeindehaus abgesagt. Nichts ging mehr bei den Konfirmanden. Bis vor zwei Wochen stand es in den Sternen, ob der Konfirmationsgottesdienst überhaupt noch vor den Sommerferien stattfinden würde. Und dann die Frage, wie viele Gäste aus unterschiedliche Familien zusammen feiern dürfen.
Deshalb wurden auch die endgültigen Einladungen lange zurückgehalten. Erst vor zwei Wochen kam grünes Licht von der Kirchengemeinde: Die Konfirmation kann stattfinden. Allerdings unter etlichen Vorsichtsmaßnahmen, die dem Altenbrucher Pastor Dr. Lutz Meyer die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Glücklicherweise ist die altehrwürdige Nicolaikirche groß genug, um die Abstände zwischen den Sitzplätzen in den Kirchenbänken einhalten zu können, was im Mausoleum auf dem Friedhof nicht der Fall ist.
Deshalb werden auch die Trauerfeiern derzeit grundsätzlich in die Kirche verlegt. Doch nach jedem Gottesdienst muss das Gestühl gründlich desinfiziert werden. Selbst die Sargträger sind laut Landeskirche angewiesen, Mund und Nase zu bedecken.
Nur Familienmitglieder erlaubt
Am Sonntag werden die Besucher ausschließlich familienweise zusammen in den Bankreihen sitzen. Die Namen und Adressen haben die Eltern schon vorab an das Gemeindebüro gemailt. Pastor Meyer froh, dass der Jahrgang mit nur fünf Konfirmanden außergewöhnlich klein ist und die Teilnehmerzahl daher überschaubar bleibt. Drei Mädchen und zwei Jungen (Leon Janssen, Luisa Kutschan, Joyce Ahlf, Alia Fischer und Bjarne Niemczek) erhalten am Sonntag den kirchlichen Segen.
Luisa hat sich ganz bewusst für die Konfirmation entschieden. Bis zum Lockdown ist sie regelmäßig sonntags in die Kirche gegangen, genau wie Leon. Beide wollen einmal Pate sein und nach Möglichkeit sogar kirchlich heiraten. Dass sie das Abendmahl nicht empfangen können, bedauern beide. Doch jetzt freuen sie sich erst einmal auf die Familie, auch wenn einige ältere Gäste von auswärts leider abgesagt haben, wegen Ansteckungsgefahr. Und Leon freut sich, endlich seinen dunklen Anzug anziehen zu können, den er mit seinen Eltern online ausgesucht hat. Die obligatorischen Maiglöckchen fürs Revers haben die Zeit hoffentlich unbeschadet in der Gefriertruhe überstanden.