Ob beim Spaziergang oder im Auto: Unterwegs einen Kaffee zu trinken, dieses Bild hat sich in der Gesellschaft fest etabliert. Das Problem: Nur einmal werden die Becher genutzt und landen dann im Müll - und nicht selten im Meer. Foto: Woitas 
Ob beim Spaziergang oder im Auto: Unterwegs einen Kaffee zu trinken, dieses Bild hat sich in der Gesellschaft fest etabliert. Das Problem: Nur einmal werden die Becher genutzt und landen dann im Müll - und nicht selten im Meer. Foto: Woitas 
Umwelt

Cuxhaven und Hadeln sehen Handlungsbedarf bei Plastikmüll

20.02.2019

CUXHAVEN/OTTERNDORF. Als Menschen, die direkt am Meer leben, haben wir eine noch viel größere Verantwortung gegenüber der Umwelt. Nur eine kleine Böe ist nötig und schon ist die Plastiktüte aus dem Supermarkt oder der Deckel vom Kaffeebecher im Meer gelandet. Doch wo fängt man an, um genau so etwas zu verhindern?

Jedes Jahr werden allein in Deutschland etwa 2,8 Milliarden Einwegbecher für den beliebten Coffee-to-go verwendet - und nach einmaligem Gebrauch weggeworfen. Das sind 320 000 Becher pro Stunde. Massen, die kaum greifbar sind und von denen ein Teil immer wieder in der Nordsee landet.

Dieses Problem hat auch die Samtgemeinde Land Hadeln erkannt und sich dazu verpflichtet, "den Einsatz von Produkten aus Kunststoffen und Umverpackungen aus Plastik zu vermeiden und den kommunalen Umweltschutz durch systematisches Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement konsequent voranzutreiben", wie es im Beschluss des Samtgemeinderates heißt.

Arbeitsgruppe gegründet

Im Verwaltungsgebäude selbst verzichte man bereits auf Wegwerfbecher oder einzeln in Plastik verpackte Café-Milch, wie verwaltungschef Harald Zahrte berichtet. Weiter hat sich in der Samtgemeinde eine fünfköpfige Arbeitsgemeinschaft gegründet, allen voran Kristin Scheele aus dem Fachbereich Controlling der Samtgemeinde, die Ideen und Konzepte entwickeln wird, um Plastikmüll in der Region einzudämmen.

Ein großer Punkt sind Veranstaltungen. "Hier müssen wir auf Mehrwegbecher und andere Verpackungslösungen umsteigen. Daran führt kein Weg vorbei", ist Zahrte überzeugt und denkt unter anderem an den Frühtanz in Steinau, an den Landfrauenmarkt, das Otterndorfer Altstadtfest oder Wochenmärkte.

Laut Zahrte sei es wichtig, an die Veranstalter und Gewerbetreibenden heranzutreten, aber auch die Bürger mitzunehmen und auf ganzer Linie ein Umdenken zu bewirken. "Es müssen alle mitziehen. Jeder Einzelne muss Verantwortung übernehmen", appelliert er auch an die Nachbargemeinden.

Ein ganz konkreter Plan soll bereits im Frühjahr umgesetzt werden. Das Recup-Pfandsystem für Coffee-to-go-Becher soll in der Spiel- und Spaß-Scheune Otterndorf sowie in der Tourist-Information einziehen. Ein System, bei dem Einwegmüll vermieden wird und Ressourcen geschont werden.

Vorreiterin im Cuxland ist seit einigen Monaten der "Cuxhavener Kaffeerøster". Inhaberin Claudia Wolf will damit ein klares Zeichen setzen. Kunden, die ihren Kaffee mitnehmen, bekommen keinen Wegwerf-Becher mehr, sondern einen Recup-Pfandbecher, den sie nach dem Kaffeegenuss wieder bei ihr abgeben und eine Pfandgebühr von einem Euro zurückbekommen.

Der Becher wandert in die Spülmaschine und kann bis zu 500 Mal wiederverwendet werden. "Das ist ein tolles Prinzip, mit dem man als Unternehmen wirklich einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz leisten kann. Müll im Hafenbecken will schließlich niemand", so Wolf.

Bislang ist das Cuxhavener Café allerdings allein mit dem Pfandsystem. "Für die Kunden wäre es einfacher, wenn noch viel mehr Cafés und Bäckereien auf das Pfandsystem umsteigen würden. Dann könnten sie die Becher überall abgeben", so Wolf.

Harald Zahrte ist von der Idee angetan und will auch in Otterndorf an Bäckereien und andere Gewerbetreibende herantreten, um sie von dem Konzept zu überzeugen.

Auch in der Stadt Cuxhaven wurde das Thema Recup diskutiert, die Umsetzung gestaltet sich bislang aber noch schwierig. "Wir wollen da gezielt an die Unternehmen herantreten", verspricht Oberbürgermeister Ulrich Getsch.

Die Dinge anpacken

Darüber hinaus sei eine Stelle für eine/n Klimaschutzbeauftragte/n geplant, die aber noch genehmigt werden müsse. "Es muss viel aufgeholt werden in puncto Plastikmüll, das wissen wir. Ich gebe gerne zu, dass wir mindestens fünf Jahre zu spät sind mit Aktionen", so Getsch. "Deswegen ist es jetzt umso wichtiger, dass wir die Dinge anpacken", so Getsch und appelliert damit an alle Unternehmen in der Region. Als (Tourismus-)-Standort am Meer habe man Verantwortung zu übernehmen.

Dabei helfen soll die Firma BAUM Consulting, die sich aktuell mit dem Mobilitätskonzept für Cuxhaven befasst. Im März ist dazu eine Bürgerveranstaltung geplant.

Was ist Recup?

Recup ist ein deutschlandweites Pfandsystem für Coffee-to-go Mehrwegbecher.

Betreiber von Cafés, Restaurants, Bäckereien etc. entscheiden sich dabei, statt Coffee-to-go-Bechern Mehrwegbecher anzubieten. Pfandgebühr für den Kunden: 1 Euro pro Becher.

Die Becher sind BPA-frei, frei von Schadstoffen und bestehen aus 100 Prozent recyclebarem Kunststoff (Polypropylen), der mindestens 500 Spülgänge überlebt und somit aktuell die nachhaltigste Alternative zu Wegwerf-Plastikbechern darstellt.

Das System macht vor allem dann Sinn und ist nachhaltig erfolgreich, wenn viele Unternehmen in einer Stadt mitmachen. Denn: Der Kunde soll die Möglichkeit haben, seinen Becher auch in anderen Läden innerhalb und außerhalb seiner Stadt abzugeben.

Mehrere hundert Recup-Stationen gibt es schon in Deutschland. Mit der Recup-App findet man Stationen in seiner Nähe.

Um ein Zeichen zu setzen, gibt es die Möglichkeit, Becher mit dem Stadt- oder Ortsnamen zu branden. Sylt, Oldenburg, Hamburg und viele andere Städte machen es bereits vor.

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