
Cuxhavener Handel hält durch: Lieber 2G als Lockdown
CUXHAVEN. Einen Aufschub gab es noch für Sonnabend - seit Sonntag gilt 2G im Einzelhandel. Dieser reagiert nicht grad begeistert. Aber es gibt auch positive Stimmen.
Viele dächten sicher schon seit Wochen, dass 2G oder gar 2-G-plus längst gälten, sagten viele Geschäftsleute am Wochenende mit einer Geste auf die vor allem nachmittags ziemlich leeren Einkaufsstraßen. Dabei hätte es am Sonnabend noch einmal einen richtigen Ansturm geben können - so ganz ohne Zusatzregeln außer der Maskenpflicht. Im letzten Moment war am Freitag das Inkrafttreten der 2-G-Regel im Einzelhandel in Niedersachsen um einen Tag nach hinten und damit auf den Sonntag verschoben worden.
Nachdem das Oberverwaltungsgericht Lüneburg 2-G-plus für körpernahe Diensteistungen kurzfristig außer Vollzug gesetzt hatte, musste das Land die Corona-Verordnung noch einmal überarbeiten.
Mit der allgegenwärtigen Verwirrung könne auch die neue Verordnung nicht aufräumen, vermuteten Inga Vogt und Nina Szybora von den "Buchtrabauken" in der Schillerstraße und in Duhnen. Vielen sei die Lust aufs Bummeln über all dem Hin und Her vergangen. Das Weihnachtsgeschäft gehe schleppend; schwerer sei nur der Lockdown im vergangenen Jahr gewesen.
Freiwilliges Vorzeigen
Die Laufkundschaft bleibe aus. Zum Glück seien da noch die vielen netten Stammkunden: "Die zeigen den Impfausweis meist schon am Eingang, obwohl sie dies bisher noch gar nicht brauchten", lächeln die Geschäftsfrauen.
"Am schlimmsten ist die Ungewissheit", findet Nina Szybora. Der Zusammenhalt und Informationsfluss über die Werbegemeinschaft sei im Lotsenviertel zwar hoch, aber auch dort träfen die Informationen ja immer im letzten Moment ein. Darüber hinaus träfen die Schutzmaßnahmen eigentlich die Falschen.
Ein anderes Dilemma belastet Inga Vogt: "Ich habe ein Problem damit, mir von den Menschen persönliche Dokumente wie den Impf- und erst recht den Personalausweis zeigen zu lassen."
Bändchen-Lösung soll es einfacher machen
Damit stößt sie einen Punkt an, der auch Ralf Duderstadt von "Cuxhaven activ" beschäftigt: "Auf den Passus zur Kontrolle in der Verordnung sind wir besonders gespannt." Eine Bändchen-Lösung (der Impfnachweis wird an einer zentralen Station oder im ersten Geschäft präsentiert und mit einem dann erhaltenen Bändchen wäre der Weg in alle anderen Geschäfte frei) könne diesen Prozess vereinfachen. Über die praktische Umsetzung kann in Cuxhaven aber erst ab Montag gesprochen werden.
Die Kontrolle am Eingang will Duderstadt so gestalten wie im letzten Jahr "geübt": Kundinnen und Kunden werden am Eingang abgeholt und dürfen nach Kontrolle eintreten. Er ist zuversichtlich, dass das gut klappt: Die Cuxhavener Kundschaft habe sich bislang in allen Dingen sehr diszipliniert gezeigt, so habe er beispielsweise überhaupt keine Probleme im Zusammenhang mit der Maskenpflicht erlebt.
"Mehr Sicherheit für alle"
Für Simona Meier, Geschäftsführerin von Elektro-Schalt in der Schillerstraße, ist jede Lösung, die den Handel offen lässt, allemal besser als wieder ein Lockdown, der "fatal" wäre. "2G oder sogar 2-G-plus sind perfekt, denn diese Regeln schützen unsere Kundinnen und Kunden, unsere Mitarbeiter und uns", findet sie.
Mit solchen Schutzmaßnahmen hätten wahrscheinlich auch die bisherigen Lockdowns vermieden werden können. Sie könne sich auf einen hohen Rückhalt in der Cuxhavener Bevölkerung stützen, die 90 Prozent der Kundschaft stelle. Auch wenn bei ihnen die Beratung und der Verkauf rund um Lampen und Leuchtmittel weiterhin das Hauptgeschäft ausmachten: die Abteilung für hochwertige skandinavische Wohnaccessoires und Deko hole deutlich auf und ziehe Laufkundschaft an - hoffentlich auch, wenn es nun eine Kontrolle am Eingang gebe.
Fast schon ein Job für sich
Den Überblick über die Regeln zu bewahren, sei inzwischen schon fast ein Job für sich, bekennt das zu einem großen Teil aus Ehrenamtlichen bestehende Team von "Tante Emma" im Alten Deichweg.
Andrea Lehmann von der Oliva-Buchhandlung am Kaemmererplatz kann der neuen Verordnung noch gelassen entgegensehen, denn der Buchhandel gehört zu den Betrieben mit Gütern des täglichen Bedarfs (siehe Artikel rechts) und ist damit von der 2-G-Regel ausgenommen. Nur die Maskenpflicht gilt auch hier weiter. Hier und im gesamten Einzelhandel reicht laut aktueller Verordnung eine medizinische Maske (OP- oder FFP 2-Maske).
Natürlich sei das Adventsgeschäft ruhiger als vor Corona, "aber das darf man auch nicht vergleichen", findet Andrea Lehmann. Sie hofft, dass der verkaufsoffene Sonntag am 4. Advent noch viele Weihnachtsbummler in die City zieht.
Unabhängig von der jeweils aktuellen amtlichen Verordnung haben viele Geschäftsleute in Cuxhaven längst im Rahmen des Hausrechts eigene Regeln eingeführt. Schon vor dem Wochenende waren mancherorts FFP 2-Masken und das Vorzeigen des Impfzertifikats Pflicht.