Schweinefleisch steigt im Preis und soll zunehmend knapper werden. Foto: dpa/Rehder
Schweinefleisch steigt im Preis und soll zunehmend knapper werden. Foto: dpa/Rehder
Verbraucher

Cuxhavener Unternehmer besorgt über Fleischknappheit

von Denice May | 16.03.2022

KREIS CUXHAVEN. Drohen Versorgungsengpässe bei Fleisch und Wurstwaren? Unser Medienhaus hat sich umgehört, ob Schnitzel, Steak und Currywurst teurer und knapper werden.

Das Familienunternehmen Tönnies ist Deutschlands größter Schlachtbetrieb für Schweine. Es beklagt gestiegene Kosten und Lieferengpässe - und hat einen Brandbrief an seine Kunden verfasst. Darin verlangt der Fleisch-Multi aus dem Westfälischen höhere Preise vom Lebensmitteleinzelhandel. Panikmache oder realität? Wegen massiver Kostenexplosion in der Fleisch- und Wurstwarenindustrie hat Tönnies einen Brandbrief an seine Kunden abgeschickt. Darin spricht dass Unternehmen von Gefahr, aus der Versorgungsfähigkeit zu laufen. Das meldet der Branchendienst Top Agrar. Fleisch-Multi Tönnies beklagt branchenübergreifend gestörte Lieferketten, gestiegenen Kosten für Energie, Verpackungen, Mindestlohn oder Frachten. Der Ukrainekrieg verschärfe die Lage, es könne zu Störungen in der Beschaffung von Rohstoffen und Energie kommen.

Preise sind explodiert

Marc Vergien, Geschäftsführer der Cuxhavener Schlachterei und Fleischwarenfabrikation Hermann Busse, teilt die Sorgen des Großunternehmens. "Wir können froh sein, wenn wir nächste Woche noch Fleisch geliefert bekommen", sagt er besorgt. Die Preise seien explodiert. Das habe nicht nur mit der Ukraine-Krise zu tun, sondern auch damit, dass in den Niederlanden, aber auch in Deutschland selbst weniger Schweinefleisch produziert werde. Hinzu komme, dass die Futtermittel knapper werden. So habe Spanien zum Beispiel 50 Prozent seines Schweinefutters aus der Ukraine bezogen. Und beim Rindfleisch erlebe man ebenfalls eine massive Verteuerung. "Das ist so noch nie dagewesen - und wo das noch hinführt, kann keiner sagen ..."

Was bedeutet das für die Fleischtheken in den Einkaufmärkten? Martina Monsees, Pressereferentin der Bünting-Gruppe, die die Combi-Einkaufmärkte betreibt, teilt auf Nachfrage mit: "Als verantwortungsbewusstes Handelsunternehmen haben wir entschieden, Produkte russischer Lieferanten auszulisten, um sicherzustellen, dass kein Nachschub mehr geliefert wird. Einen Fleisch-Versorgungsengpass können wir noch nicht verzeichnen. Es lässt sich jetzt noch nicht abschätzen, wie sich die aktuellen Geschehnisse auf die Lieferkette auswirken werden."

Max Jendrik Sachau, Pressesprecher von Edeka-Nord, relativiert: "Aktuell rechnen wir nicht mit Versorgungsengpässen von Fleisch- und Wurstwaren, schließen aber eine Kostenentwicklung auf allen Prozessstufen von Produktion über Verarbeitung bis zum Handel nicht aus. Durch unsere langjährige und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Landwirt:innen in der Region im Rahmen unseres Markenfleischprogramms ‘Gutfleisch' können wir eine ausreichende Versorgung mit Fleisch- und Wurstwaren sicherstellen."

Versorgung sichergestellt

Auch die Discounter-Riesen Aldi und Lidl beobachten die aktuelle Lage, befürchten aber keine Lieferengpässen bei Fleisch und Co., wie Christian Schneider, Sprecher von Aldi Nord, erklärt: "Wir beliefern unsere Filialen täglich mit neuer Ware. Selbstverständlich stehen wir in engem Kontakt mit unseren Lieferanten, um frühzeitig auf Entwicklungen reagieren zu können." Gleiches gilt auch für die Lidl-Filialen. "Die Warenversorgung in den Filialen unserer Handelssparten ist grundsätzlich sichergestellt", bestätigt Isabel Lehmann von der Lidl-Pressestelle. Bei einzelnen Produkten könne es zwar zu Lieferverzögerungen kommen, es stünden jedoch immer genügend Alternativen zur Verfügung.

Regionale Zusammenarbeit

Innungsfleischermeister Detlef Brandt aus Osten bemerkt zwar deutlich Kostensteigerungen auf dem Fleischmarkt - so müsse er statt 1,20 Euro nun 1,75 Euro für das Kilo Schwein bezahlen bei steigender Tendenz und auch der Rindfleischpreis sei schon länger auf hohem Niveau. Über eine Knappheit oder gar Versorgungsengpässe vor Ort macht sich Brandt aber keine Sorgen und bleibt relativ gelassen, "weil ich mit regionalen Versorgern zu tun habe". Sein Vorteil: Er kennt die Schweinemäster und Rinderzüchter, die ihn mit Schachtvieh beliefern. Und das rät der Landschlachter den Kunden: "Geht zum Fleischer. Kauft lieber weniger, aber dafür gutes, regional erzeugtes Fleisch - und das ist dann häufig sogar günstiger als im Supermarkt."

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Denice May

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

dmay@no-spamcuxonline.de

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