Die vierköpfige Familie Steiner schränkt aufgrund der Lockerungen der Corona-Regeln drastisch im Alltag ein. Wie lange noch, ist unklar. Foto: Steiner
Die vierköpfige Familie Steiner schränkt aufgrund der Lockerungen der Corona-Regeln drastisch im Alltag ein. Wie lange noch, ist unklar. Foto: Steiner
Lockerungen der Corona-Regeln

Cuxhavenerin hat Angst um ihre Familie: "Ich fühle mich ohnmächtig"

06.04.2022

CUXHAVEN. Für Menschen mit hohem Risiko für einen schweren Corona-Verlauf ist angesichts der Hohen Inzidenz durch die Lockerungen ein Albtraum wahr geworden. Eine Betroffene erzählt vom Schicksal ihrer Familie. 

Durch die Lockerungen der Corona-Regeln gewinnen viele Cuxhavener ein Stück Normalität zurück. Für Risikopatienten wird hingegen ein Albtraum wahr. So auch für Sabine Steiners (40) vierköpfigen Familie: Ihr Mann und ihr Sohn könnten aufgrund an einer Corona-Infektion sterben. Die Mutter hat Angst vor Anfeindungen, deshalb wurden alle Namen von der Redaktion geändert.

Nur 20 Prozent Lungenvolumen

Seit einigen Tagen rasen Sabine Steiners Gedanken: Sie kann nicht verstehen, dass trotz hoher Corona-Zahlen jetzt alle Schutz-Maßnahmen wegfallen. Für ihre Familie könnte der Beschluss des Bundes verheerende Auswirkungen haben: Ihr Mann Ralf Steiner hat krankheitsbedingt nur ein Lungenvolumen von 20 Prozent. Er ist im Alltag auf Rollstuhl und Atemgerät angewiesen.

"Ansteckung tödlich"

"Für meinen Mann wäre eine Ansteckung tödlich", sagt Sabine Steiner. Und das trotz vierfacher Impfung. Hinzu kommt, dass auch der gemeinsame Sohn Lukas schwer angeschlagen ist: Der Sechsjährige kam mit einer Fehlbildung der Lunge zur Welt. "Er könnte einen schweren Verlauf erleiden", sagt Sabine Steiner. Besonders das baldige Entfallen der Testungen an Schulen und das Ende der Maskenpflicht ängstigen die Mutter.

Drastische Einschränkungen im Alltag

"Ich fühle mich ohnmächtig, weil ich nichts dagegen machen kann", beschreibt sie. Anstecken darf auch Sabine Steiner sich nicht, weil sie für die Versorgung ihrer Familie unabdingbar ist. Deshalb schränken die Steiners ihr Leben drastisch ein.

Nur das Nötigste erledigen

Durch das Wegfallen der Corona-Regeln verschärft sich das: Einkäufe werden seit Beginn der Pandemie ohnehin nach Hause geliefert. "Wenn etwas kaputt geht, versuchen wir es selbst zu reparieren", sagt die Cuxhavenerin. Außerhalb der eigenen vier Wände erledigen die Cuxhavener aufgrund der hohen Inzidenz des Landkreises nur das Nötigste, wie zum Beispiel Arztbesuche.

Kein Spielplatz, kein Kindergarten

"Wir gehen mit unseren Kindern nicht mal auf den Spielplatz", schildert die Mutter. Ihr Hausarzt rät davon ab, solange fremde Kinder anwesend seien. Auch in den Kindergarten geht Lukas seit zwei Jahren nicht mehr. Zu groß sei die Ansteckungsgefahr und die eventuelle Übertragung auf ihren Mann.

Tod in Kauf nehmen?

Das belastet die Mutter, weil sie ihren Kindern ein normales Leben wünscht. "Ich frage mich, ob wir uns irgendwann entscheiden müssen, den möglichen Tod meines Mannes in Kauf zu nehmen, damit unsere Kinder unbesorgt spielen können."

"Das ist wie ein Flugzeugabsturz pro Tag"

Steiner fühlt sich von der Regierung und der Gesellschaft im Stich gelassen. Es sterben jeden Tag 200 bis 300 Menschen an Covid-19, erzählt sie. "Das ist wie ein Flugzeugabsturz pro Tag", sagt die Mutter. Der Tod dieser Menschen werde bewusst in Kauf genommen. Verständnis bekomme sie für ihre Wut selten und das, obwohl sie weiß, dass andere Familien dasselbe Schicksal teilen.

Familie schützen als oberste Mission

"Uns hat das zusammengeschweißt", sagt Sabine Steiner. Ihre Familie zu schützen bleibt ihre oberste Mission. Dafür nimmt sie alle Einschränkungen und Belastungen in Kauf. Steiners Frage "Wann ist es für uns endlich gefahrlos?" bleibt jedoch unbeantwortet. 

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