Millionen-Projekt: Cuxhavens neueste Kita ist jetzt am Start
CUXHAVEN. Cuxhavens jüngste Kindertagesstätte steht im Rudolf-Kinau-Weg im Neubaugebiet "Südlich Westerwischstrom".
Von den Kindern ist der Neubau der AWO-Kita Cuxhaven schon vor ein paar Wochen in Beschlag genommen worden, die Einweihungsfeier folgte in der vergangenen Woche. Somit ist auch ein neuer Träger in die Trägervielfalt der Cuxhavener Kindertagesstättenlandschaft vorgestoßen.
Wobei die Arbeiterwohlfahrt, genauer die AWO Soziale Dienste Bezirk Hannover gGmbH, schon zuvor die zweigruppige Modul-Kita hinter der Süderwischschule betrieben hatte, um die Zeit bis zur Fertigstellung des Neubaus zu überbrücken. Dieser Standort mit je einer Kindergarten- und einer Krippengruppe bleibt bestehen.
Im November 2018 hatte der Rat die AWO mit dem Bau der Kita in Sichtweite der Hochhäuser in Süderwisch und unweit von Schule und Gnadenkirche beauftragt; ursprünglich gedacht für zwei Kindergarten-, eine Krippen- und eine Hortgruppe. Nachdem sich ein geringerer Bedarf an Hortplätzen abzeichnete, sind jetzt neben der Krippe drei Kindergartengruppen eingezogen. Und alle Plätze seien belegt, berichtet Kindergartenleiterin Petra Nette.
Gleich sechs Zwillingspärchen
Kinder aus 18 Nationalitäten mit neun Sprachen und kurioserweise auch gleich sechs Zwillingspärchen sind den 22 Kolleginnen und Kollegen (vier Männer gehören zum Team) anvertraut.
"Wir freuen uns, dass die Stadt uns die Trägerschaft übertragen hat. Wir wollen die Trägervielfalt bereichern", versicherte Angelika Tumuschat-Bruhn, stellvertretendes Präsidiumsmitglied des AWO-Bezirksverbands Hannover, am Freitag vor Bürgermeister Bernd Jothe sowie Vertreterinnen und Vertretern des Rats und der Verwaltung.
Ein heftiger Streit hatte die Entscheidung für einen neuen Träger begleitet, da andere Träger ihre über jahrzehntelang geleistete Arbeit damit unterbewertet sahen. Im Gegensatz zu den meisten Kindertagesstätten in der Stadt Cuxhaven setzt die AWO auf ein Konzept mit geschlossenen Kindergartengruppen. Drei inhaltliche Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit nannte Angelika Tumuschat-Bruhn: Lernen und Begegnung im Stadtteil, Umwelterhaltung und Partizipation.
Kinder bestimmen viel mit
Was das im Alltag bedeutet, erklärte Petra Nette beim Rundgang durch die zwei Etagen: Die Kinder redeten so weit wie möglich mit; bei der Raumgestaltung etwa oder bei der Namensfindung für die Gruppen (Muschel-, Seestern- und Fische-Gruppe). Erwachsene müssten auch akzeptieren, dass mal eine Mahlzeit ausfalle, wenn das Kind keinen Hunger habe. Und ob es für draußen eine Jacke anziehe oder nicht, liege ebenso in dessen Regie. Das werde in den Aufnahmegesprächen auch allen Eltern deutlich gemacht. Natürlich habe die Gestaltungsfreiheit Grenzen: "Sonnencreme für draußen beispielsweise ist nicht verhandelbar."
Weitere Kitas im Cuxland
Das erste Bewerbungsverfahren für eine Kita im Cuxland sei auch das bislang aufwändigste und größte gewesen, erinnerte sich Knud Hendricks, Prokurist bei der AWO Soziale Dienste. Die Kita in Cuxhaven ist die 65. dieses Trägers, der gerade in Otterndorf eine weitere Einrichtung eröffnet hat. Die nächste AWO-Kita entsteht in Cadenberge und für Beverstedt hat der Träger gerade eine Ausschreibung gewonnen.
In Erinnerung bleibe ihm dieser Bau, so Hendricks, auch wegen der Tücken bei der Gründung, in der entgegen der ursprünglichen Planung doch unumgänglich war, Dutzende von Betonpfählen tief ins Erdreich zu bringen.
Die neue Kindertagesstätte erhalten sehr viele Anfragen interessierter Eltern und auch das Team sei schnell komplett gewesen, so Hendricks. Petra Nette, zuvor Leiterin einer AWO-Kita in Hildesheim, habe sich ganz bewusst für den Wechsel an die Küste entschieden; es seien aber auch Bewerbungen aus Nordrhein-Westfalen und München gekommen - alles wegen der Lage: Cuxhaven sei ein echtes Argument - "das ist doch mal eine Idee für eine Fachkräftewerbekampagne", machte Hendricks Mut.
Endlich Platz zum Toben
Der Rundgang durchs Gebäude und den den großen Garten beeindruckte die Gäste. "Die Kinder lieben es", meinte Petra Nette zum Außengelände. Diesen Platz zum Toben hätte die Kinder in ihrer Zeit in der Modul-Kita am meisten vermisst.
In Kürze
Baubeginn: Oktober 2019, Richtfest: August 2020, Inbetriebnahme: 5. Juli 2021.
Vorläufige Gesamtkosten: rund 3,8 Millionen Euro.
Kostenbeteiligung: N-Bank 1,88 Millionen Euro, Stadt Cuxhaven ca. 1,215 Millionen Euro, Landkreis Cuxhaven: 525 000 Euro, Land Niedersachsen: 180 000 Euro.
Ursprünglich war ein Kostenrahmen von 3,3 Millionen Euro veranschlagt und als Fertigstellungstermin der September 2020 anvisiert worden. Die Kostensteigerung sowie die zeitliche Verzögerung ergaben sich unter anderem durch Corona, die nachträgliche Beauftragung zur Erstellung einer Photovoltaikanlage, Drainage- und Kanalanschlussprobleme sowie einen Bodenaustausch, damit das Gerät zur Pfahlgründung nicht versank.
Nach dieser Eröffnung und der der DRK-Kita Altenwalde im April wird schon am 11. September auch der Neubau der evangelischen Emmaus-Kita übergeben - diese Offensive war Reaktion auf den stark gestiegenen Bedarf in Cuxhaven.